Stars
Die Schauspielerin und der Fußballer

Die Geschwister Bernadette und Philipp Heerwagen stehen beide im Rampenlicht. Jedes Jahr an Weihnachten kehren sie in ihre Heimat Kelheim zurück.

01.11.2010 | Stand 16.09.2023, 21:06 Uhr

Kelheim.Beruflich erfolgreiche und zielstrebige Kinder – ein Traum aller Eltern. Für die Heerwagens hat er sich erfüllt. Während Tochter Bernadette (33) heute in Berlin wohnt und als Schauspielerin große Erfolge feiert („An die Grenze“, „Grüße aus Kaschmir“), hütet ihr Bruder Philipp (27) beim VfL Bochum in der 2.Bundesliga das Tor, musste nach einigen Patzern zu Saisonbeginn aber zuletzt auf der Bank Platz nehmen. In ihrer Kindheit lebten sie einige Jahre in Ihrlerstein und Kelheim, bevor die Familie nach Unterhaching zog.

Statistenrolle für den Bruder

„Unsere Eltern haben zu unserem Erfolg beigetragen, indem sie uns bei unseren Hobbys unterstützt, aber auch in Ruhe gelassen haben“, sagt Philipp. Dadurch sei Fußball bis zu seinem ersten Profivertrag nur ein Spiel und kein Business gewesen. „Sie haben uns keinen Druck gemacht, sich aber auch nicht gegen den Fußball oder die Schauspielerei gestellt“, ergänzt Bernadette. Bernadette entdeckte „durch Zufall“ ihre Leidenschaft. Als 15-jährige Laiendarstellerin hatte sie in einer kleinen Produktion mitgewirkt, zwei Jahre später erinnerte sich der damalige Kameramann Miguel Alexandre an sie und bat sie, in seinem Abschlusswerk für die Filmhochschule die Hauptrolle zu spielen. „Ich wusste bis dahin eigentlich nie, was ich später arbeiten will. Ich dachte immer, ich würde irgendetwas mit Sprachen machen“, blickt Bernadette zurück. Die Hauptrolle in „Nana“ öffnete ihr die Augen für ihre Berufswahl, die ihr auch ohne klassische Schauspielausbildung bereits zwei Grimme-Preise eingebracht hat. Das heißt aber nicht, dass ihr alles in den Schoß gefallen wäre: „Ich habe mir anfangs viele Tipps von Kollegen geholt und dann auch eine Sprecherziehung gemacht. Heute arbeite ich mit einem Schauspielcoach zusammen“, erzählt sie. Welche Art von Film sie dreht, ist ihr dabei egal. „Lieber einen guten Fernseh- als einen schlechten Kinofilm. Hauptsache das Drehbuch stimmt.“ Und auch auf ein Genre lässt sich die experimentierfreudige Künstlerin nicht festlegen. Derzeit steht sie in Hamburg für die Komödie „Frau Dobisch tickt nicht mehr richtig“ vor der Kamera, ab November ist sie in Lars Kraumes Film „Die kommenden Tage“ auf der Leinwand zu sehen, in dem auch ihr Bruder eine kleine Statistenrolle hat.

Schon Pläne für die Fußball-Rente

Auch Philipp hatte lange andere berufliche Pläne. „Ich wollte Militärpilot werden“, verrät er, doch dieser Traum wurde bei der Musterung jäh zerstört. Beim zweiten Ziel – dem Architekturstudium – kam dann der Fußball dazwischen: „Bevor ich zur Uni gehen konnte, bekam ich von Haching einen Profi-Vertrag angeboten.“ Da konnte er natürlich nicht ablehnen. Für die Zeit nach der Karriere hat der Fußballer schon vorgesorgt. Er wird die Sicherheitsfirma seines Vaters übernehmen, an der er heute schon als Juniorpartner beteiligt ist.

