Wallfahrt
Ein bisserl Heilwasser, dann die Gans

Für fünf Tage im Jahr ist das kleine Dorf bei Langquaid Ziel tausender Pilger. Hinter den Kulissen kann von Besinnung keine Rede sein.

12.10.2014 | Stand 16.09.2023, 7:09 Uhr
Evi Schmidl

Die Augen benetzen mit dem wundertätigen Wasser kann nicht schaden. Foto: Schmidl

Zu Tausenden pilgern sie wieder, die Menschen in den kleinen Ort Hellring bei Langquaid. Vom Hochalter der neu renovierten Kirche schaut sie herab, die Heilige Ottilie. Recht unberührt von dem Geschehen rund um sie herum. Was sie wohl zum Trubel um „ihre“ Kirchweih, ihr Wasser und zum Recht der Höfe dort Pilger zu verpflegen sagen würden? Niemand wird es je erfahren und vermutlich ist es den meisten Menschen, die dort hin kommen ziemlich egal.

Hautsach’ is’, es rührt sich was, lautet die Devise.

Los geht die Gaudi immer am Donnerstag vor dem zweiten Oktobersonntag. Heuer trafen sich alle, die für so einen Wallfahrtsstart wichtig sind, wie berichtet, beim Pernpaintner. Bürgermeister Herbert Blascheck, der nach eigenen Angaben, schon als Kind ein begeisterter Hellring-Besucher gewesen ist, zapfte das erste Faßl an. So eine Wallfahrt gäb’s ja nirgends, sagt er. Dies sei also quasi „einzigartig“. Damit habe Langquaid „ein Alleinstellungsmerkmal“, zwischen all den Orten mit Festen, so Blascheck.

Was böse Zungen behaupten ...

Für den örtlichen Bürgermeister gilt „Anwesenheitspflicht an fünf Tagen“. Als Privatperson komme er auch gerne nach Hellring. Was er denn sagen würde, als Bürgermeister und Langquaider, wenn „böse Zungen“ behaupten, was im Bratrohr schmurgle, komme nicht direkt vom Hinterhof der Bauern? Seine Antwort kommt prompt: „Ganz einfach“, sagt Blascheck“, jeder kann das gesamte Jahr über nach Hellring fahren und das glückliche Federvieh lebend anschauen“.

Blaschecks Kollege von der Nachbargemeinde, der Hausener Bürgermeister Erwin Ranftl, musste gestehen: „Ich war schon jahrelang nicht mehr da“. Inzwischen habe sich „unheimlich viel geändert“. Jetzt habe er sich die Selbstverpflichtung auferlegt „jede Wirtsstube zu besuchen“. Am meisten freue er sich darauf, „ganz viele, nette Menschen zu treffen“, die er schon kenne oder erst kennen lernen würde.

Josef Barth, Bürgermeister von Herrngiersdorf, kommt „jedes Jahr mindestens am Donnerstag und am Montag weil es mir gefällt und wegen der traditionell guten Nachbarschaft zu Langquaid“.

Auch den Kelheimer Bräu Georg Schneider verbindet mit der Wallfahrt nicht nur die Bierlieferung. „Da wird mir immer deutlich, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Die erste Gans wird gegessen und das Zusammensein da ist einfach schön“.

Mitten drin im allgemeinen Trubel stehen die Hellring-Zeitwirte. Johann Brunner, Hubert Pernpaintner und Konrad Hirthammer sind Hellringer seit Geburt und mit der Wallfahrt aufgewachsen. Für sie geht es um Tradition und Brauchtum, aber auch um fünf Tage mit viel Arbeit. „Vorher schon eine mords Logistik“, sagt Pernpainter und hernach müsse natürlich auch wieder aufgeräumt werden. Sicher machen die fünf turbulenten Tage auch Spaß, sind sich die drei Wirte einig.

Der Sonntag ist immer eine Art Familientag. Zuerst der Gottesdienst und dann Marktbetrieb. Früher waren die Märkte zu Beginn der Winterzeit für die Landbevölkerung nicht nur beliebte Treffpunkte sondern auch wichtig, um sich mit den nötigen Dingen ein zu decken. Heut’ gibt’s in Hellring wie überall, allerhand „Krusch“ und einiges, was vielleicht nützlich sein könnte. Handgeflochtene Körbe, Bienenhonig, Strickmützen, Handschuhe, genauso Gummibärchen und Grabschmuck. Selber gemachter Likör ist im Angebot, Straßenbesen und Flaschenbürsten. Den Kleinen gefällt die, im Kreis fahrende Eisenbahn am Besten.

Letzte Pilgermesse um 18 Uhr

Einige setzen sich ein bisschen hin, zu Füßen der Heiligen Ottilie in der Wallfahrtskirche. Nein, mit der Ruhe ist es heut’ nicht weit her. Etliche, die nicht mehr alles so genau sehen, waschen sich die Augen am Brünnlein, andere nehmen ein kleines Flascherl für 50 Cent mit Heim. „Schaden kann’s ja nicht“, sagen sie.

In Wirtsstuben und auf Freisitzen flitzt das Service-Personal durch rein- und rausdrängende Besucher um an die Tische zu bringen, was gewünscht wird. „Und wie ist das so an den fünf Tagen“, geht die Frage an die Einsatzkräfte. „Bedingt g’spaßig“, kommt prompt die Antwort.

Am Montag haben Bescher für heuer ein letztes Mal die Gelegenheit, den Hellring mit allem was dazu gehört zu besuchen. Um 19 Uhr wird dann die letzte Pilgermesse gelesen. Ab Dienstag senkt sich dann für die nächsten 360 Tage wieder die dörfliche Ruhe über den Ort.