Außenansicht
Eigenheim ist Lebenstraum

Es braucht Rahmenbedingungen, die es Familien ermöglichen, den Traum vom Eigenheim zu realisieren, meint unser Gastautor.

09.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:36 Uhr
Manfred Jost
Manfred Jost ist Präsident des Verbands Wohneigentum. −Foto: Jost

Wie muss Wohnen sich entwickeln, um einer sich verändernden Lebenswirklichkeit gerecht werden zu können? Eine Frage, die die Gemüter bewegt. Die Debatte macht deutlich: Der Traum vieler Familien vom selbstbestimmten Leben im eigenen Häuschen ist offenbar keine zweifelsfrei gesellschaftlich akzeptierte Selbstverständlichkeit mehr. Ja mehr noch: Selbstnutzende Wohneigentümer, die lange auf ihr Eigenheim mit Garten hingearbeitet und gespart haben – auch im Hinblick auf eine verlässliche Altersvorsorge –, fühlen sich plötzlich als „Ökosünder“ in die Ecke gedrängt.

Einfamilienhäuser verbrauchen viel Fläche, Energie und Baustoffe, so der Vorwurf. Aber schon jetzt wird mehr Bestand erworben und saniert als tatsächlich neu gebaut. Zudem spielt die Auswahl an ökologisch sinnvollen Baumaterialien im Eigenheimbau eine immer größere Rolle. Ohne Frage: Klimapolitisch stehen wir vor enormen Herausforderungen. Aber wer heute baut, realisiert bereits hohe energetische Standards. Laut KfW-Energiewendebarometer sind gerade die Bewohner von Eigenheimen in Sachen erneuerbare Energien gut aufgestellt. Gut 37 Prozent haben mindestens eine Technologie wie Solarthermie, Photovoltaik oder Wärmepumpen oder ein Elektroauto im Einsatz. Auch bei der Reduzierung der CO2-Emissionen im Gebäudebestand übernehmen Wohneigentümer Verantwortung.

Wohnraum ist knapp. Wenn ehemalige Mieter eine Immobilie bauen und beziehen, machen sie eine Mietwohnung frei. Das kommt dem Wohnungsmarkt insgesamt zugute (Sickereffekt). Entwicklungspotential gibt es auch in der Neu-Organisation bestehenden Wohnraums durch Bestandssanierung, Umnutzung leerstehender Bausubstanz oder Innenentwicklung mit Programmen wie „Jung kauft Alt“. Dennoch muss in Städten wie im ländlichen Bereich mit Augenmaß die Einzelbebauung im Neubau weiterhin möglich sein. Was wir also nicht brauchen, ist eine stigmatisierende Eigenheim-Debatte. Was wir brauchen, sind unterstützende Rahmenbedingungen, die es jungen Familien ermöglichen, den Traum vom Eigenheim zu realisieren. Dazu gehören beispielsweise die Verstetigung des Baukindergeldes und das Senken der Nebenkosten beim Immobilienerwerb. Ein lebendiger, vielfältiger Wohnungsmarkt ist ohne das Eigenheim nicht denkbar.

Die Außenansicht gibt die subjektive Meinung des Autors wieder und nicht unbedingt die der Redaktion.