Bilanz
Forschungsteam zieht überraschendes Fazit

Das Forschungsteam von OTH Regensburg und HS München präsentiert die Ergebnisse eines Projekts zur Frauenförderung.

14.10.2020 | Stand 16.09.2023, 4:39 Uhr
Das Projektteam (von links): Anne Reber, M.A., Sophia Dollsack, M.A., Prof. Dr. Clarissa Rudolph (alle OTH Regensburg) und Stefanie Brenning, M.A., Prof. Dr. Elke Wolf und Beatrix Ehrensperger, Dipl.-Soz. (alle HS München). −Foto: Heike Geismar

Projekte zur Erhöhung des Frauenanteils in MINT-Studiengängen haben einen festen Platz im Hochschulgefüge. Warum sind trotzdem nur rund 30 Prozent Frauen unter den Studierenden von MINT-Fächern aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik vertreten?

„Es zeigt sich bei den meisten Lehrenden eine Abwehr gegenüber aktiver Frauenförderung; tatsächlich setzen sie sich mit solchen Fragen oft gar nicht auseinander“, sagt Prof. Dr. Clarissa Rudolph von der OTH Regensburg laut Mitteilung. „Das Ausmaß an Diskriminierungen, die Studentinnen in MINT immer noch erleben, hat uns Wissenschaftlerinnen überrascht“, fügt Anne Reber, wissenschaftliche Mitarbeiterin, hinzu. Diese und weitere zentrale Ergebnisse stellte das Forschungsteam der OTH Regensburg gemeinsam mit Kolleginnen von der HS München am 29. und 30. September bei der Abschluss-Fachtagung des Projekts „MINT-Strategien 4.0 – Strategien zur Gewinnung von Frauen für MINT-Studiengänge an Hochschulen für angewandte Wissenschaften“ vor.

In dem Projekt gingen die Forscherinnen der beiden Hochschulen der These nach, dass sich MINT-Projekte stärker auf die heterogenen Lebenssituationen von MINT-Studentinnen einstellen müssten. Bei der Abschlusskonferenz im digitalen Tagungshaus diskutierten Vertreter aus der Geschlechterforschung und der Gleichstellungspraxis die Resultate.

„Es hat sich gezeigt, dass der überwiegende Teil der Projekte immer noch in klassischer Weise Studentinnen adressiert. Viele der von uns befragten Studentinnen sind aber mit dieser Perspektive unzufrieden, weil diese Form der Ansprache vermittelt, dass Frauen besonders gefördert werden müssten“, sagt Projektleiterin Prof. Dr. Clarissa Rudolph.

„Die Studentinnen wünschen sich tatsächlich Angebote, die mehr auf ihre spezifischen Lebensumstände eingehen, zum Beispiel auf Elternschaft oder Sprachbarrieren.“ Auch das von der HS München entwickelte Evaluationskonzept soll seinen Beitrag dazu leisten, die MINT-Projekte zielorientiert weiterzuentwickeln.

Noch mehr wünschten sich die Studentinnen aber, dass solche Projekte gar nicht nötig wären und dass sie weniger mit sexistischen Äußerungen oder Verhaltensweisen konfrontiert würden.