Große Physikertagung an der Universität
Forschung für den Fortschritt

05.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:47 Uhr |
Der Infopunkt vor dem Audimax ist für die rund 4000 Tagungsteilnehmer zentrale Anlaufstelle. − Foto: Unrecht

Skyrmionen oder auch die Finessen der Topologie: Was Außenstehenden ein Fragezeichen ins Gesicht zaubert, bringt Physiker erst so richtig in Fahrt. Bei Europas größter Fachtagung, die bis Freitag an der Uni Regensburg stattfindet, tauschen sich rund 4000 Wissenschaftler aus aller Welt aus.

„Wir tragen dazu bei, nachhaltiger zu wirtschaften und zum Beispiel bessere PV-Anlagen zu bauen“, sagt Joachim Ullrich, Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), die die Konferenz veranstaltet.

Die Tagungsteilnehmer beschäftigen sich vor allem mit Grundlagenforschung – und verfolgen damit große Ziele: Im Kern gehe es darum, Energie und CO2 einzusparen sowie giftige Materialien zu ersetzten, bringt es Michaela Lemmer von der DPG auf den Punkt. „Dabei weiß man nie, welche praktischen Anwendungen sich aus den Forschungen ergeben“, fügt sie hinzu. Manchmal dauere es auch Jahrzehnte, bis sich bahnbrechende Erkenntnisse durchsetzen.

Beispiel Transistoren: Sie sind die Basis der modernen Elektronik. In jedem Smartphone finden sich mehrere Milliarden dieser Halbleiterbauelemente. Die kleinen Teile stecken aber auch in vielen anderen Alltagsgeräten, wie zum Beispiel in Waschmaschinen, im Herd oder auch in Rolladen. „Erste Patente zum Prinzip des Transistors wurden bereits im Jahr 1925 angemeldet“, erzählt Dieter Weiss, Physikprofessor an der Universität Regensburg. Aber erst in den 1960er Jahren habe die technische Anwendung der Transistoren Fahrt aufgenommen. Weiss ist auch Tagungsleiter der Regensburger Veranstaltung. Schon seit 1998 liegt die Organisation des Kongresses vor Ort in seinen Händen – dieses Jahr zum letzten Mal, denn der 67-Jährige geht in Ruhestand.

Ein Jahr Vorlauf

„Rund ein Jahr dauert die Vorbereitung“, so Weiss . Fast alle Hörsäle der Uni und noch eine Handvoll weitere an der OTH sind dafür gebucht. Er ist froh, dass die Tagung endlich wieder in Präsenz stattfinden kann. „Allerdings sind es in diesem Jahr rund tausend Teilnehmer weniger als zuvor “, bedauert er.

Einer von ihnen ist Felix Büttner vom Helmholtz-Zentrum in Berlin. Er beschäftigt sich mit speziellen magnetischen Strukturen, die „für die Datenspeicherung interessant sind“ oder auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz angewendet werden können, erzählt er. Sogenannte Skyrmionen sind sein Spezialgebiet. Büttner wird dafür auf der Tagung mit dem Walter-Schottky-Preis ausgezeichnet.

Lydéric Bocquet, Physik-Professor aus Paris, ist ebenfalls in Regensburg zu Gast. Er forscht an Membranen für Osmosekraftwerke. Dabei geht es darum, den Unterschied im Salzgehalt zwischen Süßwasser und Meerwasser zu nutzen, um daraus Energie zu gewinnen und Strom zu erzeugen.

Start-up gegründet

Bocquet hat ein Start-up gegründet, ein Pilotprojekt ist derzeit im Bau. Weltweit könne man bis zu 2000 Kernkraftwerke durch Osmosekraftwerke ersetzen, sagt der Professor, der auf der Tagung den Gentner-Kastler-Preis erhält.

Unterdessen ist Benedikt Seidl mit ganz pragmatischen Fragen beschäftigt. Er gehört zum Organisationsteam der Tagung und steht am Infopunkt vor dem Audimax. Dort hilft er Suchenden dabei, den richtigen Hörsaal zu finden oder weist den Weg zur nächsten Toilette. Der 22-Jährige studiert Physik und Mathe fürs Lehramt am Gymnasium und hört sich während der Tagung gerne Fachvorträge an – auch wenn er dabei nicht viel verstehe, wie er offen zugibt. „Ich finde es beeindruckend, mit welcher Begeisterung die Leute bei der Sache sind.“

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