Geschichte
Frisch bezogen: Des Kinis Geburtsbett

Pünktlich zum Ludwig-Jahr wurden in Nymphenburg die Gemächer der Königin Karoline wieder hergerichtet.

09.05.2011 | Stand 16.09.2023, 21:08 Uhr
Thomas Dietz

München.Läuft man durch die Vorgärten auf den Haupteingang von Schloss Nymphenburg zu, stellt sich die Frage, warum man diesen paradiesischen Ort eigentlich nicht öfter besucht. Zumal in diesen Tagen das Münchner Blau noch blauer leuchtet als sonst, die Maisonne lacht und der unendliche weite Schlossgarten von heiteren Menschen gut besucht ist.

Ab sofort gibt es noch ein paar Gründe mehr für den nächsten Schlossbesuch. Im Ludwig-Jahr 2011 (der geliebte Kini starb 1886, vor 125 Jahren) wurden die Gemächer der Königin Friederike Karoline Wilhelmine (1776-1841) ganz neu hergerichtet und der Schwanenturm im Marstallmuseum geöffnet. Finanzminister Georg Fahrenschon (43), oberster Dienstherr der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, berichtete kenntnisreich und nicht ohne Stolz, was im Schloss Nymphenburg so alles umgebaut wurde: „Die Räume wurden so authentisch wie möglich wiederhergestellt und in den Rundgang einbezogen.“ Als Münchner Bub hat Fahrenschon natürlich im Schlosspark das Laufen gelernt. Die bayerische Geschichte interessiert ihn auch privat außerordentlich: „Es gibt schon so viele, die das alles gar nicht mehr einordnen können“, sagte er später.

Die 400000 Besucher, die sich jährlich Schloss Nymphenburg anschauen (die Parkbesucher sind ungezählt), sehen nun auch Arbeits-, Empfangs- und Schlafzimmer der Königin Karoline. Just in diesem Schlafzimmer war es auch, wo Kronprinzessin Marie Friederike (1825-1889), Gemahlin des Thronfolgers Maximilian, am 25. August 1845 den gesunden und strammen Prinz Ludwig zur Welt brachte, der später als Märchenkönig Ludwig II. unsterblich wurde und mit seinen kühnen Bauten Bayern und Deutschland weltweit berühmt machte.

Finanzminister Fahrenschon befand sich in Begleitung von Ludwig Prinz von Bayern (28), der als Ur-Ur-Großenkel des letzten Königs (Ludwig III.; er regierte von 1913 bis 1918) bei der Vorstellung des Wittelsbacherschen Erbes dabei sein musste. Der sympathische, etwas scheue Prinz wäre im rein hypothetischen Falle einer Wiedereinführung der Monarchie in Bayern als Ludwig IV. in der Thronfolge. Aber er winkt ab. Zu oft ist ihm diese Frage gestellt worden: „Deutschland ist eine Republik und wir leben gut mit ihr.“

Wandeln wir also durch die neuen alten Räume und betrachten den Zeichentisch der Königin Karoline, oder ihr großes Doppelbett, in das man quer einsteigen muss. Oder das Lieblingspferd König Ludwig II., den präparierten, großen Apfelschimmel „Cosa Rara“. Und neben anderen Gefährten und Kinderkutschen, Ludwigs ersten geschnitzten Nymphenschlitten – mit blauen Laternen für die melancholischen, nächtlichen Ausfahrten.