Das Fußballspielen begonnen hatte er mit sechs Jahren bei der SpVgg Unterhaching, wo er sich aus Neugier sofort ins Tor stellte. Sein Talent wurde schnell erkannt und der Aufstieg in immer höhere Auswahlteams begann, bis er in der U15 in die Nationalmannschaft berufen wurde und zum FC Bayern wechselte, wo er 2001 gemeinsam mit Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm die Deutsche A-Jugend-Meisterschaft holte. Zu manchen der früheren Kollegen hat er bis heute eine freundschaftliche Beziehung. „Wenn wir auf dem Platz aufeinandertreffen oder ich einmal in München bin, tauschen wir uns gerne aus und erinnern uns an jugendliche Zeiten“, so der 27-Jährige. Von München ging es zurück zu seinem Heimatverein und 2007 dann nach Bochum. „Die erste Saison dort war ein Seuchenjahr mit unglaublichem Verletzungspech“, sagt der Keeper. In der zweiten Saison lief es deutlich besser und er erkämpfte sich den Stammplatz im VfL-Tor, den er aber in dieser Spielzeit bereits nach dem vierten Spieltag wieder räumen musste. Den größten Tiefpunkt hat der Keeper aber im Sommer mit dem Erstliga-Abstieg erlebt. „Das war so vermeidbar, deshalb tat es unglaublich weh“, sagt er.

„Ich weiß, dass er gut ist“

Auch Bernadette erinnert sich gut an diesen Tag. „Das war schrecklich. Ich leide natürlich mit, auch wenn es für mich weniger um den sportlichen Teil, sondern um meinen Bruder geht.“ Im Stadion hat sie ihn erst einmal erlebt, dennoch verfolgt die Schauspielerin jedes Match. „Ich bin eine der Frauen, die während der Sportschau nicht gestört werden dürfen“, lacht sie und ist sich dabei sicher, dass ihr Bruder bald ins Tor zurückkehren wird. „Ich weiß, dass er gut ist und das schafft!“ Die Arbeit als Fußballprofi würde sich die Mimin aufgrund des Drucks nicht zutrauen. Andersherum bescheinigt sie Philipp, der sich selbst als Bernadettes größten Kritiker und Fan bezeichnet, ein „schauspielerisches oder zumindest komisches Talent“. Der meint dagegen: „Ich bin ein kommunikativer Typ. Überhaupt sind die zwei Berufe nur schwer vergleichbar.“ Die einzige Parallele sei, dass sie beide in der Öffentlichkeit stehen.

„Ich vermisse Bayern und Kelheim“

Zeit für persönliche Treffen finden die beiden selten. Im August waren sie gemeinsam beim U2-Konzert in Frankfurt – Bernadettes Geburtstagsgeschenk für den kleinen Bruder. Aber zumindest via Telefon und Internet haben sie regelmäßig Kontakt. Umso schöner ist es, wenn die Familie in Kelheim, wo auch heute noch der Familiensitz ist, unter dem Weihnachtsbaum zusammenkommen. „Unser Vater ist genauso wie ich ein gebürtiger Kelheimer und unsere Großeltern haben lange dort gelebt“, erzählt Philipp, der Ende August ein Torwart-Camp in seiner Geburtsstadt veranstaltete.

Der Kontakt in die Heimat ist bei beiden also nie abgerissen. Bernadette kam als Fünfjährige mit ihrer Familie nach Kelheim und ging nach dem Umzug nach Ihrlerstein in Essing zur Grundschule, bevor die Familie Richtung Unterhaching weiterzog. Philipp war damals erst vier Jahre alt. Obwohl sie schon viel gesehen haben, ist es zuhause aber doch am schönsten, findet Bernadette.

„Ich vermisse Bayern und Kelheim, vor allem die Natur oder die Zwetschgen- und Nussernte.“ Und auch das Essen in Berlin kann mit der bayerischen Küche aus ihrer Sicht nicht mithalten. „Es geht doch nichts über einen ordentlichen Schweinsbraten! Den gibt es aber nur, wenn ich ihn selber mache und dafür bin ich meistens zu faul.“ Zum Glück dauert es nicht mehr allzu lange, bis sich die Familie Heerwagen an Weihnachten wieder in Kelheim versammelt.