Reform
Ein Strich verändert die Fußballkarte

Dramatischer Bevölkerungs- und Team-Rückgang: Am 26. September wählen die Vereine die neuen Kreise im Bezirk Niederbayern.

24.03.2016 | Stand 16.09.2023, 6:51 Uhr

Das Modell mit zwei Fußballkreisen in Niederbayern wird klar bevorzugt – aber wo soll die Trennlinie verlaufen?

Aus vier mach’ zwei: Die Fußballreform im Bezirk Niederbayern, die ab 2018 greift, klingt nach einer simplen Rechnung. Die vier Fußballkreise Landshut (mit Kelheim), Straubing, Bayerwald und Passau gehen in zwei neuen, größeren Einheiten auf, die sich schlicht Niederbayern-West und Niederbayern-Ost nennen. „Dass es dieses Zwei-Kreise-Modell wird, ist so gut wie sicher“, sagt der Ihrlersteiner Bezirksspielleiter Richard Sedlmaier. 400 von 411 Vereinen des Bezirks gaben bei Probeabstimmungen dieser Variante gegenüber einem Drei-Kreise-Zuschnitt den Vorzug. Aber längst ist nicht alles derart klar.

„Wer nicht mit abstimmt, soll nachher nicht schimpfen.“Richard Sedlmaier

Am 26. September 2016 wird die Reform festgezurrt: auf einer Sondertagung in Straubing. „Wer da nicht hinkommt und mitentscheidet, darf hinterher nicht sagen, das alles passt ihm nicht“, so Sedlmaier. Der Anlass für die Neuordnung sind die demografischen Veränderungen. Immer weniger Menschen bedeuten immer weniger Fußballer; in Landkreisen wie Regen oder Freyung-Grafenau verschwindet in den nächsten 20 Jahren ein Fünftel der Bevölkerung.Im Herren-Fußball des Bezirkssank die Zahl der Teams in den vergangenen 17 Jahren von knapp 1000 auf jetzt gut 800, die Entwicklungen bei der Jugend sind noch dramatischer (minus 600!).

„Das soll wieder 40 Jahre halten“

„Fußballkreise dürfen laut BFV nicht weniger als 100 Mannschaften zählen.“ Im Bayerwald ist diese Grenze schon unterschritten. „Wir müssen handeln“, unterstreicht Sedlmaier die Verbandslinie, „und zwar vorausschauend.“ Schließlich soll die Fußball-Landkarte wie die bisherige „auch über vier Jahrzehnte halten“.

„Für Niederbayern-West legen wir zwei Varianten vor.“Richard Sedlmaier

In einer Mitarbeitertagung des Bezirks in Regensburg kamen die Ergebnisse der Probe-Abstimmungen bei 25 regionalen Vereinstreffen in 2015 auf den Tisch. 417 Klubs (92 Prozent) nahmen an den Versammlungen teil, 411 stimmten mit: 400 Vereine pro „Zwei-Kreise-Modell“, ganze 11 für drei Kreise. „Damit ist ganz klar, wohin die Reise geht“, so der Ihrlersteiner, „aber noch einmal: Das war ein Meinungsbild – die bindende und einzig gültige Abstimmung findet am 26. September in Straubing statt.“

Welche Fahrstrecken sind sinnvoller?

Zwei Kreise, alles klar? Nicht wirklich. Denn es gibt geografische Varianten des Zuschnitts (siehe Grafik). Niederbayern-West könnte aus dem Fußballkreis Landshut sowie den Landkreisen Rottal-Inn und Dingolfing-Landau bestehen. Oder: Landshut und Dingolfing-Landau nehmen Straubing-Bogen statt dem Rottal mit. Entsprechend verändert sich auch die Ost-Zone. Kuriosum an den beiden Varianten: In beiden Fällen hielte sich die Zahl der Vereine mit 191 (West) und 261 (Ost) gleich.

„Da müssen unsere Vereine nun abwägen: Fahre ich von Kelheim aus lieber ins Rottal oder nach Straubing“, sagt Sedlmaier. Wobei es die großen Distanzen nicht geben soll, da sich an den Einzugsräumen von Kreisligen oder Kreisklassen nichts ändert. Für die Junioren werden zwei Kreisligen eingeführt, um die Strecken kurz zu halten. „Aber es gibt in Niederbayern-West beispielsweise dann nur einen Totopokal oder eine Hallenmeisterschaft, denn das ist der Fußballkreis.“

2018 je ein Abstiegsrelegant mehr

Vom Tisch ist eine weitere diskutierte Neuerung. Einige Vereine brachten „Grenzkorridore“ ins Spiel. An der Trennlinie von West und Ost sollten fünf Kilometer breite Streifen geschaffen werden, wo sich die dort liegenden Klubs selbst für die Zugehörigkeit zu West oder Ost entscheiden dürfen. „Aber was macht ein Verein, der einen Kilometer außerhalb des Korridors liegt? Dieser Streifen bietet auf den ersten Blick eine Wahlmöglichkeit, aber umgekehrt schränkt er andere Vereine ein“, argumentiert der Bezirksspielleiter. „Daher sagen wir: kein Korridor, jeder Verein kann wählen, ob er nach Niederbayern-West oder -Ost will.“

Natürlich werde man nur „vernünftigen“ Wünschen zustimmen. „Wenn der SV Ihrlerstein nach Ost will, ist das klarerweise ein Unsinn. Die Option können Vereine ziehen, die nahe der neuen Trennlinie liegen.“ Bei der Bezirksmitarbeiter-Tagung wurde der „Grenzkorridor“ einstimmig aus der Beschlussvorlage gestrichen.

Die neue Geografie des Bezirks bedeutet für die Herren-Teams in der Spielzeit 2017/18 laut Sedlmaier nur eine große Veränderung im Saisonablauf: „Wir werden in allen Klassen auf aktueller Fußballkreis-Ebene zwei Abstiegsreleganten haben, also in Kreisliga und Kreisklassen. Bei zwei direkten Absteigern bleibt es wie bisher.“ Der neue Bezirksschiedsrichter-Obmann Robert Fischer ergänzt, dass die Schiri-Gruppen bis 31. Mai 2016 einen Organisationsplan zur Strukturreform aufstellen werden.

Nur wer wählt, hat eine Wahl

Für Sedlmaiers Boss, den Bezirksvorsitzenden Christian Engl, und alle BFV-Verantwortlichen steht der 26. September in Straubing im Fokus: „Wir wollen die Entscheidungen für die Zukunft möglichst auf eine breite Basis stellen. Daher müssen wir die Vereine bewegen, zur Abstimmung zu kommen.“ Nur wer wählt, hat eine Wahl.

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