Konzert
Furioser Ritt auf der Salomon

Prof. Reiner Schuhenn zeigte seine Improvisationskunst an der Orgel in der Kirche Mariä Himmelfahrt.

22.05.2019 | Stand 16.09.2023, 5:45 Uhr
Johann Reitmeier

Prof. Reiner Schuhenn an der Salomon-Orgel Foto: Johann Reitmeier

Die Reihe der Bad Kötztinger Orgelkonzerte 2019 ist, wie auch jene in den Vorjahren, wieder prominent besetzt. Kirchenmusiker Wolfgang Riegraf nutzt seine langjährigen freundschaftlichen Beziehungen zur akademischen Konzertorganistenszene Europas und insbesondere Deutschlands, um deren Größen an „seine“ Salomon-Orgel einzuladen. Das Instrument – am 29. September 2002, dem St. Michaelstag geweiht – ließ in dieser Zeit kein einziges Mal seine besondere Attraktivität vermissen. Ein jeder dieser hervorragenden Musiker, die bisher das Privileg hatten, schwärmte im Anschluss von ihrer fundamentalen Disposition und ihrer besonderen Ausrichtung. Das war auch so am Sonntag, als Prof. Reiner Schuhenn von der Musikhochschule Köln den begeisterten Beifall der Zuhörer in einer liebenswerten Geste an „die Salomon“ weiterreichte. „Eine wunderbare, schöne Orgel, es macht viel Spaß, an ihr zu spielen.“ Nun genießt der weit gereiste, für seine fantasievollen, aussagekräftigen Improvisationen berühmte Solist höchstes Lob für seine Originalität und zu jedem Augenblick spürbare Lust, sich am Instrument auszuprobieren und eine Orgel mit traditionellem Zuschnitt, wie es die Salomon ist, auch zu modernen „Überraschungen“ zu nutzen. Das funktioniert generell schon einmal. Aber, wer dabei war an dieser nachmittäglichen Orgelstunde, kann sich schätzungsweise kaum an solche Momente höchst vergnüglicher Unterhaltung (bei aller gebotenen Hingabe und Ernsthaftigkeit) erinnern.

Prof. Schuhenn setzte sogleich Maßstäbe in einer ersten Improvisationsreihe, die ihm selbst zur Orientierung durch die Register diente. In „Vier Stücken für Michael“ erwies er dem Tag der Orgelweihe Referenz. Mozart ließ grüßen in Franz Xaver Schnizer’s „Orgelsonate A-Dur“. Der Eingangsfuge folgte ein geschwindes, virtuos gespieltes Minuetto, das in den mächtigen Schlusssatz „Allegro“ überging.

Selbstverständlich gehört zu einer so gefühligen Choreographie eines Orgelkonzertes eine „Verbeugung“ vor der Namenspatronin, der Muttergottes. >ZumChoral „Gegrüßet seist du Königin“ improvisierte der Professor in einem furiosen Ritt auf der Salomon, voller pointierter Ideen. (cjr)