Interview
Ein echtes, bayerisches Qualitätsprodukt: Jeans

Vor 40 Jahren begann in Roßbach-Wald die Jeansproduktion. Christine Hochreiter fragte nach, aus welchem Stoff diese Erfolgsgeschichte genäht ist.

10.05.2013 | Stand 10.05.2013, 10:09 Uhr

Auch die bayerischen Jeans aus Roßbach feiern dieses Jahr ein Jubiläum. Vor 40 Jahren begann bei MAC die Produktion.

01Was machte ein US-Produkt in Bayern so erfolgreich?

Eveline Schönleber: „1973 wurde das uramerikanische Produkt Jeans zu einem europäischen Produkt. MAC brachte die erste perfekt sitzende Damenjeans weltweit auf den Markt. War der Denim bisher 14 Unzen schwer und hatte keine Passform, machte es sich MAC zur Aufgabe, ihn deutlich bequemer für die Frau und den Mann zu machen. So setzten wir weltweit als erstes Unternehmen zwölf Unzen schweren Denim von ausgezeichneter Qualität und hervorragender Passform ein. Bisher wurden die Jeans in der Badewanne angezogen, um sie passend weich zu machen. Bei uns war es anders: Hier wurden die Jeans zum ersten Mal industriell gewaschen, um ihnen so einen hohen Tragekomfort zu verleihen. Mit der ersten Damenkollektion, die 1973 in Wald entstand, prägte man den aktuellen Modestil an vorderster Front.

Schon nach der ersten Auslieferung begann die Produktion auf Hochtouren zu laufen, und der Damenkollektion folgte die erste Hosenkollektion für Männer. Wir wurden zu einem der ersten Lieferanten Europas, der alle 14 Tage frische Ware produzierte und auslieferte. Damit fand der Handel einen zuverlässigen, flexiblen Partner, der für schnelle, bedarfsgerechte und trotzdem modische und qualitativ hochwertige Ware in den richtigen Preislagen sorgte. Heute verkaufen wir pro Jahr mehr als sechs Millionen Damen- und Herrenhosen.“

02Was zeichnet einen

guten Jeansstoff aus?

Schönleber: „Je nach Modell oder Vorlieben des Trägers sind unterschiedlich Aussagen zu treffen: Bei einer trendigen ,Skinny‘ aus Hyper Stretch Denim muss der Stoff beispielsweise sehr dehnbar sein, darf aber auch nach längerem Tragen nicht leiern und aus der Form geraten. Bei den farbigen Colour Denims ist es etwa wichtig, dass die Farbe nicht ausblutet, das heißt, dass die Farbe auch nach mehrmaligem Waschen noch immer leuchtet. Bei einer authentisch gewaschenen Blue-Denim ist es unter anderem sehr wichtig, dass die Auswaschungen authentisch aussehen, also an den richtigen Stellen platziert sind und wirken, als wären sie zufällig durch Abnutzung entstanden.“

03Es gibt also viele Arten

von Jeansstoffen?

Schönleber: „Wir bieten eine sehr große Bandbreite von unterschiedlichen Jeansstoffen an, die sich vor allem in Zusammensetzung, Verarbeitung, Veredelung und Waschungen unterscheiden. Dazu gehören authentisch gewaschene Cross Denims, wie es im Fachjargon heißt, mit oder ohne Stretch-Anteil, Hyper Stretch Denims, Dream Denims oder Perfect Fit Denims, die sogar eine beziehungsweise zwei Nummern kleiner zu tragen sind. Des Weiteren bieten wir aktuell gerade Coloured Denims in frischen Farben, maritime Streifendenims und sommerliche Light Denims an. Auch Mischungen mit anderen Qualitäten wie Jacquard, Leinen oder Tencel sind möglich. Veredelungen beispielsweise in Form von Beschichtungen/Beflockungen, Überfärbungen, Laserbearbeitung oder aufwendige Waschverfahren sorgen ebenfalls für neue Looks.“

04Die Stoffe sind heute

ganz anders als früher?

Schönleber: „Da die ersten, ursprünglichen Jeans als Arbeitskleidung für Goldgräber gefertigt wurden, musste der Stoff besonders stabil, robust und zweckmäßig sein. Modische Ansprüche wie eine trendige Waschung, hohe Dehnbarkeit oder besondere Verarbeitungsdetails mussten damals nicht erfüllt werden. Heute müssen Jeans ganz anders sein: Sie müssen modisch und trendig aussehen, bequem sein und gut sitzen und das gewisse Etwas haben. Aus diesem Grund sind Denims heute beispielsweise mit Stretch versehen. Gerade für die schmalen Skinny Formen, die aktuell ziemlich angesagt sind, ist dies wichtig. Außerdem werden Sie nun aufwendig gewaschen, bearbeitet und veredelt.“

05An Formen ist derzeit fast alles möglich, oder?

Schönleber: „Richtig, momentan ist eine Vielzahl an unterschiedlichen Passformen und Styles angesagt: Vor allem liegen aber die schmalen Skinny-Formen im Trend, verkürzte Looks sowie gemäßigte Boyfriend Styles aber auch klassischere Straight Fit Silhouetten.“

06Was bedeutet diese Vielfalt für den Jeans-Designer?

Schönleber: „Dadurch, dass inzwischen so viele Formen angesagt sind, hat der Designer natürlich mehr Spielraum und kann sich freier in unterschiedliche Richtungen entfalten. Jedoch kann man nicht verallgemeinern, dass Designen deshalb leichter oder schwieriger geworden ist.“

07Ist es schwieriger, eine Jeans zu machen oder eine Hose?

Schönleber: „Auch das lässt sich nicht allgemeingültig beantworten. Da Jeans allerdings meist umfangreicher bearbeitet, veredelt und gewaschen werden als sogenannte Flachgewebe-Hosen, ist es auch mit einem größeren Aufwand verbunden. Für die Herstellung von Jeans benötigt man daher mehr Können und mehr Erfahrung.“