Deutsche Meisterschaft
Ein Cross-Feuerwerk der Regensburger Telis-Läufer

28.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:46 Uhr

Telis-Läufer Filimon Abraham (links) machte lange das Tempo und gewann Silber bei der Cross-DM.

Ein paar Tage vorher war Kurt Ring noch extrem defensiv : Welches Personal seine LG Telis Finanz aus Regensburg zu den deutschen Cross-Meisterschaften würde entsenden können, war ob einer Krankheitswelle für den Teamchef ja auch so ganz und gar nicht absehbar gewesen. Und dann brannten die Regensburger dieses Feuerwerk ab und kehrten mit neun Medaillen zurück.

Ein Einzel-Gold und fünf Mannschaftstitel waren im sieben Autostunden und 650 Kilometer entfernten Löningen im Oldenburger Münsterland in Niedersachsen die Ausbeute – und das auch ohne Simon Boch und Domenika Mayer, zwei der Aushängeschilder und EM-Teilnehmer von München im Sommer 2022.

Ohne große Erwartungen angereist zeigten der Titelgewinn von Emma Heckel in der U23 sowie die fünf Mannschaftsgewinnen in der weiblichen Jugend U18, bei den U-23-Mädchen und -Jungs und bei Frauen und Männern, welches Potenzial in der Regensburger Laufcrew steckt. „Ohne unsere Cross-Galionsfiguren Domenika Mayer und Simon Boch hatten wir uns drei, vielleicht vier Medaillen erhofft. Am Ende stand neun Mal Edelmetall in der Bilanz – und dazu kommen jetzt noch vier Nominierungen für die Cross-EM in Turin am 11. Dezember“, schüttelte Teamchef Kurt Ring selbst ein wenig ungläubig den Kopf.

Juniorensiegerin Emma Heckel, der Langstrecken-Zweite Filimon Abraham, die Frauen-Dritte Miriam Dattke und der Junioren-Vierte Benedikt Brem lösten das Ticket für Italien.

Für die Initialzündung im ersten Tagesrennen bei den U-18-Mädchen hatte eine exzellent laufende Franziska Drexler gesorgt, die gegen Favoritin Adia Budde (Altenholz) nach großem Zweikampf über etwas mehr als vier Kilometer nur um knapp einen Meter Gold verpasste und Silber gewann.

Ein Duo diktiert das Tempo

Bereits nach wenigen Metern hatten sich Budde, die U-18-Vize-Europameisterin über 2000 Meter Hindernis, und Drexler, deutsche U-18-Vizemeisterin über 5000 Meter, vom Rest abgesetzt. Im Gleichschritt diktierten die beiden Nachwuchs-Asse in der Folge das Tempo von der Spitze. Drexlers letzte Attacke auf der kurzen Zielgeraden reichte dann um wenige Zentimeter nicht mehr für Gold. Nachdem auch Karla Hiss (LG Telis Finanz) lange um Bronze mitgemischt hatte und am Ende mit einem nie erwarteten fünften Platz verblüffte, Teamkollegin Hanna Müller mit einem starken Rennen auf Rang 16 überzeugte, stand einem der überlegensten Teamerfolgen der Meisterschaften durch die Telis-Youngster nichts im Wege.

Bei den Männern holte Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) wie im vergangenen Jahr in Sonsbeck auch 2022 den deutschen Crosstitel auf der Langstrecke. In einem Ausscheidungsrennen, in dem kurz vor Schluss neben Fitwi nur noch Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) übriggeblieben war, triumphierte der 25-Jährige zum Abschluss der Cross-DM in 29:28 Minuten. „Das letzte Aufgebot der LG Telis Finanz“ mit dem extra für den grippekranken Simon Boch nachgereisten Konstantin Wedel, sowie Max Zeus, setzte die Serie der Mannschaftserfolge bei den Männern erneut fort.

In der Frauenentscheidung über 6,35 Kilometer waren neben der hohen Favoritin und Titelverteidigerin Alina Reh (Berlin) auch die EM-Fünfte über 1500 Meter, Hanna Klein (Stadtwerke München), sowie die EM-Vierte im Marathon Miriam Dattke am Start. Auch die deutsche 10-Kilometer-Meisterin Eva Dieterich (Kassel) sowie die Berlinerin Caterina Granz durften sich Chancen auf eine Top-Platzierung ausrechnen. So kam es, dass sich alle favorisierten Läuferinnen zunächst in der Führungsgruppe, die von Alina Reh angeführt wurde, schnell absetzten.

Im Kampf um die Medaillen zeigte sich, dass die Regensburger Marathon-Spezialistin selbst „mit noch wenig spezifischen Training nach der EM in München“ immer gut genug fürs Podest ist. Platz eins für das Telis-Damenteam mit Dattke, Heckel und einer überglücklichen Kerstin Liebl war jedoch eine faustdicke Überraschung. Team zwei mit Svenja Ojstersek, Anne Spickhoff und Hanna Ackermann wurde zusätzlich auch noch Vierter.

Von Beginn an vorne

Nach ihrem vierten Platz bei der Cross-DM 2021 schaffte es Emma Heckel in der U23 diesmal ganz oben aufs Treppchen. Von Anfang an lief die Dritte der U-23-DM über 5000 Meter an der Spitze. Am Ende der schweren sechs Kilometer reichte es nicht nur für den Sieg, sondern auch für Platz sechs im superstarken Frauenfeld. Das Juniorinnenteam mit ihr, Hanna Ackermann und Susanne Brünnig ließ sich ebenfalls Gold umhängen.

Den Titel bei den Junioren holte sich mit Florian Bremm (Leutershausen) wieder ein bayerischer Läufer. Nach großem Kampf auf der Zielgeraden schnappte sich der Regensburger Benedikt Brem Platz vier und damit die Fahrkarte zur Cross-EM. Zusammen mit Tobias Ritter und Riccardo Casanova verteidigte er dazu den Vorjahres-Teamtitel.