Menschen
Ein Leben zwischen Patient und Politik

Dr. Johanna Etti ist mit Leib und Seele Ärztin, aber nun auch Vertreterin des Chamer Landrates. Wie das zusammengeht, hat sie dem Echo erklärt.

01.08.2014 | Stand 16.09.2023, 7:17 Uhr

Dr. Johanna Ettis Lieblingsplätzchen im Garten. Im Gegensatz zu den Gestalten am Brunnen ist sie kein Frosch und hat den Posten der Landrats-Stellvertreterin angetreten. Foto: Schiedermeier

„Ich hab bloß bis 17 Uhr Zeit. Frag’ schnell! Ich muss dann wieder in der Praxis sein!“ So ist das eben, wenn man mit Dr. Johanna Etti mal schnell einen Termin machen will. Zumal in einer Woche, in der sie die Gemeinschaftspraxis in der Waldschmidtstraße alleine schmeißt, weil Kollege Dr. Hartmut Holzinger nicht da ist.

Wie kommt man an den Posten als Landrats-Stellvertreterin? „Es kommt jemand und fragt.“ Ganz so leicht wie es klingt, war es natürlich nicht. Denn bei der ersten Anfrage unmittelbar nach der Wahl, da konnte sich Dr. Johanna Etti dieses Amt nicht vorstellen.

Neben den CSUlern Markus Müller, Sandro Bauer und und Franz Reichold sollte auch ein Politiker der Freien Wähler den Landrat vertreten dürfen. Es folgte der vergebliche Anlauf von Hans Kraus. Den wollte die CSU-Mehrheit partout nicht akzeptieren (wir berichteten). Und so drohte das Friedensangebot von Landrat Franz Löffler in eine politische Auseinandersetzung auszuarten.

Da kamen Karin Bucher (Freie Wähler) und Landrat Löffler (CSU) noch einmal auf Dr. Johanna Etti zu. „Sie haben mir versprochen, dass auf meinen Beruf Rücksicht genommen wird. Es werden Termine an den Abenden und am Wochenende sein“, erzählt Dr. Etti. „Da habe ich Ja gesagt!“

Der Rest hört sich – typisch Etti – recht unspektakulär und bescheiden an. Immerhin ist sie die erste Frau und die erste Freie Wählerin in diesem Amt. Antwort Etti: „Warum sollte mich das überraschen? Wir schreiben 2014!“ Und warum hat sie es überhaupt gemacht? „Weil ich glaube, dass ich es kann.“ Was sagt die Familie dazu? „Sie hat sich darüber gefreut und ist stolz auf mich.“

Und die Patienten? „Da musste ich schon einige Bedenken zerstreuen. Manche haben schon geglaubt, dass ich dann nicht mehr für sie da bin. Aber das stimmt nicht.“ Ist das der Anfang einer politischen Karriere? „Nein ganz sicher nicht. Ich habe da keinerlei Ambitionen.“

Nun gibt es ja diese landläufige Meinung, dass auf der politischen Bühne des Landkreises Cham die Abkürzung „Dr.“ nicht für „Doktor“, sondern für „Drin“ steht. Dr. Johanna Etti schließt auch nicht aus, dass das eine der Antriebsfedern gewesen sein könnte, als Jakob Sehr (Freie Wähler), einziger Gegenkandidat von Platzhirsch Mich Dankerl in Willmering und Winfried Rohse auf sie zukamen um sie 2002 von einer Kandidatur im Gemeinderat zu überzeugen. Die Laufbahn führte 2008 in den Kreistag und nun zur Stellvertreterin des Landrates. Was das nun genau für sie bedeutet? „Das lasse ich auf mich zukommen!“ Wenn sie die Wahl hätte zwischen Ärztin und Politikerin? „Keine Frage – Ärztin!“ Sagt’s und fährt in die Praxis.