Coup in Göppingen
Frauen-Zweitligist ESV 1927 Regensburg stürzt den Spitzenreiter

23.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:27 Uhr
Gerd Winkler
ESV-Jubeltrio: Marleen Kadenbach, Franzi Peter und Torfrau Steffi Lukau (von links) freuen sich über den Zweitliga-Coup beim Tabellenführer in Göppingen. −Foto: Eibner/Michael Schmidt

54 Spiele bestritten die Handballfrauen des ESV 1927 Regensburg bis zum gestrigen Sonntagnachmittag in der zweiten Bundesliga – am frühen Abend hatten die Bunkerladies in der 55. Partie für den Höhenpunkt gesorgt. Mit einer sagenhaften Energieleistung stürzte der ESV den mit aller Macht in die Beletage drängenden Spitzenreiter Frisch Auf Göppingen mit einem 31:28 (17:17)-Sieg – in dessen EWS-Arena vor 977 Zuschauern.

Schon in der Vorrunde hatten die Bunkerladies den doppelten Trainingsaufwand betreibenden Ex-Erstligisten mit 27:24 geschlagen.

Mit den Auswärtszählern 16 und 17 rückte der ESV in diesem Ranking auf Platz zwei vor sowie in der Tabelle dem auf Rang vier notierten Neuling Rödertal bis auf einen Zähler auf die Pelle. Am ungewohnten Freitagabend (20 Uhr) gastiert nun der deutsche Rekordmeister HC Leipzig an der Dechbettener Brücke.

Wiedergeburt der Rückraum-Achse

Gefühlt war es die Wiedergeburt der Rückraum-Achse Marleen Kadenbach (11 Feldtore), Amelie Bayerl (4) und Franzi Peter (4). Bis Mitte Januar verbreitete das Trio ob der Durchschlagskraft Angst und Schrecken. Wie abgerissen knirschte es fortan im Rückraum. Den Vogel schoss Halblinks Marleen Kadenbach in der ersten Halbzeit ab: Acht Treffer, zwei zu Toren führende Anspiele, ein gerissener Strafwurf!

Die Voraussetzungen – Peter lief kränkelnd auf – im ohnehin unterbesetzten Rückraum waren denkbar schlecht. Als Nicole Lederer nach drei, teils überflüssigen Strafzeiten außen vor war (25.), standen die Topkräfte vor einer Herkulesaufgabe, in den nächsten 35 Minuten gegen Göppingens Kraftpakete durchzuhalten.

Frisch Auf legte mit einer 5:1-Führung (6.) los, Regensburg hatte bis dahin drei Ballverluste fabriziert. Nun war der ESV im Spiel, glich durch Marleen Kadenbach zum 10:10 (17.) aus und ging mit dem nächsten Kadenbach-Treffer bei 12:11 (20.) erstmals in Front. Der Rückraum entfachte großen Druck, am Kreis profitierte Sara Mustafic davon – die drei spektakuläre Anspiele verwandelte sie allesamt (8., 15., 29). Überdies machte Torfrau Steffi Lukau, statistisch stärkste ihres Fachs in der Liga, einen Strafwurf (15.) sowie drei „Freistehende“ (3., 28., 29.) unschädlich.

Bissel-Comeback mit Doppelpack

Mit einer Glanztat (31.) sowie dem zweiten gehaltene Siebenmeter (41.), von Lukau starteten die Bunkerladies in die zweite Hälfte. Nun setzte Göppingen auf eine 5:1-Deckung, dem entgegnete Trainer Csaba Szücs mit der Rochade von Halblinks Kadenbach und Spielmacherin Bayerl. Der ESV lag bis zum 26:23 (46.) in Führung, geriet jedoch in Folge von zwei Zeitstrafen (47., 50.) mit 26:27 (52.) in Rückstand. Der wurde zum 29:27 (58.) gedreht, die eingewechselte (38.) Anika Bissel machte bei ihrem Comeback mit einem Doppelpack den Deckel drauf.

„Das war ein echter Kraftakt. Wir waren auf einer Welle, das hat die aufkommende Müdigkeit kompensiert“, kommentierte Coach Csaba Szücs.