Interview
Die Schlossfestspiele sind ihr Highlight

Im „Sonntagsfrühstück“ erzählt die Regensburgerin Stephanie Birnthaler, wie es hinter den Kulissen abläuft.

07.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:08 Uhr
Angela Sonntag

Stephanie Birnthaler übernimmt heuer wieder zusammen mit ihrem Team die Bewirtung bei den Schlossfestspielen. Foto: Birnthaler

Stephanie Birnthaler ist Moderatorin, Eventmanagerin und Hotelchefin – schnell zusammengefasst. Die Arbeit als Moderatorin beim Regensburger Fernsehsender TVA in ihrer Sendung „Servus TVA“ ist eine „Herzensangelegenheit“. Die Organisation der Bewirtung bei den Thurn und Taxis Schlossfestspielen nennt sie „ihr Highlight im Jahr“. Den Beruf als Unternehmerin im Hotel Goliath, Hotel David und Business-Hotel Dock1, die sie mit ihrem Mann zusammen führt, würde sie niemals tauschen wollen. Ganz nebenbei ist sie Mutter von zwei Töchtern. Das sind ganz schön viele Hochzeiten, auf denen sie tanzt – könnte man meinen. Und doch ist es glaubhaft und ehrlich, wenn sie über jeden einzelnen ihrer „Jobs“ spricht und dabei schwärmt, warum sie keinen davon hergeben will.

Frau Birnthaler, jetzt sind es nur noch knapp zwei Wochen bis zu den Schlossfestspielen. Wie ist der Stand der Vorbereitungen?

Bei uns ist es Gott sei Dank mittlerweile so, dass die Abläufe eingespielt sind. Jeder weiß, was er tun muss. Wir haben große Listen, die abgearbeitet werden. Wichtig ist, dass man die Sachen, die man braucht, rechtzeitig bestellt. So zum Beispiel das Zelt. Das muss genau getaktet sein, wann es aufgebaut wird, wann die Möbel kommen, wann die Bars, wann die Lieferungen der restlichen Sachen. Aber das ist zum Glück alles schon in trockenen Tüchern. Schließlich beginnt der Aufbau ja jetzt Anfang Juli.

Wann beginnen Sie denn mit den Vorbereitungen?

Das geht eigentlich schon weit vor Weihnachten los. Sobald das Programm für die Festspiele im nächsten Jahr steht, starten auch bei uns die Abläufe. Wir beginnen zu dieser Zeit mit dem Menüverkauf. Wenn man es so sieht, ist es also eine kurze Pause...

Wie sieht es mit Ihren persönlichen Emotionen vor den Festspielen aus? Ist das mittlerweile schon Routine oder doch immer wieder Vorfreude und Aufregung?

Es ist immer Vorfreude mit unterschwelliger Aufregung. Das sind schon sehr spezielle Gefühle. Das ganze Team fiebert darauf hin. Das ist aber auch wichtig. Die Schlossfestspiele sind für uns das Ereignis des Jahres. Wir haben aber nur diese zehn Tage, in denen dann alles klappen sollte oder eher klappen muss. Man darf nicht vergessen, der Aufwand ist enorm. Sowohl für den Veranstalter als auch für uns im Catering ist das eine riesige logistische Aufgabe – und dahinter stecken enorme Kosten. Und nebenher müssen wir immer darauf hoffen, dass das Wetter mitspielt, dass man an den zehn Tagen das Geschäft optimal ausführen kann.

Wie kam es denn grundsätzlich zur Zusammenarbeit?

