Heimatgeschichte
Die weiße Frau geht auf Burg Wolfsegg um

Realschüler aus Regensburg spüren einer bekannten Sagengestalt nach und wollen wissen: Was ist dran an den Spukgeschichten?

17.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:03 Uhr
Imposante Ansicht der Burg Wolfsegg −Foto: Daniela Hinderberger

Es ist ein Freitag im Juni als wir, die Klasse 8c der Privaten Realschule Pindl, zum Burgtor der Burg Wolfsegg hinauf marschieren. Rudolf Bleicher, der Burgführer, erwartet uns schon. Wir stellen uns vor und sofort beginnt die Führung durch die 700 Jahre alte Burg. Unser Burgführer zeigt uns viele verschiedene Räume und auch das „Gobelinzimmer“, also den Raum, in dem die weiße Frau vermutlich ermordet wurde.

Weiße Frauen gibt es in Bayern mindestens 13 an der Zahl. Die Sagengestalten wurden angeblich schon mehrere Male gesehen. Rudolf Bleicher erzählt uns zudem, wie die Sage auf der Burg Wolfsegg begann, nämlich mit einem Erbstreit zwischen Klara von Helfenstein, der weißen Frau, und Ulrich von Laaber, dem Burgherren.

Wurzeln im 15. Jahrhundert

Die Sage hat ihre Wurzeln im 15. Jahrhundert. Ulrich war wie so oft auf Reisen, doch Klara, seine Frau, brauchte einen Mann an ihrer Seite. Also ließ sie sich mit Georg Moller, dem Besitzer der Hammermühle von Heitzenhofen, ein. Als Ulrich dies erfuhr, heuerte er zwei Bauernburschen an, um seine Frau umbringen zu lassen. Seitdem geht ihr Geist auf der Burg um. Die Geschichte könnte sich aber auch anders zugetragen haben.

Der Mann der weißen Frau, eben dieser Ulrich von Laaber, hatte es angeblich auf die Hammermühle abgesehen und wollte diese kaufen. Er heuerte seine Frau Klara an, um dem Hammerherrn, Georg Moller, schöne Augen zu machen und ihn um den Finger zu wickeln, damit dieser dem Verkauf zustimmte. Der Plan ging aber nicht auf, da Klara sich in den Hammerherrn verliebte und ihren Mann betrog. Ulrich war natürlich eifersüchtig und heuerte daher zwei Bauernburschen an, um seine Frau in der Burg umbringen zu lassen.

Weiße Nebelstreifen im Burghof

Unser Experte erzählt von mehreren Zeugen, die die weiße Frau beobachtet haben wollen. Mehrere Personen sahen immer wieder einen weißen, nebelartigen Streifen im Burghof, der sich nach einiger Zeit wieder auflöste. Auch wenn 1968 der New Yorker Parapsychologe Hans Holzer und sein Medium Edith Riedl aus Wien die Burg untersuchten und im „Gobelinzimmer“ besonders starke Schwingungen spürten, weiß man heute immer noch nicht, ob die weiße Frau tatsächlich existiert. Interessant ist aber, dass Ulrich von Laaber sowie seine beiden Kinder kurz nach dem Tod seiner Frau ebenfalls starben. Damit endete das Geschlecht der Laaberer.

Heute wird die Burg vom Kuratorium „Burg Wolfsegg e.V.“ gepflegt und erhalten. Unter anderem werden im Burghof Theaterstücke aufgeführt.

Gibt es die weiße Frau nun auf der Burg Wolfsegg? Eine Antwort auf unsere Frage haben wir nicht wirklich bekommen. Wir können uns unsere eigene Meinung nur anhand der Erzählungen des Burgführers bilden und hoffen, dass die Spukgestalten nur in Wolfsegg hausen.

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