Treffen
Flächensparen ist das Zukunftsthema

Bürgermeister erhielten bei Versammlung mit dem Kreisverband des Gemeindetages viele Informationen.

23.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:15 Uhr
Ferdinand Schönberger
Referate zur Biotopkartierung im Landkreis hielt das Bayerische Landesamt für Umwelt. Foto: Ferdinand Schönberger −Foto: Ferdinand Schönberger

Kultur, Heimat und Natur bestimmten die Themen einer Bürgermeisterversammlung mit dem Kreisverband des Bayerischen Gemeindetages. Landrat Franz Löffler hatte dazu am Montagvormittag acht Fachreferenten ins Landratsamt geladen. Sein besonderer Gruß galt dem Kreisvorsitzenden Michael Multerer als Sprecher der Bürgermeister, denen er für die sehr gute Bewältigung der Verteilung von Flüchtlingen aus der Ukraine dankte.

Der stellvertretende Leiter der Landkreismusikschule, Siegi Mühlbauer, gab zunächst ein Statement für diese kulturelle Einrichtung des Landkreises und von 38 Gemeinden ab, verbunden mit der Bitte, verbesserte gemeindliche Räume für den dezentralen Musikunterricht zur Verfügung zu stellen. Diese sollten die geeignete Atmosphäre für den Unterricht schaffen, eine gute Akustik haben und hell, beheizt, nicht zu klein und idealerweise mit einem Klavier und Drumset ausgestattet sein. Die Motivation zum Lernen gehe vom Lernenden aus. Fast 1300 Schüler werden von mehr als 30 Lehrern unterrichtet. Eine neue Aufgabe sah Löffler darin, für die ab 2026 einzuführende Ganztagsbetreuung eigene musikalische Modelle zu entwickeln.

Isabella Bauer vom 1993 gegründeten „Aktionskreis Lebens- und Wirtschaftsraum Landkreis Cham“ informierte über die Fortsetzung des LEADER-Förderprogramms (Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) nach dem Motto „Bürger gestalten ihre Heimat“. Der Landkreis ist seit Ende der 1990er-Jahre als LEADER-Region aktiv, erhielt mehr als 1,3 Millionen Euro Förderung und bewirbt sich auch wieder für die Periode der Jahre 2023 bis 2027. Zuletzt umgesetzte Projekte waren beispielsweise im Bereich Tourismus/Kultur die Mountainbike-Route „Trans Bayerwald“, die Aufwertung der ehemaligen Bahntrasse Falkenstein – Regensburg und der Skulpturenweg Ludwig Gebhard in Tiefenbach, im Bereich Wirtschaft das Netzwerk „LandGenuss“, im sozialen Bereich das multifunktionelle Gemeinschaftshaus Reichenbach und im Bereich Natur das Umweltbildungsprogramm „Natoursinn am Regen“. In Zukunft wird es verstärkt darum gehen, die Krisenfestigkeit und Anpassungsfähigkeit der Regionen zu stärken. Landrat Löffler rief die Gemeinden auf, mögliche Projekte zu überlegen: „Wir haben gute Argumente, in das neue Förderprogramm hineinzukommen.“ Mit Bereichsleiterin Christiane Zürn, Sachgebietsleiter Axel Koch und den Flächensparmanagern Patrick Dichtler und Markus Roth referierten vier Vertreter der Regierung der Oberpfalz zum „Zukunftsthema allererster Güte“: die 2019 ins Leben gerufene Flächensparoffensive der Staatsregierung. Damit wird eine im Koalitionsvertrag festgelegte Verringerung der jährlichen Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Bayern bis 2030 auf fünf Hektar pro Tag umgesetzt. Um neue Flächen im Außenbereich zu schonen und die Innenentwicklung zu stärken, müssen vorhandene und für eine bauliche Nutzung geeignete Flächenpotenziale in den Siedlungsgebieten wie Baulücken, Brachflächen und leerstehende Bausubstanz sowie Möglichkeiten zur Nachverdichtung vorrangig genutzt werden – auch zur Stärkung und Wiederbelebung der Ortskerne. Die Umsetzung sollte gemeinsam mit den Bürgern und mit Augenmaß geschehen. Löffler: „Draußen Flächen sparen, heißt an anderer Stelle höher, tiefer und intensiver.“ Es seien auch mehr Entwicklungsgebote notwendig, ohne zu enteignen.

Christian Tausch und Michael Stellmach vom Bayerischen Landesamt für Umwelt veranschaulichten die im April zunächst im westlichen Landkreis begonnene Biotopkartierung. Deren Ergebnisse sollen Ende 2025 vorliegen. Es gehe nach mehr als 30 Jahren wieder um eine Bestandsaufnahme der Lebensräume für die Artenvielfalt und keineswegs um eine „Ausweisung“ neuer Biotope. Ein eventueller Schutz ergebe sich nicht aus dieser Kartierung, sondern aus Gesetzen. Eine bisherige extensive Nutzung sei in der Regel möglich und erwünscht. Bei dem nicht selten für Spannungen sorgenden Thema müssten die Kommunen eingebunden und der Eigentümer informiert werden, so Löffler.