Das lief eigentlich über das Hotel. Seit es das Goliath gibt, haben wir eine sehr enge Verbindung zu Reinhard Söll(Chef der Odeon-Concerte und Veranstalter der Schlossfestspiele, Anm. d. Red.). Reinhard Söll war einer der Ersten – das muss man ganz klar sagen –, der uns das Vertrauen geschenkt und die Stars seiner Schlossfestspiele in unserem Hotel untergebracht hat. Ich sehe ihn heute noch, wie er durch unser Hotel gegangen ist, das damals noch nicht fertig war. Das war 2007 und wir standen vor der Eröffnung. Reinhard Söll hat trotzdem in das unfertige Hotel seine Gäste eingebucht. Er hat uns vorab das Vertrauen geschenkt. Damit war das Hotel Goliath von Anfang an eine Art Partner der Schlossfestspiele. Wir haben auch mittlerweile sehr viele Gäste, die jedes Jahr wieder zu den Schlossfestspielen anreisen. Und so kam es dann eben auch dazu, dass wir gefragt worden sind, ob wir uns nicht auch vorstellen könnten, die Bar im Schloss zu übernehmen.

Sie haben 2010, als Sie anfingen, zuerst nur die Bar und die Lounge geführt. Wie kam es dazu, dass Sie das Catering auch noch übernommen haben?

Das war drei Jahre später. Anfangs haben wir uns eher ein wenig dagegen gesträubt. Weil es einfach ein Wahnsinns-Aufwand ist. Aber, ich glaube, ich kann sagen, dass wir auch das bis jetzt ganz gut hingekriegt haben.

Sie bereuen die zusätzliche Aufgabe also nicht?

Die Erweiterung auf das Zelt war ja, wie erwähnt, nicht ganz freiwillig. Der vorherige Caterer wollte nicht mehr weitermachen. So wurden wir angefragt und haben nach ein wenig Überlegen doch gesagt: „Wir trauen uns“. Die Bewirtung bei den Schlossfestspielen macht man nicht unbedingt, weil man ein Geschäft machen will. Da muss man schon eher sehr viel Herzblut reinstecken – und man muss das hohe Risiko einfach mittragen.

„Die Absage von Elton John bei den Schlossfestspielen war nicht lustig. Aber wenn du so etwas erlebst – und überstanden hast –, schockt dich so schnell nichts mehr.“Stephanie Birnthaler

Was ist denn der „worst case“, das Schlimmste, das passieren könnte?

Heuer haben wir so einen worst case. Die Absage von Charles Aznavour ist schon hart zu verdauen. Und das Gleiche hatten wir im ersten Jahr, in dem wir das Zelt übernommen haben, als Elton John abgesagt hat. Das war drei Tage vor der Premiere. Wenn du so etwas erlebst – und überstanden hast –, schockt dich so schnell nichts mehr. Damals war natürlich alles ausgebucht und wir mussten vor der Premiere alle Menüs wieder zurücküberweisen. So einen Tag Ausfall zu verkraften, war definitiv nicht lustig. Aber so ist Festival. Wir hatten das ja schon öfter, Tom Jones ist auch schon ausgefallen. Da muss man dann durch. Auch wenn es für den ganzen Aufwand sehr schade ist. Wir sind zehn Tage auf Vollgas und wenn dann ein Tag ausfällt, muss man sich und das Team auch wieder ganz neu motivieren und aufbauen.

Dann wollen wir mal nicht schwarzmalen, sondern eher auf das Positive schauen: In den Jahren, die Sie bis jetzt dabei waren, sind bestimmt auch viele schöne Momente passiert. An welchen erinnern Sie sich besonders?

Das Besondere und das Schönste für uns ist, wenn die Vorstellung vorüber ist und die Protagonisten ins Zelt kommen und sich sozusagen unter die Leute mischen. Ganz besonders schön war es bei Jonas Kaufmann. Das sind Momente – nicht weil es Stars sind, die zu uns kommen –, sondern, weil sich alles mischt. Das ist eine einzigartige Atmosphäre. Aber auch letztes Jahr, als bei Zucchero genau an diesem Abend eine richtige italienische Sommernacht war – das sind einfach Augenblicke, die könnten schöner nicht sein.

