Menschen
Eine Frau boxt sich durch

Tagsüber ist Diana Loichinger Altenpflegeschülerin, abends steht die Regensburgerin im Ring – als bayerische Meisterin im Fliegengewicht.

05.10.2012 | Stand 16.09.2023, 21:05 Uhr

Diana Loichinger mit Töchterchen Aaliyah: Die junge Frau bringt Job, Mutterrolle und Sport unter einen Hut. Foto: Caritas

Schweißperlen stehen ihr auf der Stirn, mit konzentriertem Blick traktiert Diana Loichinger den Boxsack. Dann schnappt sie sich das Springseil: Tack-tack-tack, blitzschnell schwingt es um ihren zierlichen Körper, ihr blonder Pferdeschwanz hüpft auf und nieder. Diana Loichinger ist amtierende bayerische Boxmeisterin im Fliegengewicht. Bei den Deutschen Meisterschaften erboxte sie sich einen dritten Platz. Jetzt schaut sie auf die Uhr. Zwei Stunden sind vorbei, Zeit für die 26-Jährige, sich auf den Heimweg zu machen.

Die Frau muss Töchterchen Aaliyah, drei Jahre alt, ins Bett bringen, lernen, schlafen, am nächsten Morgen Aaliyah in den Kindergarten bringen, um dann, kurz nach sieben Uhr, den Dienst im Friedheim Regensburg anzutreten. „Es ist schon viel“, sagt Diana Loichinger, die im zweiten Jahr ihrer Ausbildung zur Altenpflegerin ist. „Aber ich box mich durch; es ist ein super Ausgleich zur Arbeit.“

Diana Loichinger macht ihre Arbeit gern. Nach mehreren Anläufen hat sie das Richtige für sich gefunden. Nach einer Hauswirtschaftslehre, einer Ausbildung zur Rettungsassistentin und einer Zeit als Aushilfsverkäuferin hat sie in der Altenpflege ihre Berufung gefunden. „Eigentlich wollte ich schon immer Krankenschwester werden“, sagt sie. Dazu aber fehlte ihr die mittlere Reife. Deshalb machte sie einen einjährigen Kurs zur Altenpflegehelferin. Danach stand auch der Weg zur Krankenschwester-Ausbildung offen. Doch es kam anders. „Durch den Kurs bin ich auf den Geschmack gekommen“, sagt Loichinger. „Die älteren Menschen geben mir so viel zurück. Sie bedanken sich immer, meist mit einem Lächeln.“ Gleichaltrigen müsse sie oft erklären, dass es in der Altenpflege eben „nicht nur ums Abwischen“ gehe. Sehr zufrieden ist Loichinger auch mit ihrer Ausbildungsstelle im Friedheim der Caritas. „Auch von den Kollegen her ist es top, die tauschen auch mal Wochenenddienst, wenn ich das brauche.“

Denn am Wochenende finden die Boxkämpfe statt. „Ein „bisserl aufgeregt“ sei sie dann schon, sagt Loichinger. „Ein blaues Auge hab’ ich mir schon öfter geholt“, sagt sie. Klar: Boxen, das ist ein Kontaktsport. Obwohl sie erst seit zwei Jahren regelmäßig im Boxfit Regensburg trainiert, hat die Sportlerin es schon weit gebracht. Bei Volksfesten wie der Dult oder dem Gillamoos in Abensberg lässt die bayerische Meisterin ihre Fäuste fliegen. „Seitdem wissen einige, dass ich boxe“, sagt sie. Auch ihr Chef im Friedheim weiß seitdem Bescheid. Er ist begeistert vom Hobby seiner Auszubildenden und unterstützt sie, wo es geht.

Derzeit ist Diana Loichinger im ambulanten Dienst eingesetzt. Ob sie nach dem Abschluss im Sommer eher bei einem ambulanten Pflegedienst oder lieber im Heim arbeiten will, weiß sie noch nicht. Überall in der Altenpflege werden Kräfte gesucht. „Vorher hatte ich eine Zeitlang als Verkäuferin überbrückt. Aber ich will meiner Tochter ja was bieten“, sagt die junge Frau. Als Altenpflegerin könne sie Beruf und Familie gut vereinbaren. Und es bleibt Zeit fürs täglichen Training.

Manchmal steht Töchterchen Aaliyah am Ring und schaut ihrer Mama beim Boxen zu. Meistens jedoch gehen sie in der Freizeit auf den Spielplatz oder schwimmen. „Meine Eltern unterstützen mich“, sagt Diana Loichinger. „Nur so kann ich das alles unter einen Hut bringen.“