Mensch
Er hat den Schlafkabinenbus entwickelt

Hans Lobmeyer wird am Sonntag 75. Er blickt zurück auf das Busunternehmen, das seit 2007 die Verkehrsbetriebe weiterführen.

22.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:32 Uhr

Hans Lobmeyer reist gerne in andere Länder. Am Sonntag sitzt er aber nicht hinter dem Steuer, sondern feiert seinen 75. Geburtstag. Foto: Schreiner

Italien, Spanien, Portugal, England, Österreich, Polen, Frankreich: Früher hat Hans Lobmeyer die Urlauber mit seinen Reisebussen durch ganz Europa chauffiert. Heute sitzt er hinter dem Steuer seines Wohnmobils und verreist allein oder mit Freunden – am liebsten nach Skandinavien. Lobmeyer, der am Sonntag seinen 75. Geburtstag feiert, blickt zurück auf die Anfangsjahre des Rodinger Omnibusunternehmens und erzählt von seinem größten Coup, dem Schlafkabinenbus.

Der Jubilar, Sohn von Paula und Hans Lobmeyer, besuchte 1948 die Volksschule Roding und wechselte danach an die Handelsschule in Regensburg und lernte Kfz-Mechaniker. „Mein Traum war es immer, etwas mit Autos oder Bussen zu machen“, erinnert sich Lobmeyer im Gespräch mit unserem Medienhaus.

Die Busflotte wuchs stetig

Nach dem Dienst bei der Bundeswehr absolvierte er 1964 den Omnibusführerschein und arbeitete im elterlichen Betrieb, sowohl als Fahrer, als auch in der Werkstatt. Der Vater, zunächst Metzger und Schankkellner im Münchner Hofbräuhaus, hatte sich 1940 den ersten Omnibus gekauft. Bei der Hochzeit von Hans und Hildegard im Jahr 1969 hatte die Familie Lobmeyer bereits vier Busse. Sohn Hansi erblickte 1972 das Licht der Welt. „Im selben Jahr haben wir den neuen Betrieb am Chamer Steig errichtet“, sagt Lobmeyer, der fortan als Teilhaber der Firma einstieg. Zu dieser Zeit wurde auch der Reiseverkehr in alle Länder Europas aufgebaut – von Österreich und Ungarn bis Finnland und Norwegen. Während Hans Lobmeyer stets unterwegs war, hielt ihm seine Frau Hildegard Zuhause den Rücken frei. 1980 übernahm Hans Lobmeyer den Betrieb seiner Eltern ganz. Die Flotte erhielt weiter Zuwachs. „Wir haben uns moderne Reisebusse zugelegt“, berichtet er. Ein Jahr später erwarb Lobmeyer das Gelände der Firma Bergauer und erweiterte den Betrieb im Rodinger Stadt-Osten stetig. 1986 investierte das Unternehmen in neue Hallen. „Dann hatten wir Platz für 16 Busse, später sogar für 20“, erzählt Lobmeyer.

Als einen Höhepunkt der Firmengeschichte bezeichnet der Jubilar die Entwicklung des Schlafkabinenbusses. Um noch weiter entfernte Fernreisen anbieten zu können, kam ihm die Idee, einen Schlafbus zu konzipieren. Gebaut hat den Bus die Firma Auwärter in Pilsting. „Das war damals unser Aufreißer“, sagt Lobmeyer. Dafür hatte er auch ein Patent angemeldet. 20 bis 24 Stunden waren die Fahrzeuge unterwegs. Das System war ausgeklügelt: Die Sitze konnten umgeklappt werden, die unteren Schlafkabinen waren mit Heizung und Klimaanlage sowie einer Verbindung zum Fahrer ausgestattet.

Das damals in Europa einmalige Modell kam gut an, sowohl Schulen als auch Vereine mieteten den Schlafkabinenbus für Fernreisen an – und zwar nicht nur aus Roding und Umgebung, sondern auch aus anderen Regionen Deutschlands. Infolgedessen fuhren Lobmeyer und seine Kollegen die Gäste inklusive Schifftransfer bis nach Griechenland, Tunesien und Marokko. „Während der Ferienzeit war Hochkonjunktur“, erinnern sich Hans und Hildegard Lobmeyer.

Betrieb in gute Hände gelegt

1989 ereilte die Familie ein schwerer Schicksalsschlag. Ihr einziger Sohn Hansi kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben. „Danach führten wir die Firma nach all unseren Kräften weiter“, so Lobmeyer. Bis 2007, als die Lobmeyers ihren Omnibusbetrieb an die Rodinger Verkehrsbetriebe GmbH verkauft haben. „Wir wollten das Unternehmen in gute Hände legen, die es in unserem Sinne weiterführen“, sagt Lobmeyer, dessen Namen nach wie vor auf jedem Bus prangt.

Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen, aber man sei stolz, wenn man die Entwicklung der Verkehrsbetriebe am Chamer Steig verfolgt. Der Jubilar, der gerne Rad fährt, schwimmt und in einigen Vereinen aktiv ist, schaut häufig am Betriebshof vorbei, auch wenn der ein oder andere Bus schon ausrangiert wurde. Die beiden Schlafkabinenbusse sind nicht mehr im Besitz der Verkehrsbetriebe. Und das Megashuttle mit 120 Sitzplätzen ist mittlerweile im Berliner Stadtverkehr unterwegs.

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