Baden
Fürth erfüllte sich Traum vom Bad spät

Daniela und Horst Kiesel eröffneten vor zehn Jahren die Therme. Dabei verdankt Fürth seine Thermalquellen nur einem Irrtum.

29.10.2017 | Stand 16.09.2023, 6:26 Uhr

Horst und Daniela Kiesel stoßen auf den 10. Geburtstag des Fürthermare in dessen Sauna an. Fotos: Pelke/Fotostudio Wilke

Daniela und Horst Kiesel haben allen Grund zu feiern. „Am Anfang waren alle skeptisch. Zum Glück haben wir den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Heute stoßen wir auf den zehnten Geburtstag des Fürthermare an“, freut sich Horst Kiesel und erinnert sich beim Sekt in der Sauna an die schwierige Anfangszeit zurück.

Jeder habe Angst gehabt, erinnert sich der 63-Jährige, dass das Fürthermare für die kleinste Großstadt in Bayern eine Nummer zu groß sei. Besonders im Hinblick auf die Eintrittspreise hätten die meisten Kritiker die schlimmsten Befürchtungen gehabt. „Bei den Preisen kommt keiner. Das kann sich niemand leisten in Fürth“, sei Kiesel gewarnt worden. Im Rathaus hat man dem Braten mit dem neuen Wellness-Erlebnisbad offensichtlich auch nicht ganz getraut. Anstatt Thermalquellen, Rutschen & Co. selber zu betreiben, hat die Stadt einen privaten Partner gesucht.

Im Nachhinein hat sich diese Entscheidung offensichtlich als Glücksfall herausgestellt. „95 Prozent der städtischen Bäder in Deutschland machen Verluste. Wir überweisen der Stadt sogar Geld“, betont Kiesel und verrät sein Erfolgsrezept. Mit individuellen Preismodellen sei es ihm gelungen, die Auslastung auch außerhalb der Hochsaison hoch zu halten. „Im Sommer bezahlen Erwachsene nur 7,50 Euro für die Tageskarte. Dadurch ist das Fürthermare auch im Sommer gut besucht.“

Nicht zu groß, nicht zu klein

Den Ausschlag für den Erfolg habe aber die Qualität gegeben. „Die Leute müssen wiederkommen wollen“, ist sich Kiesel sicher. „Wir setzen deshalb im ganzen Bad auf eine familiäre Atmosphäre. Bei uns trifft man sich. Wir sind nicht zu groß und nicht zu klein.“ Diesem besonderen Charme verdanke Fürth am Ende seinen ungebrochenen Zuspruch, ist sich Kiesel sicher.

Genau genommen verdanken die Fürther ihre Thermalquellen nur einem Zufall. Eigentlich hat Landesgeologe Hans Thürach zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Steinkohle gesucht. Mit seinen Bohrungen drang Thürach bis ins Grundgebirge vor. Heute sind sich die Experten einig, das Thürach im „Kohle-Rausch“ wohl die Schichtfolgen im Erdinneren falsch deutete. Denn statt des „schwarzen Goldes“ fand Thürach „nur“ reichhaltige Mineralwasservorkommen.

Die Fürther dürften dem Geologen für seinen Fehler noch heute dankbar sein. Denn statt als Bergbaustadt wollte Fürth fortan als Badeort von sich reden machen. Mit den gescheiterten Kohlebohrungen versetzte der Geologe die Menschen rund um den Grünen Markt in eine regelrechte „Thermalquellen-Euphorie“.

Im Jahr 1912 ist die „König-Ludwig-Quelle“ als Heilquelle anerkannt worden. Trinkkuren des kohlensäurehaltigen Wässerchens mit dem Salzgeschmack sollten gegen zahlreiche Wehwehchen von der Fettsucht bis zur Gicht, von der Leberkrankheit bis zur Diabetes helfen. In Fürth träumten sich schon vom großen Geld durch die vielen kranken Kurgäste.

Der Krieg kam dazwischen

Das bayerische Königshaus hatte ebenfalls schnell Dollarzeichen in den Augen. Als Kronprinz besuchte sogar der spätere König Ludwig III. 1911 den neuen Kurort auf der bayerischen Wellness-Karte. Das „König-Ludwig-Bad“ wurde in der neu ernannten „Kurgartenstraße“ gebaut. Der Krieg machte einen Strich durch die Pläne. Vom Gurgel- bis zum Kurmittelhaus fiel alles eine Nummer kleiner aus. Während die Soldaten im Stellungskrieg wie die Fliegen fielen, verfielen auch die Quellen in Fürth. Nach dem Krieg war an Wellness nicht mehr zu denken. Im Sommer 1920 war der Thermal-Traum ausgeträumt und das Ludwig-Bad wurde geschlossen.

In Fürth haben sie seitdem immer von einer Wiedereröffnung geträumt. Rund 100 Jahre nach den ersten Bohrungen ist es dann wohl an der Zeit gewesen, die alte Idee wieder aufzugreifen. Statt eines klassischen Thermalbades haben sie dann aber in Fürth ein modernes Wellnessbad für alle Zielgruppen bauen wollen – und es getan.

Weitere Nachrichten aus Franken lesen Sie hier.