Technik
Frische Schulluft ohne Viren

Noch vor den Ferien sollen die fest installierten Lüfter an der Grundschule in Betrieb gehen. Derzeit werden sie eingebaut.

09.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:34 Uhr
Mitarbeiter der Bad Kötztinger Firma Pritzl bauen die Lüfter ein - hier gerade im Klassenzimmer der 1b. Die beiden Teile des Schulklassenlüftungsgeräts, die hinter den Stühlen stehen, werden später zusammengebaut. −Foto: Christina Hainzinger-Feigl

Stellen Sie sich Folgendes vor: ein Klassenzimmer im Sommer, besetzt mit etwa 25 Schülern. Bei jedem Stoßlüften gelangen mit der heißen Luft jede Menge Pollen ins Zimmer. Im Winter ist die Luft draußen zwar frisch - aber die Schüler frieren, die Heizung muss die kalte Luft erst wieder erwärmen... Und dann gibt‘s ja auch noch Corona, weshalb gelüftet werden muss.... musste! Seit dieser Woche werden an der Grundschule Bad Kötzting sogenannte Schulklassenlüftungsgeräte eingebaut. Nicht nur wegen Corona versprechen sich Schule und Stadt viel von diesen Geräten.

Dezentrale Anlagen

Während sich andere Kommunen im Landkreis Cham entschieden, für ihre Grundschulen mobile Luftfilteranlagen zu beschaffen, ging Bad Kötzting einen anderen Weg: In der Stadtratssitzung vom 21. September wurde beschlossen, dass in der Grundschule dezentrale Lüftungsanlagen installiert werden. Kurz zuvor war ein staatliches Förderprogramm aufgelegt worden, mit dem die Stadt 80 Prozent der Kosten für die Anlagen erstattet bekommt. Deshalb habe man die Lüftungsgeräte auch nicht früher bestellen können, sagt Stadtbauamtsleiter Christian Kopf - man wollte erst das Förderprogramm abwarten. Schließlich handelt es sich um ein Auftragspaket - inklusive Ingenieurs- und Handwerkerleistungen - in Höhe von etwa 350 000 Euro.

Trotzdem sei man mit der Bestellung früh dran gewesen und habe auch großes Glück gehabt, dass die Geräte jetzt schon ausgeliefert worden seien. Auch auf die Handwerker habe man nicht lange warten müssen. Die Firma Wenzl aus Zeltendorf erledigte die Schreinerarbeiten, die Chamer Firma Köstler die Elektroarbeiten, die Firma Pritzl ist für Installation und Wartung zuständig. Kopf: „Wie es aussieht, gehen die Lüftungsanlagen noch vor den Weihnachtsferien in Betrieb.“

Weitere Vorteile des Geräts

Schlechte Raumluft, zu hohe CO2-Konzentration und – hoffentlich bald – Coronaviren gehören also in der Grundschule der Vergangenheit an. Denn Corona war zwar der Grund für den Kauf der Lüftungsanlagen. Sie bringen aber auch weitere Vorteile mit sich. Denn entwickelt wurden die „Schulklassenlüftungsgeräte“ schon vor der Pandemie, um mittels „mechanischer Lüftung die Voraussetzung für Lufthygiene und gutes Lernklima“ zu erfüllen. Das schreibt der Hersteller der Geräte Drexel und Weiss in einer Broschüre. Die Geräte unterstützen auch „die Energieeffizienz des Gebäudes und helfen, Heizkosten zu sparen“. Warum das so ist, erklärt Christian Kopf. Die Luft wird - anders als bei mobilen Geräten - nicht nur gefiltert, sondern komplett ausgetauscht. Die Außenluft wird - getrennt von der verbrauchten Klassenzimmerluft, die ins Freie transportiert wird - mittels Wärmetauscher auf Zimmertemperatur gebracht. Obwohl die Geräte 24 Stunden laufen, spart das trotzdem Heizkosten, da der Wärmeverlust, den die Heizung nach dem Lüften ausgleichen muss, deutlich größer ist.

Im Sommer ermöglicht ein Bypass im Gerät, dass die kühle Nachtluft ins Gebäude gelangt, ohne vom Wärmetauscher erwärmt zu werden - ein Umstand, von dem sich Schulleiter Michael Prager viel verspricht. Schließlich gehen viele Fenster des Schulgebäudes Richtung Süden oder Westen und die Räume heizen sich im Sommer auf. Außerdem freut sich Prager, dass die Geräte die Pollenlast im Klassenzimmer verringern.

Bis kommenden Montag wollen die Mitarbeiter der Firma Pritzl mit dem Einbau der Geräte fertig sein. Es sind große Geräte, die da unter der Decke jedes Klassenzimmers angebracht werden - groß deshalb, weil viele Schüler auch viel CO2 produzieren. Eine Aussage über die Lautstärke der Geräte kann Michael Prager noch nicht machen. „Sie sollen leiser als die mobilen Geräte sein - leiser als ein Beamer an der Decke.“ Übrigens seien die fest installierten Anlagen in Bezug auf Corona nicht schlechter als die mobilen, betont Christian Kopf. Es sei aber eine Investition mit Zukunft, die auch nach Corona noch Sinn mache. Oder wie es Schulleiter Prager formuliert: „Eine nachhaltige Anschaffung für die nächsten Jahre.“