Gebäude
Gefährliche Risse im Putz

Die Hauskapelle des Berchinger Seniorenheims war die Sakristei der Klosterkirche. Das Kirchlein wird gründlich renoviert.

21.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:16 Uhr
Dagmar Fuhrmann
Um die Decke breitflächig zu öffnen, kam ein Gerüst zum Einsatz. −Foto: Gerhard Binder/Gerhard Binder

Das Caritas-Seniorenheim St. Franziskus wird im Juli sein 50-jähriges Bestehen feiern. Wie allseits bekannt, ist die Einrichtung auf dem Gelände des ehemaligen Franziskanerklosters entstanden. Der Neubau hat seinen spirituellen Kern im Herzen der ehemaligen Klosterkirche behalten. Aus der Kirche ist das heutige Pettenkoferhaus hervorgegangen, die Sakristei blieb erhalten, es bildet die Hauskapelle des Seniorenheims. Das Kirchlein wird zurzeit zur 50-Jahr-Feier gründlich renoviert.

Nachzulesen ist die Geschichte des Seniorenheims und des Klosters in einer Hausarbeit von Karl Kienlein anlässlich der Staatsprüfung für das Lehramt im Jahr 1982. Aus dieser Arbeit geht hervor, dass die Hauskapelle in der Sakristei der ehemaligen Klosterkirche eingerichtet wurde. „Über dem schlichten Altar aus Naturstein befindet sich an der Stirnwand der Kapelle das große Hochaltarbild der früheren Klosterkirche. Auch die Grabmonumente der Familie Pettenkofer fanden in der Hauskapelle einen würdigen Platz.“ Das Hochaltarbild stammt von Karl Ambos und ist eine Kopie nach einem italienischen Meister.

Besonderheit: Altarbild:Seelsorge:Spenden:
In der Kapelle findet sich die Totentafel der Pettenkofers. Einrichtungsleiter Gerhard Binder hat sie vor einigen Jahren übersetzen lassen.Es stammt vom Kirchenmaler Karl Ambos (1872 bis 1955) und ist eine Kopie. Es ist das Hochaltarbild der früheren Klosterkirche. Eine andere Kopie hängt im Nordflügel der Würzburger Residenz.Messen hält Pfarrer Pius Schmidt ebenso wie Stadtpfarrer Francesco Benini.Wer für die Renovierung der Kapelle spenden möchte, kann dies auf dem Spendenkonto IBAN DE 94 7605 2080 0000 2313 65 tun.

Die Klosterkirche hätte laut Kienlein im Jahr 1923 den 200. Gedenktag der Kircheneinweihung feiern können, warum dies letztlich nicht geschah, geht aus den Aufzeichnungen Kienleins nicht hervor. Demnach steht aber fest, dass die Hauskapelle gleichen Alters ist, 2023 also 300 Jahre alt ist.

Massive Risse aufgetreten

Wenn das Kirchlein in den vergangenen Jahrhunderten auch einige Sanierungs- und Reparaturarbeiten erlebt hat, so war doch heuer eine größere notwendig. „Es sind massive Risse aufgetreten, sie zogen sich von der Nordrückwand vom Boden bis über die Decke. Das hat sich schon länger abgezeichnet“, sagt Einrichtungsleiter Gerhard Binder. Es war zu befürchten, dass Putzteile auf die Gottesdienstbesucher fallen würden. Die Decke musste daher breitflächig geöffnet werden.

Anfang April soll die Kapelle hoffentlich wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Sie fehlt Bewohnern und Besuchern sehr. Denn in dem Kirchlein finden täglich Rosenkranzgebete und Gottesdienste statt, zwölf Rollstuhlfahrer können gemeinsam mit etwa 50 Besuchern beten und Einkehr halten.

Auf baldige Öffnung hofft auch die Oberin der Niederbronner Schwestern, Schwester Brunhilde. Sie versieht mit ihren Mitschwestern den Sakristeidienst. „Vor Corona haben an der Vorabendmesse mit Pfarrer Rudolf Meyer 60 bis 70 Personen teilgenommen“, sagt Schwester Brunhilde. Pfarrer Meyers Gottesdienste seien sehr beliebt gewesen, er starb im November 2019 im Alter von 87 Jahren.

Glöckchen schweigt seit Beginn der Pandemie

Sicherlich der Höhepunkt seien die Osternachtfeiern gewesen. Bis zu 150 Personen nahmen vor der Pandemie daran teil. Bewohner und ihre Angehörige haben gemeinsam gefeiert.

Auch Aussegnungen und Trauergottesdienste finden momentan nicht statt. „Viele Besucher sind traurig, dass sie nicht mehr in die Kapelle dürfen, sie vermissen die familiäre Atmosphäre.“ Auch Schwester Brunhilde wartet sehnsüchtig darauf, dass wieder eine Viertelstunde vor dem Gottesdienst das Glöckchen erklingt, seit Corona schwieg es. Auch diese Glocke ist geschichtsträchtig. Sie musste im Zweiten Weltkrieg abgegeben werden. Auf ihr war laut einer Beschreibung von 1942 des Priors Pater Edmund zu lesen: Anno 1762 goss mich C.v.Herold Nürnberg. Sie ist 1,70 Zentner schwer und diente als Angelus- und Sterbeglocke. Glücklicherweise bekamen die Franziskaner ihre Glocke 1948 zurück, sie hängt bis heute dort.

4000 Euro Opfergeld fehlen

Dass derzeit keine Besucher kommen dürfen, ist auch aus einem anderen Grund bedauerlich. „Uns fehlen jährlich etwa 4000 Euro Opfergeld“, sagt Schwester Brunhilde. Geld, das für die Renovierung der Kapelle benötigt würde. Während man früher erfolgreich Getreidesammlungen organisiert hat, um Reparaturen an der Kirche zu finanzieren, muss man sich heute mit einem Spendenaufruf begnügen, um die 14 000 Euro teure Renovierung zu bezahlen, die Baulast trägt das Caritas-Seniorenheim.