Wirtschaft
Die Revolution aus dem Reagenzglas

Sandro Heindl aus Roding hat einen selbstdesinfizierenden Lack entwickelt: Jetzt hat das Militär Interesse angemeldet.

02.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:33 Uhr
Michael Gruber
In seinem Büro an der Königspergerstraße in Roding wickelt Malermeister Sandro Heindl Anfragen aus aller Welt ab. Manager internationaler Unternehmen interessieren sich für seine Erfindung. −Foto: Fotos: Gruber

Es ist Montag, kurz nach 8 Uhr, Sandro Heindls Arbeitstag an der Königspergerstraße beginnt mit einer Tasse Kaffee- und einer Konferenzschalte nach Singapur. Der Malermeister (32) sitzt im zweiten Stock eines unscheinbaren Altbaus hinter der Rathauspassage. „Power Color International“ prangt dezent auf der Fassade des Wohnhauses. Dass sich dahinter ein großes Geschäft verbirgt, wird erst klar, wenn Heindl die Bürotür öffnet. Apple-PCs auf den Schreibtischen, Flipcharts, Produktbanner. „Inzwischen interessieren sich sogar Militärs in Asien für uns“, berichtet der Rodinger Jungunternehmer. Und tatsächlich kann man von einer Wunderwaffe sprechen, die Heindl in jahrelanger Laborarbeit entwickelt hat.

Forscher an Hochschulen erstaunt

„Wir haben damit etwas geschaffen, wonach Universitäten seit 20 Jahren forschen.“Sandro Heindl

Von der Entwicklung einer derartigen Allzweckwaffe war die Hygienebranche bislang meilenweit entfernt: „Wir haben damit etwas geschaffen, wonach Universitäten seit 20 Jahren forschen.“ Im Juni 2016 hat er das Zertifikat dafür aus Nürnberg erhalten. Dort hatte ein staatlich anerkanntes Labor „Ultra Clean“ einem strengen Prüfverfahren unterzogen. Ergebnis: Sein Produkt tötet selbst jene Keime ab, vor denen die Mediziner derzeit am lautesten warnen, sogenannte Multiresistente Erreger, kurz MREs. Bedingt durch den massenhaften Einsatz von Antibiotika entwickeln diese Keime Resistenzen, gegen die nahezu kein Arzneimittel mehr ankommt. Heindl macht das stolz: „Die haben unser Produkt auf Herz und Nieren geprüft. Damit sind wir das einzige Unternehmen weltweit, das ein Mittel mit dieser Wirksamkeit anbietet.“ Untermauert wird dieses Ergebnis zusätzlich von einer international anerkannten wissenschaftlichen Langzeitstudie, die Heindl Anfang März erhalten wird. Die Liste von Heindls Kunden ist lang und wird immer länger, seitdem sich auf dem Globus herumgesprochen hat, dass Heindls Erfindung das hält, was sie verspricht.

Die wegweisende Begegnung

Sein Handwerk hat Heindl im Malerbetrieb seines Vaters Anton gelernt. Dort nahm die Idee für sein Produkt den Anfang: 1997 entwickelte Anton Heindl die Rezeptur für eine Anti-Schimmel-Beschichtung für Wände und Decken. Über Jahre hinweg habe er immer wieder versucht, das Produkt im Farbgroßhandel zu vermarkten: „Doch hieß es da nur: Wir möchten jedes Jahr Farbe gegen Schimmel verkaufen, nicht alle fünf bis zehn Jahre.“

Der Junior ließ sich nicht aufhalten. Er arbeitet weiter an der Rezeptur, bis er 2011 mit dem Inhaber einer Bäckerei in Wald ins Gespräch kam, der ihn auf das Wartungsproblem der Gärgutträger aufmerksam machte, auf denen die Teigwaren gebacken werden. Sie bestehen aus Leinenstoff und sind anfällig für Schimmel, weshalb nach spätestens vier Wochen die Bänder stillstehen und grundgereinigt werden müssen. Heindl testete seine Beschichtung – seither nimmt die Erfolgsgeschichte seinen Lauf. Was genau hinter seiner Rezeptur steckt, bleibt für die Konkurrenz geheim. Die Lösung ist chemisch chiffriert. Im Labor lässt sich die genaue Rezeptur nicht entschlüsseln. „Das erste Unternehmen aus Österreich ist damit bereits gescheitert“. Selbst auf einer Festplatte hat er keine Kopie seines Rezepts angelegt. „Ist und bleibt alles da oben“, sagt der Malermeister und tippt sich auf die Stirn.

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