Tiere
Ein kleines Idyll für Islandpferde

Tanja und Günter Wein führen in Dietersberg einen Reitstall mit fünf Ponys. Er wurde nun mit Gold, Silber und Bronze gekürt.

28.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:52 Uhr

Derzeit leben fünf Islandponys auf dem Weinhof. Sie sind fast den ganzen Tag draußen. Foto: Günter Wein

Der Traum von Tanja und Günter Wein hat eine Adresse: Dietersberg 13. In dem kleinen Dorf im letzten Zipfel der Gemeinde Berching haben die beiden auf einem alten Anwesen einen Reiterbetrieb für Islandpferde eröffnet. Neben den zwei Hunden und bald sechs Ponys beziehen im Sommer wieder Ziegen ein Gehege hinterm Haus und der rote Bauwagen ist als künftiges Domizil für Hühner gedacht. „Ja, da sind wir sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr beschäftigt“, lacht Günter Wein. „Aber ich möchte hier gar nicht weg. Ich will gar nicht in Urlaub.“

Vor drei Jahren sind er und seine Frau Tanja von Neumarkt aufs Land gezogen, um einen Stall für Isländer zu finden. Nach zweijähriger Suche kamen sie nach Dietersberg. Zum ersten Mal in ihrem Leben – und haben sich sofort in den Ort und die Landschaft verliebt. „Überall ist es schön. Aber das erste Mal würde ich sagen, das ist der Ort, an dem ich zuhause bin“, sagt der 56-Jährige. Auch wenn inzwischen richtig viel Arbeit hinter dem Paar liegt.

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Pferde sollen sich wohlfühlen

Der Garten war völlig zugewachsen, für die derzeit fünf Islandpferde ist ein Laufstall entstanden, der bei Zuwachs erweitert werden kann, Sattelkammer, Reiterstübchen, Reitplatz, Koppeln. Im Frühjahr werden die umliegenden Wiesen mit speziellen Gräsern eingesät, die nicht so eiweißhaltig sind, wie sie Landwirte sonst für Rinder brauchen. Auch auf den Koppeln sollen die Ponys ideale Voraussetzungen vorfinden. Denn das ist den Weins ein besonderes Anliegen: Nicht nur Rinder und Schweine sollen artgerecht gehalten werden – auch Pferde. „Dann sind sie entspannt und ausgeglichen.“ In Lehrgängen hat sich Tanja Wein über die Jahre fortgebildet. Und: „Ich beschäftige mich viel mit dem Verhalten der Pferde, ich beobachte sie.“

Mit Boxenhaltung konnte sie sich noch nie anfreunden. „Islandpferde sind unbandig verspielt und sozial. Da ist ein Laufstall meiner Ansicht nach am besten.“ Matten im Boden sorgen im Auslauf am Stall dafür, dass die Tiere bei Regenwetter nicht tief im Matsch einsinken, Sand und weiche Einstreu laden die Ponys ein, sich zu wälzen und sich hinzulegen. Die Spuren von Schnee, Spänen und Erde im dicken Winterpelz zeugen davon, dass die Vierbeiner dies auch gerne bei Minustemperaturen tun.

Dass sie dadurch mehr Arbeit hat und die Pferdeäpfel einsammeln muss, anstatt sie wie auf Rasensteinen einfach zusammenzukehren, nimmt Tanja Wein in Kauf. Darüber hinaus füttert sie Bio-Heu, zertifiziert, garantiert von einem späten Schnitt. „Das ist wichtig, weil die Isländer kein sehr eiweißhaltiges Heu bekommen sollen. Der späte Schnitt enthält zudem die Samen dran, die sehr gesund sind.“

Laufstall statt Einzelboxen

Manch einer mag vielleicht schmunzeln, welchen Aufwand die Weins für ihre eigenen und die Pensionspferde betreiben, doch das ist ihnen ihr Traum wert. Seit Tanja Wein zu ihrem 30. Geburtstag ein Wochenende Wanderreiten auf Islandpferden geschenkt bekommen hat, ist sie von den robusten Einhufern von der kargen Insel im Norden Europas begeistert. „Zwei Wochen später habe ich mir ein Islandpferd gekauft.“ Dietersberg ist deshalb für ihren Betrieb perfekt: „Wir steigen vor dem Stall auf und sind draußen in der Natur. So stelle ich mir Reiten vor.“

