Erziehung
Die Werkstatt der kleinen Wichtel

Weil Kinder Kinder sein sollen, hat Evi Mannhart vor 10 Jahren die erste Einrichtung für Unter-Dreijährige in Cham gegründet.

12.08.2015 | Stand 16.09.2023, 7:02 Uhr
Bunt ist’s bei den Wichteln – und das seit jetzt zehn Jahren. Evi Mannhart (Mitte) hat sie gegründet. Kinderpflegerin Daniela Laurer (re.) macht mit. −Foto: ck

Erdperlen, Handa, Tetaz und Pimpim – das ist Wichtelsprache, die natürlich nicht jeder versteht. Wichtel sind für viele von uns einfach zu kreativ, dazu oft verschrieen als Fabelwesen. Und kleine Wichtel sowieso. Außerdem sind sie eigentlich nachtaktiv – das weiß jedes Kind. Deshalb schlafen sie auch mittags, wenn man bei ihnen zu Hause an der Galgenbergstraße in Cham vorbeischaut. Eigentlich, um zu sehen, wie sie ihrem zehnten Geburtstag entgegenfiebern, der am 5. September gefeiert wird. Doch aus der Ruhe bringen lassen sich die Kleinen nicht. Und auch Evi Mannhart nicht. Die ist die Chefin im Wichtelhaufen und hat in Cham vor zehn Jahren dieerste private Kinderbetreuung für Kleineunter drei Jahren ins Leben gerufen.

Geburt zum Eigennutz

Die Geburt der Wichtel geschah damals aus Eigennutz. „Es gab nichts für Unter-Dreijährige“, beschreibt Mannhart. Was heute selbstverständlich ist und vom Staat mittlerweile massiv gefördert wird, war damals in Westdeutschland in den Kinderschuhen, im Landkreis nur als Idee im Raum. Deshalb stellte sie kurzerhand selbst etwas auf die Beine. Für die gelernte Bankkauffrau war es etwas Fachfremdes, aber dennoch der Traumjob, wie sich herausstellte.

Verdoppelter Platz

Dann gab es wieder eine Verdoppelung: 200 Quadratmeter sind es heute im Haus an der Galgenbergstraße und ein kleiner Garten. Doch damit nicht genug. Als die Anfragen nach Plätzen nicht abbrachen, gründete Evi Mannhart neben der mittlerweile ausgewachsenen Kinderkrippe auch noch eine Großtagespflegestelle in der Altstadt – verkehrsgünstig gelegen neben dem Parkhaus und über dem Easy. Und verdoppelte den Platz noch einmal auf jetzt insgesamt 400 Quadratmeter in beiden Einrichtungen. Sie beschäftigt mittlerweile unter anderem zwei Kinderpflegerinnen und zwei Erzieherinnen.

Mit wachsender Kinderschar wuchsen auch die Anforderungen. Ab zehn Wichtel braucht man eine Erzieherin. Die Ausbildung hat Evi Mannhart nach der Kinderpflegerinnen-Ausbildung kurzerhand noch draufgesattelt. Und zwar extern in Regensburg – sozusagen berufsbegleitend.

Was heute Kindern fehle, sei zum einen das kindgerechte Aufwachsen. Sie müssten zum Ballett, zum Klavierunterricht – seien ausgebucht ohne Freizeit. Zum anderen fehle oft das Sozialverhalten, da Kinder allein aufwachsen sowie zu viel und zu früh Fernsehen oder Computer kennenlernen würden. In Krippe und Pflegestelle könnten sie sich kindgerecht entwickeln – hier seien Spiele wie Puzzles und Knete wichtig – und Sozialverhalten einüben. Sie hätten beobachtet, dass Kinder etwa mit Sprachdefiziten hier Riesensprünge machen würden. Auch motorisch sei dies so.

Was die Einrichtungen auszeichnet, ist ihre Flexibilität. Geöffnet ist von 7 bis 18 Uhr. Neben der Betreuung kann man das Wichtelteam auch für Kindergeburtstage zum Kinderschminken mieten oder einfach zur Kinderbetreuung zu Hause.

Das jüngste Kind in Wichtel-Betreuung war bisher acht Wochen alt, die Ältesten wechseln mit drei in den Kindergarten. Doch rührig wie Evi Mannhart nun einmal ist, ist nicht Schluss mit der Expansion. Ab September dieses Jahres darf sie auch ältere Kinder aufnehmen – dann geht das Altersspektrum der Großtagespflegestelle von null bis sechs Jahre.

Kommt ein Kinderhotel?

An den Schuhen sägen

Mittlerweile ist eine gute Zeit des Mittagsbesuchs vergangen, ein Teil der kleinen Wichtel sind wach geworden und suchen Beschäftigung. Maria und Amalie sind eher gemütlich, kneten mit dem Zaubersand wortlos am Tisch, während Bryan und Theodor daran gehen, die Schuhe des Wichtelbesuchers mit Plastiksägen zu bearbeiten. Wer es sich nicht versauen möchte mit den Wichteln, kann sich mit ein paar Erdperlen – also Erdbeeren – einschmeicheln oder eine Postablume – natürlich Pusteblume – mitbringen und gemeinsam auspusten. Am Geburtstag, am 5. September, wird das jedoch schwierig werden.