Ausstellung
Gartenkunst und Malkunst in Oberhembach

21.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:40 Uhr
Heike Regnet
Vorfreude: Renate Rüd, Julia Isenberg und Reinhard Netter (v.li.) freuen sich auf viele Besucher der Ausstellung „Hinter den Dingen“ im Atelierstadel in Oberhembach. −Foto: Heike Regnet

Wenn am Sonntag zum Tag der offenen Gartentür gleich sechs Gärten in Oberhembach erkundet werden können, sollten die Besucher einen kurzen oder auch gerne etwas längeren Abstecher in den Atelierstadel in der Zwingerstraße vier einplanen.

Hier läuft derzeit die Ausstellung „Hinter den Dingen“ mit Ockerfeldern von Künstlerin Renate Rüd und Holzart von Gastkünstler Reinhard Netter. Bereits zur Vernissage konnten die Künstler viele Gäste willkommen heißen. Im Garten des Atelierstadels unterhielt das Trio Collegio musikalisch.

Farbe stammt aus Pyrbaum

„Malerei ist seit Jahrzehnten ein wichtiges Element für mich“, sagt Rüd. „Ich habe alle Facetten der Technik durchlaufen, bis mir Eisenocker vor die Füße fiel.“ Seit 2005 arbeitet die Künstlerin mit dem natürlich vorkommenden, rotbraunen Pigment Eisenhydroxid aus Pyrbaum. „Es bildet die Grundsubstanz meiner charakteristischen Ockerfelder, die in immer neuen Variationen entstehen.“

Eine Auswahl ihrer Werke auf Leinwand oder auch Holzstammfragment können beim Gang durch den Atelierstadel im herrlichen Ambiente der Dachbodengalerie oder in den Saustallboxen und im Kartoffelkeller in Augenschein genommen werden.

Beim Betrachten der Ockerfelder sollte man sich genügend Zeit nehmen, denn Renate Rüd formt mit dem intensiven, rotbraunen Wasserrost (ein eisenhaltiger Niederschlag im Wasser) kraftvolle und zugleich zart poetische Gemäldelandschaften.

Bei der Vernissage führte Julia Isenberg in die Werke ein und blickte mit den Gästen „Hinter die Dinge“, um Zusammenhängendes zu sehen und Entwicklungen zu entdecken.

Holzobjekte von Reinhard Netter ergänzen die Kunstausstellung. „Unsere Sachen passen sehr gut zusammen“, sagt Renate Rüd. So verwendet Netter nur heimische Hölzer wie Buche, Esche, Nussbaum oder Eiche für seine Kunstwerke. Bei seiner Arbeit entstehen klassische Gefäße ebenso wie völlig überraschende Formen.

Zur Vernissage war Pyrbaums Bürgermeister Michael Langner gekommen, der in seinem Grußwort etwas wehmütig wurde. „Das ist heute a bissl a feeling wie bei Kunst im Dorf“, stellte er unter dem zustimmenden Nicken vieler Gäste fest. „In Oberhembach ist eben immer etwas künstlerisch geboten. Danke für das, was ihr hier immer auf die Füße stellt.“

Beim Tag der offenen Gartentür ist sind sechs aus Oberhembach vertreten – einer gehört Renate und Leonhard Rüd.

Ein „Pflanzenschrank“ wurde aus alten Fenstern gebaut und auch die Hochbeete werden hier zum Hingucker.

Einen Garten „wie aus einem Guss“ gibt es ein Stück weiter bei Elke und Roland Schlereth zu sehen. „Im Zentrum steht unser Brunnen“, sagt Roland Schlereth. Von diesem erstreckt sich ein geschlossener Kreislauf über das Grundstück. Vor acht Jahren wurde der Garten umgestaltet und neu angelegt. „Wir wollten etwas mit Wasser und wir wollten es pflegeleicht.“

Der Plan ist geglückt und so gibt es nun fünf Sitzmöglichkeiten „und damit Schattenplätze zu jeder Tageszeit“. Am Tag der offenen Gartentür teilzunehmen, entschied das Ehepaar relativ kurzfristig. „Wir wurden vom Nachbarn gefragt, ob wir dabei sein wollen – und wenn im Dorf etwas stattfindet, machen wir natürlich mit.“

Beim Rundgang durch die sechs Oberhembacher Gärten wird schnell klar, dass hier wirklich jeder Garten einzigartig ist. Stets neu präsentiert sich das Grundstück von Anneliese Fuchs und Heinz Kurz. „Im Groben bleibt der Garten natürlich schon, aber wir pflanzen und stellen gerne mal was um“, sagt die begeisterte Hobbygärtnerin. 1000 Quadratmeter bieten genügend Platz für stete Veränderung. „Wir leben in unserem Garten – das ist für uns wie ein Fünf-Sterne-Hotel zuhause. Wenn wir in den Urlaub fahren, dann im Winter, denn im Sommer haben wir ja unseren Garten.“

Nutzgarten und kleines Bad

Auch ein kleiner Nutzgarten ist hier angelegt und zur Erholung lädt das kleine Schwimmbad ein. „Das haben wir schon vor 30 Jahren per Hand ausgebuddelt“, erzählt Fuchs lachend. „Beim Tag der offenen Gartentür wollen wir zeigen, dass man aus jedem noch so kleinen Eck was Schönes machen kann.“

Schön und abwechslungsreich präsentiert sich auch der Garten der Lippmanns. Hier gibt es Platz zum Spielen für die Kinder und zum Genießen für die Großen. Als passionierter Imker legt Jörn Lippmann viel Wert auf Blühpflanzen. Ausgeklügelt ist daher sein Mähkonzept – auch bei den öffentlichen Grünflächen, um die er sich mit dem Gartenbauverein kümmert. Und so erblüht derzeit auch der Hinweis auf das nächste große Kunstevent in Oberhembach: „KID – Kunst im Dorf – 2023“.

Die Gärten präsentieren sich am Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Geöffnet hat zudem der Atelierstadel von Renate Rüd. Ansonsten ist er noch bis 3.Juli immer freitags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.