Geisenfeld
Floß-Abenteuer: Knifflig war‘s erst einmal

18.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:42 Uhr

Das flusstaugliche Tiny-House von Josef Reindl zieht in allen Häfen an der Donau die Blicke auf sich.

„Leinen los!“ hat es am ersten Juni für Josef Reindl und Hans-Peter Binder am Yachthafen Kapfelberg geheißen. Auf einem selbst gebauten Motorfloß haben sie sich auf der Donau in Richtung Schwarzes Meer begeben und inzwischen gut gelaunt „die ersten 1000 Kilometer gekratzt“.

Mit der abenteuerlichen Reise erfüllt sich Reindl einen Jugendtraum, dem einiges an Vorbereitung vorausging. Allem voran der Bau des offiziell als „Motor-Katamaran“ zugelassenen, auf Pontons schwimmenden Gefährts – das sehr zur Freude seines Schöpfers bisher brav seine Dienste tut. Nur ein paar „kleine Verbesserungen“ hat der 65-Jährige aus dem Geisenfelder Ortsteil Zell an dem 8,45 Meter langen und 2,63 Meter breiten Konstrukt, das mit der Kraft von 40 PS vorangetrieben wird, unterwegs vornehmen müssen. Ansonsten lief bisher alles glatt. Was „Toi!Toi!Toi!“ auch so bleiben möge, wie er beim Telefonat mit der Heimatzeitung hofft.

Zur Vorbereitung gehörte auch die akribische Begutachtung der Strecke mit all ihren Schleusen, Häfen und sonstigen Ankerpunkten. Was sich öfter durchaus als hilfreich erwiesen hat. Etwa an jenem Tag in der Slowakei, den sie eigentlich in einem kleinen Hafen beenden wollten. Ein starker Wind machte das Anlanden aber unmöglich und so war es wichtig, eine Alternative vor Augen zu haben. „Wir haben uns dann durch einen rund 35 Kilometer langen Schleusenkanal durchgekämpft“, erinnert sich Reindl an die Herausforderung, teilweise im Dunkeln unterwegs zu sein. Erst um halb zwölf in der Nacht konnten sie sich entspannt in die mit Stockbetten eingerichtete Koje legen, die ihnen als Schlafstatt dient.

„Die Stimmung an Bord ist gut“, beteuert der Freizeit-Kapitän lachend. Was der Tatsache zu danken ist, dass er mit seinem unter 25 Bewerbern auserkorenen Begleiter aus Hörzhausen wohl einen „Glücksgriff“ getan hat. Die Chemie zwischen den beiden, die sich erst nach dem Aufruf in der Geisenfelder Zeitung kennengelernt hatten, stimmt einfach. Und so genießen sie gerne gemeinsam die „tolle Aussicht“, die es zum Beispiel bei der Fahrt durch Passau („das zeigt da eine ganz neue Perspektive auf seine Schönheit“), Wien, Bukarest und Budapest zu bewundern gibt.

Obwohl ihnen auf dem Strom viele Binnenschiffe begegnen, „haben wird uns bisher gut durchgeschmuggelt“, so Reindl, der mit einem Augenzwinkern ergänzt: „Uns übersieht ja eh so leicht keiner“. Offenbar stiehlt ihr flusstaugliches Tiny-House aus Holz den touristischen Highlights am Ufer öfter mal die Schau und landet an ihrer statt als Motiv in digitalen Fotoalben.

Am schönsten sind für die beiden Reisenden die vielen persönlichen Begegnungen unterwegs – hier ein Funkkontakt und ein sympathischer Ratsch mit einer Schiffscrew, die unter deutscher Flagge fährt. Dort eine Einladung zum Rindergulasch bei einer ungarischen Familie am Anlegesteg. „Gut dass wir für solche Gelegenheiten einige Gastgeschenke an Bord haben“, so der Geisenfelder, der sich begeistert von der vielfach erlebten Gastfreundschaft zeigt.

Mehr als ein Drittel der insgesamt 2417 Kilometer langen Reise haben die beiden nun hinter sich und liegen dabei „gut in der Zeit“. Ungarn haben sie am Donnerstag verlassen und in Serbien „einklariert“ – also die Einreise-, Zoll- und Gesundheitsformalitäten erledigt. Die Stadt Bezdan, die zu den älteren Siedlungen in der Vojvodina gehört, war ihnen einen Landgang wert.

Dem Rest der Strecke sehen die beiden Schipper weiterhin mit Spannung entgegen. „Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ wünschen dabei nicht nur die Heimatzeitung, sondern auch die vielen Follower, die sie mittlerweile in den sozialen Medien virtuell auf ihrem Weg begleiten.

− GZ