Familien-Service
Einmal die Woche ist „Claire-Tag“

Der Frauenbund hat mit der Aktion Paten-Großeltern 2008 eine Brücke an die Uni geschlagen. Muttis und Paten-Omis profitieren davon gleichermaßen.

05.12.2013 | Stand 16.09.2023, 7:17 Uhr
Helmut Wanner

Ein Beispiel eines funktionierenden Tandems: Die Pentlinger Patenoma Helga Schmidt und die Studentin der Politik- und Betriebswirtschaft, Theresa Merz, mit Tochter Claire. Foto: Katholischer Deutscher Frauenbund

Regensburg ist nicht nur wegen seiner mittelalterlichen Altstadt einzigartig in Deutschland. Auch sozial läuft einiges besser als anderswo. Nur in der Domstadt gibt es diesen Brückenschlag der katholischen Kirche zur Universität in der Art eines Generationen verbindenden Familiendienstes. Unabhängig von Religion, Konfession und Hautfarbe vermittelt der Familien-Service der Uni-Regensburg seit 2008 Paten-Großeltern an Studierende mit Kindern.

So bekam die rüstige Seniorin Helga Schmidt zum Beispiel Klärchen ins Haus, den Sonnenschein. Claire heißt die Tochter der Studentin der Politik- und Betriebswissenschaften Theresa Merz. Wie man sieht, geht es beiden gut damit. „Wir machen Rollenspiele, basteln und haben recht viel Spaß miteinander“, berichtete die Pentlingerin beim letzten Dankeschön-Treffen im Diözesanzentrum Obermünster. Träger des kleinen, feinen Projekts ist der Bezirksverband des Katholischen Deutschen Frauenbunds. Elf Tandems arbeiten aktuell erfolgreich.

Das „Sahnehäubchen“

Dieses Projekt passt offensichtlich nur für einen kleinen Teil der studentischen Eltern, die genug Offenheit und Vertrauen aufbringen können. Karin Uschold-Müller und Martha Hopper nennen es das „Sahnehäubchen“. Der Kuchen, den der Familien-Service der Universität für die etwa 500 studentischen Mamis und Papis gebacken hat, ist reichlich vorhanden und seine Stücke sind für alle Eventualitäten des Lebens zugeschnitten.

„Die Infrastruktur ist gut“, sagt Martha Hopper, die diesen Dienst seit 2007 für 20 000 Studenten und 3000 Beschäftigte der Uni aufbaut und mit Leben erfüllt. Die Sozialpädagogin nennt „alleine auf dem Campus“ zwei Kinderkrippen und zwei Kindergärten. Dazu gibt es eine flexible, stundenweise Kinderbetreuung, die die Eltern abrufen können: (09 41) 943-23 23. Für einen Euro pro Stunde kann man Babysitter buchen. Akademikerinnen mit Kind brauchen auf eine Kongressteilnahme nicht verzichten, es gibt Betreuungsmöglichkeiten während der Tagung. „Gerade sind wir dabei, für Beschäftigte der Uni eine Notfallbetreuung zu installieren“, teilt Martha Hopper mit.

Aber am meisten Charme von allen Angeboten hat doch die Aktion Paten-Großeltern. Als die Caritas mit „Experten fürs Leben“ 2010 in Deutschland zur Solidarität zwischen den Generationen aufrief, gewann die Paten-Oma-Initiative des Katholischen Deutschen Frauenbunds auf Anhieb den ersten Preis. Alte Menschen sind „Experten fürs Leben“. Sie haben Potenziale und sind gleichzeitig auf Hilfe angewiesen, und wenn es nur um die Inbetriebnahme des neuen Handys geht.

Plätzchenbacken und Fische gucken

Jede Paten-Oma in Martha Hoppers Kartei hat ihre Besonderheit. Eine geht mit ihrem Paten-Enkel gerne Fische amschauen in den Aquarien bei Haubensak. Ein Großelternpaar nimmt ihren Gast auf den Wochenmarkt mit. Wie auch immer: Die Senioren verschenken ihr Zeit großzügig beim Plätzchenbacken, beim Entenfüttern und Geschichtenvorlesen.

Es ist allen klar: Die Beziehung der Generationen ist eine Beziehung auf Zeit. Bei manchen aber geht sie weiter. Ein Lehrer-Ehepaar hält den Kontakt mit der Studentenmutter über das Studium hinaus. Das bereichert beide. Die fertige Akademikerin ist mit ihrer Tochter bei der „georgischen Landsmannschaft“ aktiv. Zu den Integrationstreffen und Volkstänzen werden die Paten-Großeltern eingeladen. Sie kommen gerne. „So bringt das Paten-Großeltern-Projekt nicht nur die unterschiedlichen Generationen zusammen, sondern darüber hinaus auch noch die verschiedenen Nationen“, freut sich Martha Hopper.

Paten-Omas treffen sich am 12. Dezember

Der Katholische Deutsche Frauenbund lädt am Donnerstag, 12. Dezember, alle Patenomas ein, die beim Projekt „Paten-Großeltern für die Kinder von Studierenden“ tätig sind, als Dankeschön für ihren wertvollen ehrenamtlichen Beitrag. Sie werden von ihren Erfahrungen auch gegenüber möglichen, neuen Paten-Großeltern berichten. Es sind also dazu Interessierte eingeladen. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr im Diözesanzentrum Obermünster, Obermünsterplatz 7, im Konferenzraum des Frauenbundes (Raum 322). Martha Hopper vom Familien-Service der Universität Regensburg und Elisabeth Popp, die Diözesanvorsitzende des KDFB, begleiten den Erfahrungsaustausch. Es werden neben den Patenomas auch Studierende anwesend sein, die aus ihrer Sicht berichten.

Die Vermittlung: Tel. 0941/943-2323, E-Mail: familien.service@zea.uni-regensburg.de.