Porträt
Ein zweites Leben für Brautkleider

Sabrina Fink hat sich mit einer romantischen Idee selbstständig gemacht: Sie vermittelt gebrauchte Hochzeitskleider.

18.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:35 Uhr
Bettina Dennerlohr
Sabrina Fink ist eigentlich Controllerin. Nun hat sie sich mit „Oh Bride“ ein nebenberufliches Standbein geschaffen. −Foto: Dennerlohr

Sabrina Finks Keller hängt voller Träume. Sie bestehen aus vielen Lagen weißen Stoffes, zarter Spitze und glitzernden Applikationen: Hier hängen zahlreiche Brautkleider auf ihren Bügeln oder stehen drapiert auf Schneiderpuppen. Alle wurden bereits bei einem Hochzeitsfest getragen, sollen aber nicht das Schicksal vieler anderer Brautkleider teilen, die nach ihrem Einsatz für immer im Kleiderschrank oder auf dem Dachboden verschwinden. Auf einer Leuchtbox neben der Eingangstür steht „Oh Bride“. Unter diesem Namen hat sich Fink nebenberuflich selbstständig gemacht: Sie vermittelt Brautkleider aus zweiter Hand an angehende Bräute. Einen kleinen Verkaufsraum hat sie sich in ihrem Haus in Sengenthal eingerichtet.

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Es ist noch nicht lange her, da war Fink selbst eine Braut: Im Oktober hat sie ihrem Christian das Jawort gegeben. „Wir hatten nur knapp vier Wochen, um die Hochzeit zu organisieren. Das war zu knapp, um ein gebrauchtes Kleid zu finden“, erinnert sich Fink. Eigentlich habe sie mit einem Kleid aus zweiter Hand Geld sparen wollen, doch im Umkreis von 100 Kilometern habe sie nur Privatpersonen gefunden, die einzelne Kleider gebraucht anboten. „Das bedeutete viel Fahrerei und ich konnte jeweils nur ein Kleid anprobieren. Außerdem wusste ich gar nicht genau, was mir eigentlich steht“, erinnert sich Fink. Am Ende heiratete sie einem klassischen A-Linien-Kleid – neu und bisher ungetragen.

„Gebrauchte Brautkleider waren in einem Freundeskreis aber weiter ein Thema: Die einen suchten eines und fanden keines, die anderen wollten ihres verkaufen, bekamen aber keine ernst gemeinten Angebote“, erinnert sich Fink. So entstand die Idee zu „Oh Bride“: Fink nimmt die Kleider in Kommission. Die Käuferinnen können dann in ihrem Verkaufsraum gleich mehrere Kleider in verschiedenen Farben oder Stilen anprobieren. Unbeschränkt lassen sich die Gewänder aber nicht tragen: So gut wie jedes Kleid ist bereits einmal auf seine Trägerin angepasst worden. Wurde ein Modell aber beispielsweise auf eine 1,65 Meter große Frau zugeschnitten, dann kann es keiner Braut mit 1,70 Metern mehr passen. Wer also eine Größe abseits des Durchschnitts trägt, wird sein Kleid wohl schwerer weiterverkaufen können, sagt Fink: „Kürzen geht, unten noch Stoff hinzuzunähen sieht man dagegen eigentlich immer.“ Für Detailfragen arbeitet sie mit einer Schneiderin aus Mühlhausen.

Werkstatt wurde Hochzeitszimmer

Auch ein passender Raum für das kleine Geschäft war schnell gefunden: Christian Finks Firma zog aus ihrer Werkstatt im Haus aus – und Sabrina Fink mit ihrer Brautmode ein. Dass hier früher Werkzeuge und Maschinen standen, lässt sich nun nicht mehr erahnen: Die Finks haben den Raum renoviert und ihm ein verspielt-romantisches Ambiente verliehen. Auf Widerstand sei sie mit ihrer Idee bei ihrem Mann nicht gestoßen, sagt Sabrina Fink: „Die einzige Bedingung war, dass ich einen genauen Plan mache.“

Vorerst soll „Oh Bride“ ein Nebenjob bleiben. Mit Textilien hat Fink aber schon früher gearbeitet. Nach der Schule lernte sie Kauffrau im Einzelhandel, arbeitete in Bekleidungsgeschäften bis zur Filialleiterin. Inzwischen geht ihr Hauptberuf aber in eine andere Richtung: Sie arbeitet nach einem Master im Controlling. Die romantischen Brautkleider und die nüchternen Zahlenkolonnen ergänzen sich dabei für sie prima, findet Fink: „Der Verkauf hat mich schon länger wieder gereizt. Trotzdem sind dieses strategische Planen und die Zahlen eigentlich genau meins.“ Als „Oh Bride“ noch im Entstehen war, sei sie manchmal vor ihrer Arbeit kurz in den Keller geschlichen, um den Raum voller Kleider zu genießen: „Das wäre glaube ich für viele Frauen ein Traum“, sagt Fink lachend.

Auch ihr eigenes Hochzeitskleid will sie irgendwann in den Laden hängen: „Ich bin kein Mensch, der an Dingen hängt“, sagt sie. Fotos seien Erinnerung genug: „Ich finde es eine sehr schöne Vorstellung, wenn eine andere Braut in meinem Kleid einen so schönen Tag erlebt wie ich.“

Der Verkaufsraum von „Oh Bride“ befindet sich Auf der Lüss 27, Sengenthal. Sabrina Fink ist zu erreichen unter (01 57) 36 74 97 94, hello@ohbride.de,www.ohbride.de.

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