Tierheim
Ein bisschen Hund aus dem Internet

Ein Chihuahua für die Teetasse und wieder ein herrenloser Staffordshire Kampfhund – im Tierheim geben sich Extreme die Pfote.

26.03.2015 | Stand 16.09.2023, 7:10 Uhr
Heinz Klein
Löst sofort Brutpflegeinstinkte aus: der Chihuahua-Winzling Cookie mit 1050 Gramm. −Foto: Klein

Das zitternde Hündchen tapst zielgerichtet zum nächstgelegenen Menschenarm, um sich dort sofort dankbar in eine Ellenbeuge hineinzukuscheln: Cookie heißt der Winzling, der im Tierheim an der Pettendorfer Straße 10 in Sachen Leichtigkeit alle Rekorde bricht. 1050 Gramm bringt der zweieinhalb Jahre alte Chihuahua auf die Waage. Diese kleinste Hunderasse der Welt wird gerne als „Pocket Size“ oder als „Teacup-Chihuahua“ angepriesen.

Kleiner Hund für großen Geldbeutel

Der Vergleich mit der Tasse hat was, denn dieses Tierchen ist auf alle Fälle so empfindlich wie eine hauchdünne Porzellantasse, sagt Tierheim-Mitarbeiterin Andrea Aumeier. Und deshalb braucht man für einen so kleinen Hund am besten einen großen Geldbeutel, warnt Tierheimleiterin Christine Hirschberger. Die auch als Qualzucht kritisierte Mini-Rasse ist empfänglich für alle möglichen Krankheiten. Und so hat sich das Frauchen von Cookie mit einigen Hundert Euro für eine Operation finanziell so verausgabt, dass sie den Winzling nach Bezahlung aller Rechnungen im Tierheim ablieferte, weil sie neuen Rechnungen nicht mehr gewachsen wäre.

Cookie muss noch unters Messer

Cookie geht es nun wieder gut, aber er wird wohl eine Sparkasse bleiben, befürchtet Andrea Aumeier. Deshalb sucht man nun für den Winzling ein liebevolles und gut situiertes Frauchen, das mit diesem filigranen Hündchen sorgsam umgeht. Charme hat Cookie übrigens schon, er löst gemäß dem Kindchenschema bei so ziemlich allen Menschen sofort den berühmten Brutpflegereflex aus. Trotzdem muss Cookie nach einer Operation am Hals nochmals unters Messer. Es soll ihm an seine Manneskraft gehen, falls der Tierarzt das edel Teilchen des Winzlings findet. Schließlich sollen diese Extreme nicht noch weitergezüchtet werden. Ach ja, bleibt noch die Frage, woher Cookie kam? Aus dem Internet – über eBay. So kauft man keine Hunde, sagt die Tierheim-Mannschaft.

Im Tierheim muss derzeit noch ein Winzling seine Quarantänezeit absitzen. Mit dem Winzigsein wird es sich aber bald haben, denn hier wächst ein Staffordshire Bullterrier heran, Vertreter einer Rasse, die zu den Kampfhunden gezählt wird und in Bayern nicht gehalten werden darf. Der „Staff“ stammt aus einem in Deutschland zugelassenen Kleinlaster, der von einem Serben gesteuert und in Regensburg von der Polizei gestoppt wurde. Vier Hundebabys aus dem Laster, das jüngste fünf Wochen alt, wurden von Veterinären beschlagnahmt. Weil sie noch keine Tollwutimpfung hatten, müssen sie noch längere Zeit in Quarantäne gehalten werden.

Ein Kampfhund vor dem Auerbräu

Inzwischen gibt es im Tierheim aber noch einen kleinen Kampfhund – ebenfalls einen Staffordshire Bullterrier. Der „illegale“ Welpe wurde in Regensburg in der Schwandorfer Straße vor dem Auerbräu gefunden – ohne Halsband, ohne Chip und ohne irgendeinen Hinweis, wem der kleine „Staff“ gehören könnte oder wo er herkommen könnte. Vermisst hat den 14 Monate alten Welpen wohl auch noch niemand, „zumindest hat keiner bei uns nachgefragt“, erzählt Christine Hirschberger. Weil die Rasse in Bayern nicht gehalten werden darf, macht sich Tierheimmitarbeiterin Andrea Aumeier am Freitag auf den Weg nach Frankfurt, um den „Staff“ im dortigen Tierheim abzugeben. In Hessen dürfen American Staffordshire Bullterrier noch gehalten werden. Er soll nun schnellstmöglich in qualifizierte Hände gegeben werden, damit die wichtige Prägephase des Hundes noch für eine gute Erziehung genutzt werden kann.

Auch im Katzenhaus des Tierheims füllen sich die Unterbringungsplätze wieder. Etwa 35 Stubentiger sind dort derzeit untergebracht, und die frisch geborenen Maikatzerln kommen erst noch. „Das Kind ist allergisch, die Oma gestorben, der Vermieter macht nicht mit, der Partner hat sich getrennt, das Geld geht aus“ – Christine Hirschberger kennt all die Gründe, warum sich Menschen von ihrer Katze trennen, auch wenn sie zumindest den letzten nicht ganz verstehen kann, denn schließlich gibt es eine soziale Futterstelle, die armen Tierfreunden weiterhilft. Bei den Nagern ist ebenfalls ganz schön was los. Und der erste Feldhase ist im Tierheim angekommen. Eine Katze hatte das Hasenbaby bei Pielenhofen mit nach Hause gebracht. So sehr sich die Tierpfleger auch um den Winzling bemühten, das kleine Hasenleben war nicht mehr zu retten.

„Ältere Knaben“ und ein Neuer

„Bazi“ wieder zu haben Je älter der Hund, umso geringer die Chance, dass er noch vermittelt wird. „Bazi“ heißt so ein „alter Knabe“, dessen Herrchen gestorben ist. Bei dem Namen Bazi erwartet man eher etwas Dackelmäßiges und ist überrascht, auf einen stattlichen Schäfermix zu treffen. Tierpflegerin Pia Betzer kann von dem zehnjährigen Rüden nur schwärmen. „Ein ganz lieber, verschmuster Kerl, topfit und vom Charakter her einfach klasse.“

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Bullterrier „Staff“

Der „Staff“ muss noch sitzen: Quarantäne ist langweilig, sagt der kleine Staffordshire Bullterrier, der als ungeimpfter Welpe mit anderen Hundebabys illegal aus Serbien nach Bayern eingeführt worden war. Das Tierheim hat den jungen Kampfhund nun in seinen Besitz übernommen, weil der serbische Besitzer die Kosten für die lange Unterbringungszeit ohnehin nicht bezahlen könnte. Nach der Quarantäne wird er ans Tierheim Frankfurt überstellt.