Kunst
Ein Bild, das (k)eine Million kostet

In Cham hängt bald ein „Damenbildnis“ von Gabriele Münter. Die Malerin wurde in London mal für eine Million Dollar gehandelt.

05.11.2015 | Stand 16.09.2023, 6:54 Uhr
Ernst Fischer
„Damenbildnis“, Öl auf Leinwand, 54 x 46 cm – dieses Bild von Gabriele Münter hängt ab 15. November im Chamer Cordonhaus bei der Ausstellung „Münchner Secession – Tradition & Gegenwart.“ −Foto: Cordonhaus

Kleine Hausaufgabe für Sie, liebe Leser: Googeln Sie doch mal „Gabriele Münter“ und „Christie’s“! Und Sie werden sofort auf diesen Eintrag stoßen: „Gelbes Haus mit Apfelbaum“, „Price realized: 535 700 £/1 054 258 $“. Das sind umgerechnet 964 188 Euro. Genau für diese Summe ist am 4. Februar 2008 das „Gelbe Haus mit Apfelbaum“ von Gabriele Münter beim „Evening Sale“ desAuktionshauses Christie’sin London unter den Hammer gekommen.

Vom wahren Wert der Kunst

„Gabriele Münter 1877-1963, Damenbildnis, Öl auf Leinwand, 54 x 46 cm“ – So steht es im Katalog, der die nächste Ausstellung imChamer Cordonhausbegleitet. Das „Damenbildnis“ ist das prominenteste Aushängestück der wohl hochkarätigsten Präsentation, die je in der städtischen Kunstgalerie gezeigt wurde. Titel: Münchener Secession – Tradition & Gegenwart“.

„Immer diese Zahlen! Ich finde das so schrecklich!“ Anjalie Chaubal hört es gar nicht gern, wenn wir ihr mit der Millionensumme ins Haus fallen, die mal für ein Münterbild bezahlt worden ist. Und was das „Damenbildnis“ im Cordonhaus wert ist, darüber will sie schon gar nicht reden – jedenfalls nicht, wenn man den Wert nur in Geld bemisst.

Nur soviel: Kein Gedanke von Millionenwerten! Die Versicherungssumme für die gesamte Ausstellung sei jedenfalls nur um ein paar Hundert Euro höher als bei „normalen“ Ausstellungen. „Und das liegt alles noch im Rahmen unseres Budgets.“

Die „Münchener Secession“

Die „Münchener Secession“ ist eine Gruppe, die sich im Jahr 1892 gegründet hat, um bewusst aus dem konservativen Mief der etablierten Künstlervereinigung herauszubrechen. Damit sind Namen verbunden wie Max Liebermann, Franz von Stuck, Franz von Lenbach, Lovis Corinth oder Wassily Kandinsky, mit dem unsere besagte Gabriele Münter zusammengelebt hat.

Nein, wir fragen jetzt nicht nach dem Preis: „Schrecklich, diese Zahlen!“ Anjalie Chaubal sagt: „Meine Aufgabe sehe ich darin, Menschen für Werte zu gewinnen, die nicht in Geld gemessen werden.“ Und sie glaubt, dass ihr das in den drei Jahren ihrer Amtszeit auch ganz gut gelungen ist.

Sie geht für Kunst auf die Straße

Deshalb geht diese Frau auch gern auf die Straße – „in den öffentlichen Raum“. In diesem Sommer hat sie das Projekt „Kunst am Chamer Marktplatz“ angeleiert mit dem Kopf-Riesen eines tschechischen Bildhauers aus Granit. Anjalie Chaubal freut sich über die Diskussion, die sich darüber entwickelt hat – gerade weil die Meinungen „ziemlich kontrovers“ gewesen seien! Und auch wenn bei Facebook eher ein „Shitstorm“ über den Granitkopf am Marktplatz hergezogen ist.

Und deshalb wird es Kunst am Marktplatz noch mindestens die nächsten fünf Jahre geben. Für 2016 ist schon eine Klasse der Münchner Kunstakademie dafür eingeladen. Sie dürfen „praktisch alles machen“ auf dem Chamer Marktplatz. Was sie wollen, das haben sie jetzt noch nicht gesagt. Aber Anjalie Chaubal ist sich sicher: Es wird wieder was zu reden geben in Cham – über Kunst. Und darum geht’s!

Und die negative Überraschung? Anjalie Chaubal überlegt …und überlegt …und überlegt… Dann sagt sie: „Nee, da fällt mir jetzt echt nix ein.“