Amberg-Sulzbach
Forum „Frühe Hilfen“ diskutierte über Teilhabe

28.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:46 Uhr
Alle Menschen sollten in alle Lebensbereiche selbstverständlich mit einbezogen werden, so der Grundsatz der Teilhabe. In der Praxis funktioniert das selten. −Foto: Uwe Anspach/dpa

Teilhabe, und zwar von Anfang an: Die interdisziplinäre Frühförderung ist ein System von Hilfen für Säuglinge, Kleinkinder und Kinder im Kindergartenalter, die entwicklungsverzögert, behindert oder von Behinderung bedroht sind.

Das Forum „Frühe Hilfen“ lief nun im Landratsamt Amberg-Sulzbach zu diesem Thema und zeigte die Chancen für Kinder und Eltern auf, kompetente Hilfe zu erhalten, teilt das Landratsamt in seiner Pressemitteilung zur Veranstaltung mit. Beim 22. Forum „Frühe Hilfen“ der Koordinierenden Kinderschutzstellen Amberg und Amberg-Sulzbach (KoKi) im König-Ruprecht-Saal fanden sich wieder Interessierte aus dem Netzwerk zusammen. Jedes Jahr werden von den KoKis zwei Veranstaltungen mit Fachvorträgen geplant. Anlass für diese Themenwahl seien Änderungen des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) gewesen, mit denen sich viele Bereiche aktuell beschäftigen müssen.

Beratungsangebot für Familien

Melanie Dietrich und Michaela Moore von den Frühförderstellen Amberg und Sulzbach-Rosenberg (Lebenshilfe Amberg-Sulzbach) stellten die Arbeit der Frühförderstellen vor: „Es existiert ein offenes Beratungsangebot für Familien, bei dem geklärt wird, ob die Frühförderung die richtige Maßnahme für das Kind wäre.“

Dietrich und Moore erklärten, dass Kinder mit (drohender) Behinderung und ihre Familien in ihrem Alltag auf viele Hindernisse stoßen würden. Anhand verschiedener Fallbeispiele aus der Praxis zeigten die Expertinnen Einschränkungen und Barrieren auf, aber auch die Chancen, die eine gelingende Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure der „Frühen Hilfen“ für diese Kinder berge. Darüber hinaus wurden die Begriffe „Teilhabe“ und der Behinderungsbegriff allgemein genauer unter die Lupe genommen. Die Teilhabe tauche im Alltag vor allem in den Sozialberufen, aber auch in vielen anderen Bereichen, immer häufiger auf. Sie umschreibe einen Anspruch, der für alle Menschen gelte, nämlich in alle Lebensbereiche einbezogen zu werden – besonders für diejenigen, die aufgrund einer Behinderung scheinbar nur eingeschränkt mitwirken könnten.

Dass sich dies im Alltag oft immer noch nicht als selbstverständlich und einfach erweise, wurde im Forum diskutiert. Erst seit 2018 gebe es eine entsprechend geänderte Formulierung im Gesetz, also einen neuen „Behinderungsbegriff“. Dietrich und Moore, so die Pressemitteilung weiter, stellten verschiedene Lebensbereiche dar, um die Teilhabe einer Person, zu veranschaulichen wie etwa Kommunikation oder Mobilität.

Sensibilisieren und Strategien erarbeiten

„Für Menschen mit Behinderung ist dies nicht immer eine Selbstverständlichkeit, sondern birgt oftmals Hindernisse oder Herausforderungen“, so die Expertinnen. Neben der Vernetzung untereinander lag Dietrich und Moore vor allem die Sensibilisierung für das Thema und das Anbieten von Strategien für die Betroffenen am Herzen.

Teilhabe könne nicht von Einrichtungen wie der Frühförderstelle und der Lebenshilfe alleine umgesetzt werden. Hier brauche es Änderungen in allen Bereichen und Institutionen und vor allem die richtige Einstellung zum Thema, dazu aber auch Zeit, Möglichkeiten und zum Teil finanzielle Ressourcen für die Umsetzung.