Menschen
Erinnerung an die „Zuckerbixn“

September 2007 startete die letzte Kampagne in Regensburg. Zeit für eine Gedenkminute: Für das Werk, für sein Wirtshaus.

28.09.2017 | Stand 16.09.2023, 6:21 Uhr

Helmut Wanner

Bitte lächeln: Zita Ardelean, Wirtin der Zuckerbixn, steht mit Sohn Ernst an der Theke. Foto: Ardelean

Wenn sich im Herbst an den Wegen im Landkreis die Rüben zu Bergen türmen, springt einen die Erinnerung an. September ist Kampagnenzeit. Diese Stadt hat sie im Blut. Es ist eine Art Phantom-Empfinden in der Nase. Den Duft von schmutzigem Karamell kriegt auch die Zeit nicht raus: Heute vor 10 Jahren lief die letzte Zuckerrüben-Verarbeitungskampagne im Werk an der Straubinger Straße. Nun werden vor unseren Augendie letzten Resteder über 150-jährigen Geschichte der Zuckerrübenverarbeitung in Regensburg abgerissen, die sogenannte Agglomeration. Mit dem Stoff, der da entstand, werden in Deutschland bittere Pillen des Wandels versüßt, dass man sie eher schluckt.

Die Nase verlor ein Stück Heimat

Einen geeigneteren Platz kann man nicht finden, um den bitter-süßen Kampagnen-Traum zu träumen. Der erste Stock der ehemaligen Direktoren-Villa in der Straubinger Straße ist die Proszeniums-Loge dieses inneren Vorgangs. In dieser Gründerzeit-Villa residierten einmal die Südzucker-Granden in großzügig geschnittenen Werks-Wohnungen von 240 Quadratmetern. Heute ist das Haus in Privathand. Die Wohnungen wurden halbiert und erinnern noch immer an die spanische Hof-Reitschule. Von hier konnte Frau Süß direkt auf die Millerschen Löwen sehen, die das Tor der Zuckerfabrik bewachten. Weiter links stand die mausgraue Zuckerbixn.

Vieles bahnte sich in der „Bixn“ an

„In der Erinnerung ist alles schön“, sagt Frau Süß. Die Nostalgie retouschiert den Gestank, den Rübendreck und den Motorenlärm wie Stadtmaler Werner Steib seine Bilder vom alten Regensburg. Aber das Halteverbotsschild vorm Haus ist real. Es wurde aufgestellt wegen der Rübenanlieferung und steht heute noch. Es bringt Geld. Die Blaujacken kassieren weiter.

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