Naschwerk
Die süßen Seiten des Advents: Stutzbockerl, Niglboggerl

Ostbayerische Bäcker verwöhnen ihre Kundschaft mit Spezialitäten, die einzigartig sind.

03.12.2010 | Stand 16.09.2023, 21:09 Uhr
Judith Kumpfmüller

Waldmünchen.Alljährlich um den 6.Dezember, den Nikolaustag, gibt es in der Bäckerei Bücherl in Waldmünchen in der Oberpfalz alle Hände voll zu tun. Seit fünf Generationen werden hier nur in den Tagen um Nikolaus die „Stutzbockerl“ gebacken. Lustig geformt sind diese Hefestücke, die bei Bäckermeister Hans Bücherl hergestellt werden. Die traditionellen Gebildbrote gibt es in den eigenartigsten Formen: Aus dem Backofen kommen Trompeten, Hörner, Scheren, Schnecken, Hasen, Strohsäcke, Pfeifen, Himmelsschlüssel und vieles mehr. 14 verschiedene Formen sind noch vom Urgroßvater des heutigen Bäckermeisters überliefert. Niemand weiß genau, seit wann es die Stutzbockerl gibt. Die seltsamen Formen und die Art der Herstellung haben sich von Generation zu Generation weitervererbt und versüßen den Nikolausbesuch.

Von morgens bis abends steht Hans Bücherl in der Backstube, um genügend Stutzbockerl vorrätig zu haben, denn das außergewöhnliche Gebäck ist inzwischen weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. „Die Stutzbockerl sind sehr beliebt bei den Kunden, die Vorbestellungen kommen schon Wochen vor Nikolaus bei uns an“, freut sich der Bäckermeister.

Ein ganz besonders Gebäck gibt es am Nikolaustag auch in Rattenberg im Landkreis Straubing-Bogen. Hier wird am 6. Dezember das Patrozinium der Pfarrkirche St. Nikolaus gefeiert und auf dem Dorfplatz findet ein großer Nikolausmarkt statt. In dieser Zeit herrscht Hochbetrieb in der Backstube der Bäckerei Eidenschink. Schon Tage vor dem 6. Dezember beginnt man hier mit der Herstellung eines Gebäcks, das es sonst nirgends gibt: die „Niglboggerl“. Selbst die alteingesessenen Rattenberger können sich nicht erinnern, wie lange es dieses traditionelle Gebildbrot am Nikolaustag schon gibt. Auch der Ursprung des Namens ist selbst dem Bäckermeister nicht bekannt. Vier Hörner oder Füße hat das „Boggerl“, und so glauben manche, dass die „Boggerl“ die Hörner des Krampus symbolisieren, des gefürchteten Begleiters des heiligen Nikolaus. Wie die Stutzbockerl in Waldmünchen werden auch die Rattenberger Niglboggerl in reiner Handarbeit hergestellt. Das Rezept wurde auch hier von Generation zu Generation weitergegeben und als Josefine Eidenschink die Bäckerei vor zwei Jahren übernahm, hat sie auch das Boggerl mit übernommen. „Heuer mussten wir sogar früher mit dem Backen anfangen, weil die Kunden schon gebettelt haben, wann es endlich die Niglboggerl wieder gibt“. Nur an einigen Tagen wird das Gebäck verkauft: Am Nikolaustag, auf dem Rattenberger Nikolausmarkt, der heuer am 5.Dezember stattfindet und an den Samstagen im Advent.

„Wie ein gutes Eierweckerl schmeckt das Niglboggerl“, sagt Josefine Eidenschink. „Wir nehmen noch einen echten Eierweckerlteig, der zusätzlich verfeinert wird. Und durch die vier knusprigen Füße oder Hörner schmeckt es noch besser.“ Am allerbesten schmeckt das Niglboggerl nach Aussage der Einheimischen in einer ungewöhnlich Kombination: mit einer frischen Rosswurst.