Regionale Wirtschaft
Firma Godelmann: Vom Pflaster zum Klimastein

11.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:59 Uhr
Weniger Flächenversiegelung, höherer Verdunstungsgrad: Der Klimastein von Bernhard Godelmann soll helfen, das Stadtklima zu verbessern. −Foto: Loeffler

Einen eigenen Flagship-Store in Berlin zu haben, ist für viele Unternehmen schon Standard. Wohl fast jede Mode-, Uhren- oder Lifestyle-Marke stellt ihre Produkte in der Hauptstadt ins Schaufenster. Auch das Oberpfälzer Unternehmen Godelmann, das dieses Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert, hat seit vier Jahren einen solchen Flagship-Store unweit des Kurfürstendamms. Das Produkt der Oberpfälzer passt aber nicht so ganz in die Mode- und Lifestyle-Ecke: Die Firma aus Fensterbach stellt Betonsteine her.

„In Berlin sitzen die Architekturbüros die weltweit tätig sind. Wenn die etwas besonderes brauchen, dann sind wir bei der Planung von Anfang an dabei“, sagt Bernhard Godelmann über die Hauptstadt-Präsenz seines Unternehmens. Denn schon vor Jahren hat sich die von seinem Großvater nach dem Zweiten Weltkrieg in Hiltersdorf im heutigen Landkreis Amberg-Sulzbach gegründete Betonsteinfirma weg vom stark umkämpften und margenschwachen Massengeschäft und hin zu hochwertigen Design- und Spezialsteinen entwickelt. „Das sind Steine, die nicht jeder herstellen kann“, sagt der 48-jährige Godelmann, der das Familienunternehmen nun in dritter Generation führt.

Keine „normalen“ Steine

Waren die früheren Generationen noch mit klassischen Pflastersteinen und Mauersteinen auf dem Markt, so hat sich das Portfolio in den vergangenen 40 Jahren stark gewandelt. Aus dem Hochbau ist man komplett ausgestiegen. „Normale“ Pflastersteine stelle man zwar auch noch her, doch nur noch zur gelegentlichen Auslastung der Produktion.

„Wir nennen uns die Stein-Erfinder“, sagt Godelmann über die Philosophie des Unternehmens. Es gehe immer darum, neue Funktionen und Formen zu entwickeln. Daran arbeitet eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Dabei seien „Investitionsbereitschaft und Risikofreude“ gefragt. „Bei Neuentwicklungen müssen wir immer in Vorleistung gehen“, sagt Godelmann. Die Kosten bekomme man mit dem ursprünglichen Auftrag in der Regel nicht wieder rein.

Doch das scheint offenbar zu gelingen. Das Unternehmen macht sein Geschäfte weit über die Region hinaus. So finden sich Godelmann-Steine nicht nur auf Regensburger Gehwegen oder Schwandorfer Hauseinfahrten, sondern auf den Vorplätzen von Pariser Metro-Stationen ebenso wie im Hauptsitz des fränkischen Sportartikel-Herstellers Puma,vor dem Berliner Flughafenoder auf dem Museumsplatz am Münchner Lenbachhaus.

Rund die Hälfte seines Umsatzes – der laut Bernhard Godel mann „im dreistelligen Millionenbereich“ liegt – macht das Unternehmen im Privatkunden. Ungefähr 40 Prozent machen öffentliche Projekte aus. Die restlichen zehn Prozent entfallen laut Godelmann auf Bauträger.

Der weitaus größte Teil der Godelmann-Steine entsteht im Werk in Fensterbach im Landkreis Schwandorf, wo 380 der insgesamt 500 Mitarbeiter beschäftigt sind. „Das sind Hi-Tech-Anlagen, die hier stehen“, erklärt Godelmann die zentrale Produktion. „Die kann ich nicht fünfmal in Deutschland aufbauen.“

Die jüngste Entwicklung läuft hier ebenfalls auf einer der acht Produktionslinien vom Band: der sogenannte Klimastein. Dieser Pflasterstein soll sich bei Sonneneinstrahlung nicht nur weniger stark aufheizen, sondern auch eine bessere Wasserverdunstung ermöglichen und so beispielsweise für ein kühleres Klima in hochsommerlichen Städten sorgen. Fürs Klima hat Godelmann auch seine Produktion seit 2015 CO2-neutral aufgestellt. Erreicht habe man das durch ein Verringerung der Emissionen um rund die Hälfte, der Rest wird durch Emissionszertifikate abgedeckt.

Rohstoffe aus der Region

Auch läuft die Rohstoffversorgung aus der Region: 85 Prozent des Materials kommt aus weniger als 30 Kilometern Entfernung.

Dass sich Godelmann damit nicht nur Freunde macht, zeigen allerdings die jüngsten Proteste gegen einen möglichen neuen Steinbruch bei Freudenberg im Landkreis Amberg-Sulzbach. Gegen die Pläne hat sich bereits eine Bürgerinitiative formiert.