Berufsleben
Handicap bremst jungen Mann aus Schwandorf nicht aus

02.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:44 Uhr
Sie machen Arbeitgebern Mut, Menschen mit Behinderung eine Chance zu geben, ihr Können zu zeigen (v. l.): Siegfried Bäumler (Arbeitsagentur), Christian Paulus (DS Deutsche Systemhaus), Josef Schmid (DS Deutsche Systemhaus) und Andrea Glöckl (Arbeitsagentur). −Foto: Stephan-Park/Arbeitsagentur

Beim IT-Service-Dienstleister DS Deutsches Systemhaus aus Schwandorf sorgen jeden Tag 50 Beschäftigte dafür, dass bei Unternehmen von Flensburg bis Passau und selbst noch in Österreich alle Informatik-Anwendungen reibungslos funktionieren.

Einer der Mitarbeiter ist der 26-jährige Josef Schmid. Der junge Mann hat eine Gehbehinderung – ausgebremst hat sie ihn im Berufsleben nicht. Das geht aus einer Pressemitteilung der Agentur für Arbeit hervor. „Menschen mit Behinderung bringen im Schnitt eine höhere Qualifikation mit, als Menschen ohne Handicap. Einer Untersuchung zufolge gibt es keine Unterschiede, was die Dauer der Einarbeitung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Handicap angeht“, berichtet Siegfried Bäumler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf, anlässlich der Woche der Menschen mit Behinderung.

Inklusion lohnt sich

Arbeitgeber aus der Region berichten uns immer wieder, dass sie mit dem Thema Inklusion äußerst positive Erfahrungen gemacht haben. Dennoch zögern noch immer manche Arbeitgeber, Menschen mit Behinderung einzustellen“,

Der Agenturleiter will laut Pressemitteilung Betrieben Mut machen, den Schritt zu gehen: „Unsere Erfahrungen zeigen deutlich: Es lohnt sich. Im Ringen um Fachkräfte haben Arbeitgeber mit offener Stellenbesetzungsstrategie bessere Chancen, gute Beschäftigte für sich zu gewinnen. Dies beweist auch die Deutsche Systemhaus.“

In dem Unternehmen ist laut Arbeitsagentur seit Februar der 26-jährige Josef Schmid angestellt. Der junge Mann hat eine angeborene Gehbehinderung. Für Christian Paulus, Geschäftsführer der DS Deutsche Systemhaus, war dies nie ein Grund, ihm keine Chance zu geben. „Bei uns behandeln wir jeden gleich. Weder benachteiligen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, noch bevorzugen wir sie. Was zählt, ist der Charakter und Einsatz im Unternehmen. Beides passt bei Herrn Schmid einfach sehr gut“, betont Paulus.

Josef Schmid unterstützt seinen Chef als Assistent. „Zu meinen Aufgaben gehören vom Erstellen von Angeboten über den Datenschutz bis hin zur Finanzbuchhaltung und dem Arbeiten in Projekten vielfältige Themen“, erzählt er. Als gelernter Informatikkaufmann bringt er genau das mit, wonach Christian Paulus gesucht hat. „Jemanden zu finden, der die kaufmännische Seite beherrscht, aber auch bei IT-Themen nicht fachfremd ist: Das ist alles andere als einfach. Als wir vom Arbeitgeber-Service gehört haben, dass es so einen Kandidaten gibt, hatten wir sofort Interesse“, sagt Paulus.

Der Kontakt kam über Andrea Glöckl, Arbeitsvermittlerin im Arbeitgeber-Service Schwandorf, zustande. „Die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen und Herrn Schmid lief reibungslos. Als Agentur konnten wir die Integration mit einem Eingliederungszuschuss fördern und so eine wichtige Fachkraft an den Betrieb vermitteln. Dies ist nur gelungen, da Herr Paulus bereit war, Herrn Schmid ohne Vorurteile zu begegnen“, sagt die Arbeitsmarktexpertin.

Hürden, die keine waren

Hürden, welche im Vorfeld besprochen wurden, erwiesen sich im Arbeitsalltag als deutlich kleiner als gedacht. Im Gespräch war unter anderem der behindertengerechte Umbau des Arbeitsplatzes. Dies war letzten Endes nicht nötig. „Die Behinderung ist im Büroalltag kein Thema und warum sollte sie das auch sein?“, sagt Paulus. Die Beteiligten raten anderen Arbeitgebern, den Schritt zu gehen, auf den Menschen und nicht die Behinderung zu schauen und die Beratungsangebote der Arbeitsagentur auch zu nutzen.