Kolumne: Die Computermäuse
Handysucht: Wie erkennt man sie und wie kann man gegensteuern?

25.01.2023 | Stand 15.09.2023, 1:54 Uhr
Birgit Zwicknagel
Im baden-württembergischen Reutlingen wurde bereits ein Schild aufgestellt, um vor handysüchtigen „Smombies“ (eine Kombination der Wörter Smartphone und Zombie) zu warnen. −Foto: Christoph Schmidt/dpa

Ein Problem, das während Corona noch verstärkt wurde, ist definitiv der gestiegene Medienkonsum. Nicht nur Kinder sind betroffen, sondern auch Erwachsene. Mehr Handynutzung, mehr PC, mehr Spiele/Konsole, mehr Fernsehen, mehr YouTube, mehr TikTok … immer mehr, bis es bei dem einen oder anderen zu viel wird.

„Sucht“ ist ein sensibles Thema, auf das niemand gern angesprochen wird. Oft wird „zu viel“ von Jugendlichen mit „was soll ich denn sonst machen“ argumentiert. Der Schritt von „normal“ über „zu viel“ bis zur Sucht ist oft schleichend und nicht sofort erkennbar. Und selbst, wenn Eltern bei ihren Kindern negative Veränderungen bemerken, finden sie doch nicht den richtigen Ansatz, den Medienkonsum einzuschränken.

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Gerade der Social Media-Bereich nutzt Tricks wie „Infinite Scrolling“ (Scrollen ohne Ende, Themen werden immer wieder nachgeladen) oder „Nudges“ (Anstupser, z.B. in Form von personalisierten Nachrichten, Fortsetzungsstorys usw). Der Erfinder des „Infinite Scrolling“ bezeichnete diese Form später sogar als „Verhaltenskokain“. Ereignisse wie Corona oder der Ukraine-Krieg verstärken das Ganze, hier spricht man von „DoomScrolling“. Das ständige Weiterscrollen, um am Ball zu bleiben, sorgt irgendwann für psychischen Stress – schließlich ist der Mensch von Natur aus eingestellt, dass er „Dinge zu Ende bringen will“.

FOMO: Die Angst, etwas zu verpassen

Dann gibt es noch „FOMO“ (Fear of Missing Out oder „die Angst, etwas zu verpassen“). Das zeichnet sich unter anderem in Unruhe aus, wenn man nicht online ist und somit nicht weiß, was die Freunde gerade machen. Auch das Phänomen, bei einem Erlebnis bereits darüber nachzudenken, wo und wie man das online posten könnte, gehört dazu. Man befindet sich in ständiger digitaler Alarmbereitschaft, was auch dauerhaft zu psychischem Stress führen kann.

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Kleine, selbstkritische Fragen helfen, das eigene Medienverhalten zu analysieren, z.B. „Ich schaue ständig auf mein Smartphone, auch während der Arbeit/Schule.“ „Beim Essen habe ich mein Smartphone oft/ständig in der Hand.“ „Ich habe das Gefühl, auf Nachrichten immer sofort antworten zu müssen“ oder „Manchmal bilde ich mir ein, dass mein Smartphone vibriert/klingelt…“

Na, haben Sie hier bereits überwiegend mit „Ja“ geantwortet? Dann wären wir bereits im Bereich „starke Beeinflussung durch die digitalen Medien“ (wir reden noch nicht von Sucht).

Mögliche Gegenmaßnahmen

Bereits hier lohnt sich die Überlegung, die eine oder andere Gewohnheit abzulegen. Das neue Jahr ist ja bekanntlich immer mit guten Vorsätzen verbunden. Wie wäre es denn mit „digitaler Entgiftung“, „low digital“ oder „Handyfasten“? Beginnen Sie damit, Ihre Benachrichtigungen auszuschalten, lassen Sie nur wichtige Apps auf dem Hauptbildschirm, planen Sie medienfreie Zeiten/Bereiche (z.B. beim Essen, Spazierengehen…) und schalten Sie nachts mal alles ab.

Schalten Sie „Autoplay“ ab und lesen Sie Nachrichten/E-Mails strukturiert zu bestimmten Zeiten. Überprüfen Sie Ihre Zeiten mithilfe von Apps wie „menthal“, „Stay focused“ oder „Stay Free“. Dies sind nur einige von vielen Tipps. Gern helfen Ihnen die Computermäuse mit weiteren guten Tipps – mailen Sie uns einfach.