In diesem Video erklärt Tanja Wein, weshalb sie sich für Isländer entschieden hat:

Um sich auf ihrem Weg zu einer artgerechten Pferdehaltung professionell begleiten zu lassen, haben die Weins ihn von der bundesweiten und unabhängigen LAG Laufstall-Arbeitsgemeinschaft zertifizieren lassen. Das Ergebnis: dreimal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze. „Das ist für uns die Bestätigung, dass wir auf einem guten Weg sind“, freut sich die 48-Jährige. Drei Inspektoren hatten sich einen halben Tag lang auf dem Areal umgesehen, die Besitzer lange interviewt. Der Termin war zwei Tage vorher vereinbart worden.

Geprüft wurden Vorgaben aus dem Tierschutzgesetz, wie die Möglichkeit zu Sozialkontakten der Tiere, ausreichend Platz für Bewegung und Ruhephasen, Lichtverhältnisse, Frischluftbedarf, Ernährung, Deckenhöhen, Temperatur sowie Luftfeuchtigkeit und und und. Alle drei Jahre werden die zertifizierten Ställe wieder überprüft.

Die 23-jährige Sophie ist eine der Einstellerinnen. Ihr Hildir stand vorher in einem großen Stall. „Mir hat es dort sehr gut gefallen, aber meinem Pferd nicht.“ Beruflich sehr eingespannt, fehlt ihr die Zeit, für die täglich notwendige Bewegung ihres Fuchses zu sorgen. Deshalb schätzt sie die große Bewegungsfreiheit mit Koppeln auf 3,5 Hektarn. Über Box oder Laufstall braucht sie nicht nachzudenken: „Mein Pferd rastet aus, wenn es in eine Box muss.“ Manche Pferde wollten lieber ihre Ruhe haben, andere fühlten sich in einem offenen Stall wohler – „das kommt ganz auf den Charakter an.“

Laufstall oder Einzelbox?

Die robusten Ponys erfreuen sich wachsender Beliebtheit, weiß der Vorsitzende des Islandpferde Reiter- und Züchterverbands Landesverband Bayern, Christoph Janz. 3600 Mitglieder zähle er derzeit, Tendenz steigend, während die Verbände für Großpferde eher stagnierten. Als Grund macht er die pflegeleichtere Haltung der Ponys aus: Sie eigneten sich für Kinder und als Therapiepferd, seien ausgeglichen „und ihr Charakter ist top“. Außerdem hätten sie mit Rennpass und Tölt zwei weitere Gangarten. Der Verband Nordbayern, zu dem der Landkreis Neumarkt gehört, zählt 600 Mitglieder, sagt die Vorsitzende Ulrike Reisinger. Der Landkreis Neumarkt indessen zähle nicht unbedingt zu den Top-Regionen für Islandpferdehaltung und -zucht, schmunzelt Julia Schlögel. Aber immerhin kann der Landkreis mit drei gekürten Hengsten aufwarten. Sie leben in Muttenshofen und auf dem Samainhof. Die 63-Jährige ist stellvertretende Vorsitzende des IPZB Bayern und hält seit Jahrzehnten Islandpferde. „1969 habe ich meinen ersten Isländer gekauft. Damals war das noch ziemlich exotisch.“ Früher habe sie auch selbst gezüchtet, inzwischen hat sie dies jedoch eingestellt und hält nur noch vier Ponys. Ja, sagt sie, die Islandpferde seien durchaus genügsam, aber die fünf Gangarten stellten durchaus hohe Anforderungen an den Reiter. Und: „Es gibt Sportpferde, die haben ein solches Temperament, dass ein Freizeitreiter überfordert wäre“, sagt Julia Schlögel.

Der Weinhof soll auch noch ein bisschen wachsen, aber auf maximal zehn Pferde. Damit es ruhig bleibt. Denn für die Reiter soll es ein Hobby mit der Atmosphäre eines Kurzurlaubs bleiben.

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