Sie arbeiten an diesen Schlossfestspielen auch als große Familie. Ihr Vater in der Küche, Ihre Mutter im Service, Ihr Mann im Barbereich. Was sind die Vorteile, wenn man als Familie zusammenarbeitet und was – wenn es sie denn gibt – die Nachteile? Kann man zuhause beispielsweise abschalten?

Ja, abschalten können wir schon. Der Vorteil ist eher, dass jeder weiß, was er zu tun hat. Als wir damals angefragt worden sind, ob wir das Zelt übernehmen, habe ich zu meinen Eltern gesagt: „Wir brauchen euch dazu.“ Nur deshalb konnten wir das übernehmen. Das Wissen und Können meines Vaters in der Küche und die Erfahrung meiner Mutter im Service – das findet man so schnell nicht wieder. Ich wusste, wenn wir an einem Abend innerhalb von 1,5 Stunden 400 Gäste verköstigen wollen, dann schaffen wir das nur gemeinsam. Uns hilft au´ßerdem noch der ehemalige Küchenchef vom Hotel David, Markus Wagner. Zusammen mit meinem Vater in der Küche ergänzen sie sich perfekt. Und ich weiß hundertprozentig, ich kann mich verlassen. Das ist ja doch auch logistisch eine Herausforderung. Du bist auf der grünen Wiese, hast eine Behelfsküche – natürlich haben wir eine Vorbereitungsküche –, aber wir müssen auf 1,5 Stunden die Menüs an den Tisch bringen. Parallel laufen verschiedene Empfänge und andere Veranstaltungen. Meine Mutter ist an meiner Seite im Zelt, wir kümmern uns um das Ambiente und den Service und decken beispielsweise die Tische mit ein. Auch wir harmonieren da ganz gut. Und mein Mann ist zuständig für die Bars. Uns macht es also eher Spaß, dass wir alle zusammenarbeiten.

Aber diese zehn Tage sind dann für Ihre Familie schon eine Ausnahmesituation? Für Ihre Kinder haben Sie wahrscheinlich kaum Zeit ...

Mittlerweile ist es einfacher. In den Jahren davor, als die Kinder noch viel kleiner waren, haben wir die Kinderbetreuung während der Festspiele komplett organisiert. Es gibt zwar tagsüber schon ab und zu Leerlauf, aber das ist nicht viel. Abends ist man nicht zuhause, da musste jemand für die Kinder da sein. Jetzt ist es so, dass unsere Große schon mithelfen möchte. Das wird also alles ein bisschen einfacher.

Auch Sie werden in dieser Zeit wahrscheinlich nicht zu Schlaf kommen, oder?

Nein, nicht wirklich. Aber das weiß man ja vorher. Der Tag ist tatsächlich immer sehr schnell vorbei. Wir decken am Vorabend ein für den nächsten Tag. Unsere Tische müssen jeden Tag neu gestellt werden, weil die Belegung sich täglich ändert. Tagsüber kommen die Lieferungen, ab mittags ist auf dem Platz voller Betrieb. Zwischen 17 und 18 Uhr fährt man kurz nach Hause, um sich umzuziehen. Um 18 Uhr sperren die Tore auf und dann geht’s los.

Die Festspiele sind zwar Ihr Highlight, wie Sie vorher gesagt haben, die restlichen Tage im Jahr sind Sie jedoch im Hotel. Warum haben Sie sich damals für die Hotelbranche entschieden?

Faszinierend bei der Arbeit im Hotel ist für mich, dass ich den Gästen eine schöne Zeit bereiten kann. Wir haben viele Stammgäste. Wenn diese Gäste jedes Jahr wiederkommen, dann wissen wir, welches Zimmer sie gerne haben oder was sie zum Frühstück essen. Unser Hotel ist von daher eher familiär geführt. Das gelingt wohl ganz gut, sonst würden die Gäste nicht wiederkommen. Und das wiederum macht mir sehr viel Freude. Ich möchte keinen anderen Beruf haben, weil es wahnsinnig erfüllend ist.

