Nachruf
Er hat ein Leben lang viel ausprobiert

Der Mann mit der Kamera: Walter Tuscher sen., ein Abensberger Original, ist kurz vor seinem 70. Geburtstag gestorben.

28.12.2017 | Stand 16.09.2023, 6:17 Uhr

Walter Tuscher senior war immer mitten im Abensberger Geschehen: Mit Handy und Videokamera hielt der Abensberger „Facebook-Reporter“ Vereinsveranstaltungen, Theateraufführungen und öffentliche Feste wie den Kunstnachtmarkt im Juni 2015 (Bild) fest. Foto: Frank Krieger

Schicksalsschläge schafften es nie, Walter Tuscher senior die Freude am Leben zu nehmen. Deshalb stellte er sich auch seiner Krebserkrankung, von der er seit einigen Jahren wusste, offen entgegen. Den Kampf dagegen hat er jetzt trotzdem verloren. Das Abensberger Original schloss am Dienstag für immer die Augen. So durfte er seinen 70. Geburtstag, den er in wenigen Wochen gefeiert hätte, nicht mehr erleben. Genau so wie die Goldene Hochzeit, die im kommenden Jahr angestanden hätte.

Viele Abensberger kennen ihn, weil Walter Tuscher senior in den vergangenen 20 Jahren mit seiner Filmkamera so ziemlich alles aufgenommen hat, was sich in seiner Heimatstadt, in der er aufgewachsen ist und gelebt hat, gesellschaftlich ereignet hat. Seien es die Theateraufführungen von Lampenfieber, die Feste der Stadt oder auch viele Hochzeiten. Dabei ging er mit der Zeit, war sogar als „Facebook-Reporter“ der Stadt bekannt. Weil er regelmäßig in den sozialen Medien über sein Tun berichtete. Sogar über seine Krankheit habe er laut seinem Sohn Walter Tuscher junior seine Bekannten auf diesem Weg auf dem Laufenden gehalten.

Nur eine von vielen Seiten

Das war aber nur eine von vielen Seiten des Verstorbenen. 1978 gab er gemeinsam mit seiner Ehefrau den ersten Tanzkurs – damals noch unter dem Dach der Weltenburger Akademie. Die Kurse gibt es bis zum heutigen Tage – fortgeführt von seinem Sohn. „Mein Vater war Turniertänzer“, klärt Tuscher junior auf. Deshalb wurde seinerzeit der Wunsch nach Tanzstunden an ihn herangetragen.

Das sei aber immer eher ein Hobby geblieben. Stand Tuscher senior doch längst mit beiden Beinen im Berufsleben. Und auch da hat er durchaus gekämpft. Und sich und seiner Familie ein gesundes Standbein geschaffen. Im Beruf zeigte Tuscher senior ebenso vielfältige Talente. Sein erstes Geld verdiente er als Kraftfahrzeugmechaniker, arbeite danach einige Jahre als Ausfahrer für Frischeprodukte für ein ortsansässiges Unternehmen. In den 70er Jahren schließlich sattelte er um, war 1975 ausgebildeter Versicherungsfachmann. Er baute eine Versicherungsagentur auf, die mittlerweile sein Sohn Walter Tuscher junior leitet.

Ins Leben zurückgekämpft

„Mein Vater wollte immer viel ausprobieren“, erinnert sich der. Und so hatte er sogar den Mut, mit einem Flugdrachen durch die Lüfte zu schweben. Doch gerade da schlug das Schicksal das erste Mal zu. Im Juni 1984 stürzte er ab. Und war anfangs vom Kopf weg gelähmt. „Aber er hat sich zurückgekämpft“, zollt ihm sein Sohn noch heute den Respekt für diese Leistung. Allein die Gehbehinderung erinnerte seither an diese schweren Stunden. Und so habe sein Vater auch bis zu dessen 65. Geburtstag in der Firma mitgearbeitet. Bis sich der Krebs das erste Mal meldete. Der umtriebige Abensberger war Mitglied in zahlreichen Vereinen seiner Heimatstadt. Besonders aktiv war er nach den Worten seines Sohnes Walter Tuscher junior bei dem Vespafreunden, dem Filmkreis, der Photogilde und den MSC. Aktiv war er noch bei den Stopslern. Hier filmte er seit vielen Jahren die Faschingsbälle und studierte auch viele der Einlagen ein. Nur eine Episode blieb sein Wirken als Kommunalpolitiker. Als Nachrücker saß er vor vielen Jahren für eine kurze Zeit für die Christlich Soziale Union im Abensberger Stadtrat. Bei dieser Partei war er seit vielen Jahren Mitglied.

Den heutigen Abensbergern ist Tuscher senior aber vor allem wegen seiner Freude am Filmen ein Begriff. Das gilt auch für den Schreiber dieser Zeilen. Das habe er schon immer gerne gemacht, weiß sein Sohn zu berichten. Schon bei den Tanzkursen war eine Videokamera immer wieder Mal mit dabei.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten habe dieses Hobby immer größeren Raum im Leben von Tuscher senior eingenommen. Er hatte sich sogar ein eigenes Videostudio zu Hause eingerichtet. Darin verbrachte er viele Stunden. Er schnitt seine Aufnahmen. Und hatte sich sogar eine Technik zugelegt, mit der er alte Video-Filme auf moderne Speichermedien hat archivieren können. Es existiert ein wahres Filmarchiv über die vergangenen 40 Jahre in der Babonenstadt. „Da sind sicher viele alte Schätze dabei“, stellt sein Sohn fest. Sogar Tuscher senior selbst als Tänzer sei da noch zu finden.

Das Requiem für Walter Tuscher senior findet am 10. Januar 2018 um 14 Uhr in der Barbarakirche statt. Anschließend ist Urnenbeisetzung auf dem Abensberger Friedhof.

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