Gastrotipp
Eine echte Osteria ohne Italo-Kitsch

Das „La Villetta“ im Regensburger Westen bringt italienisches Lebensgefühl auf den Teller – ohne dabei typische Klischees zu bedienen.

11.10.2013 | Stand 16.09.2023, 7:23 Uhr
Sebastian Heinrich

Im „La Villetta“ gibt es auch Pizza – und was für welche. Aber mit Fisch, Fleisch und Pasta überzeugt Familie Cappiello ganz besonders. Foto: Tino Lex

Schlichte Gartenmöbel stehen auf dem lauschigen Terrassen-Rechteck. Auf den Tischen Decken mit Blumenmuster. „Café Marienwinkel“ steht auf der Fensterfront, hinter der sich das Lokal verbirgt. Nein, an einen Bilderbuch-Fleck Italiens fühlen wir uns nicht versetzt, als wir uns an einem noch warmen Abend vor das Restaurant „La Villetta“ in Regensburg-Prüfening setzen.

Bei so wenig sichtbarem Italien-Klischee bedienen wir eines – und bestellen stilecht das komplette Programm aus Antipasto, erstem Gang, Hauptgericht und Dessert. Die Platte „Antipasto Misto“, die wenig später an unseren Tisch kommt, ist eine Überraschung: pikante grobe Salami, zarter roher Schinken, ein Stück Auberginenomelette, Zucchini, gegrillte Paprika, überbackene und panierte Auberginen sind dort arrangiert. Abwechslungsreicher kann man ein Abendessen kaum starten. Der Carpaccio meiner Begleitung schmeckt auch ausgezeichnet – schade, dass er in Olivenöl förmlich ertränkt worden ist. Diesen kleinen Wermutstropfen wischt die aufmerksame Bedienung gleich weg, als sie Pappardelle mit Steinpilzen serviert.

Die selbstgemachten Nudeln sind perfekt bissfest, die Pilze harmonieren mit cremig-leichter Aurorasauce. Bei der Hauptspeise begreifen wir, dass Familie Cappiello, die das „La Villetta“ betreibt, sowohl mit Fisch als auch mit Fleisch umgehen kann. Die Dorade vom Grill ist perfekt gegart, ihr Fleisch fest und gleichzeitig zart. Dank dezenter Knoblauchwürze schmeckt der Fisch so gut, dass man keine Beilage braucht.

Ein echter Höhepunkt ist das Pfeffersteak mit Kräuterbutter und Kartoffeln: medium gebraten, saftig-zart, geschmacksintensiv – italienische Fleischeslust pur. Süß abgerundet wird unser Menü schließlich von einer cremigen „Panna Cotta“ mit Karamell-Schokoladencreme, die eine feine Orangennote hat.

In eine echte italienische „Osteria“ wollte Marco Cappiello seine vormals reine Pizzeria „La Villetta“ verwandeln, als er 2012 Koch Orazio einstellte: ein Lokal, weder Billig- noch Nobel-Italiener, das so auch in Apulien, der Heimat seines Vaters, stehen könnte. Das ist ihm gelungen – ganz ohne Italo-Kitsch auf der Terrasse.