Wie ist dann Ihr Blick auf den Tourismus in Regensburg? Das Hotel Goliath ist mitten in der Innenstadt und gerade einheimische Regensburger äußern sich in den letzten Jahren negativ, dass zu viele Touristen die Altstadt überschwemmen.

Ich muss da vorsichtig sein. Ich ecke auch manchmal ein wenig an. Das hat aber nichts damit zu tun, dass wir hochnäsig wären und nur Touristen mit Geld bei uns haben wollen. Darum geht es uns nicht. Ich bin der Meinung, wir müssen mehr Augenmerk darauf legen, dass die Besucher länger bei uns bleiben. Klar lässt sich das nicht vermeiden, wenn es um die Gäste geht, die mit dem Schiff kommen. Die sind nur kurz da. Aber man muss den Leuten zeigen, dass Regensburg einiges zu bieten hat. Es gibt so viel zu entdecken, so dass man zwei, drei Nächte in der Stadt bleiben könnte. Und diesen Gast müssten wir wieder stärker abholen.

Man kennt Sie ja nicht nur von den Schlossfestspielen und aus dem Hotel, sondern auch als Moderatorin von TVA. Auf was werden Sie denn am meisten angesprochen?

In Regensburg kann ich das gar nicht so unterscheiden, man grüßt und wird begrüßt. Aber in Städten außerhalb von Regensburg wie Abensberg, Kelheim, Cham oder Straubing – also im Sendegebiet – ist der Wiedererkennungswert durch TVA ganz stark. Da merkt man, die Leute sind verwurzelt in der Region, sie schauen ihren lokalen Sender und da ist meine Sendung, die eher in Richtung Brauchtum und Tradition geht, anscheinend stark im Fokus. Und ich muss sagen, es freut mich sehr, wenn ich darauf angesprochen werde.

Haben Sie jemals daran gedacht, die Aufgaben als Moderatorin ganz aufzugeben?

Bevor wir das Hotel übernommen haben, war ich Vollzeit als Redakteurin bei TVA und Chefin vom Dienst. Ein Jahr bevor ich dann ins Goliath gegangen bin, habe ich die Redakteursstelle aufgegeben und bin jetzt nur noch freiberuflich. Einmal in der Woche moderiere ich die Sendung „Servus TVA“, bin aber nicht mehr für die Inhalte zuständig, sondern bekomme die Infos von der Planung und übernehme dann die Moderation. Aber es ist trotzdem noch meine Sendung und ich würde sie derzeit auch nicht aufgeben wollen(schmunzelt). Man darf natürlich nie nie sagen. So etwas kann sich ja auch totlaufen. Wer weiß, ob die Zuschauer das ewig sehen wollen. Nächstes Jahr habe ich 20-Jähriges mit der Sendung. Für mich ist das nach wie vor eine Herzensangelegenheit.

Noch eine letzte Frage zu den Schlossfestspielen: Wenn Sie sich einen Künstler aussuchen dürften, der zu den Schlossfestspielen kommt, wen würden Sie sich wünschen?

Ach da sind einige(lacht). Auf meiner Liste, und bestimmt nicht nur auf meiner, steht Anna Netrebko. Am besten in Kombination mit ihrem Mann. Das ist nur leider für den armen Herr Söll wohl nicht bezahlbar. Aber das wäre schon gleichzusetzen mit Elton John damals. Was aber auch ein Wahnsinn wäre – wir sagen das schon seit Jahren – wäre Helene Fischer. Auch wenn das vielleicht nicht meine Musik ist. Aber in Regensburg wäre sie bestimmt der Renner.

Der Text ist eine Leseprobe aus der Sonntagszeitung, die die Mittelbayerische exklusiv für ePaper-Kunden auf den Markt gebracht hat. Ein Angebot für ein Testabo der Sonntagszeitung finden Sie in unserem Aboshop.