Turmtheater
Hau den Macho in die Pfanne

Die Geschlechter-Komödie „Gatte gegrillt“ im Turmtheater ist Dank guten Schauspielern und lustiger Regieeinfälle reiner Genuss

26.07.2015 | Stand 16.09.2023, 7:04 Uhr
Stephan Grotz
Bettina Schönenberg, Holger Matthias Wilhelm und Anna-Luisa Zimmermann in „Gatte gegrillt“. −Foto: Ruf

Ein Mann kann sich nicht zwischen Gattin und Geliebter entscheiden, behandelt beide mies. Irgendwann drehen die Frauen den Spieß um und nehmen gewaltig Rache. Das klingt nicht nach einem Stoff, der sich in eine launige Sommerkomödie verwandeln ließe. Doch das Turmtheater hat das Kunststück geschafft. „Gatte gegrillt“ heißt das neue Stück, das von der Britin Debbie Isitt stammt. Am Samstag hatte die Komödie unter der Regie von Oliver Severin Premiere.

Bereits das Bühnenbild zeigt, was Sache ist. Hinten hängt ein riesiger Grillrost, der nichts Gutes zu verheißen scheint. Von der ersten Szene an herrscht dicke Luft: Kenneth hat inzwischen seine Geliebte Laura geheiratet. Zum dritten Hochzeitstag hat Ex-Frau Hilary beide zum Essen eingeladen. Natürlich gibt es zwischen den Damen kleine Spitzen, fliegen vergiftete Komplimente hin und her. Laura, gespielt von Anna-Luisa Zimmermann, ist jung, groß, schlank und sexy. Hilary, von Bettina Schönenberg verkörpert, ist einen Kopf kleiner, eher der mütterliche Typ; sie hat all das nicht, was Laura hat: Figur und Taille. Der Clou: Laura und Hilary tragen beim Diner dasselbe Kleid, nur in unterschiedlichen Größen.

Fremdgehen am Herd

Das Abendessen ist Schlusspunkt einer Geschichte, die das Stück in der Rückblende aufrollt. Kenneth, den der TV-bekannte Holger Matthias Wilhelm vollkommen glaubhaft spielt, steckt in der Midlife-Crisis und angelt sich zur Selbstbestätigung die junge Laura. Für ihn die perfekte Aufteilung: Er hat super Sex mit Laura und bekommt geile Gerichte bei Hilary. Doch die Frauen machen Druck: Laura will ihn für sich allein, die ahnungslose Hilary will wissen, wieso ihr Mann immer so lange wegbleibt. Kenneth versucht, sich die lästigen Fragen mit Aggression und Larmoyanz vom Hals zu schaffen. So eiert das Weichei hin und her -- bis Laura ihrer weiblichen Konkurrenz reinen Wein einschenkt.

Doch nach der Scheidung von Hilary und der Heirat mit Laura geht Kenneth wieder fremd, nämlich heimlich zum Essen bei Hilary. Zuhause bekommt nun Laura ihr Fett ab, weil sie nicht kochen kann. Das Diner zu dritt nutzen beide Frauen zur hinterhältigen Abrechnung: Hilary serviert einen grätigen Fisch, an dem der gierige Kenneth erstickt. Laura genießt das Schauspiel geradezu. Und als gute Köchin hat Hilary schon Ideen, wie man die Leiche entsorgen könnte.

„Scheißkerl“ aus dem Publikum

Große Spielfreude, lustige Regieeinfälle und ein gekonntes Timing bei der Szenenabfolge machen den Abend zu einem reinen Genuss. Akrobatische Sex-Einlagen wechseln sich mit spritzigen Dialogen ab. Anna-Luisa Zimmermann und Bettina Schönenberg agieren, als wären ihnen ihre Rollen auf den Leib geschrieben. Holger Matthias Wilhelm macht seine Sache als Ekel so gut, dass mehrfach „Scheißkerl“ aus dem Publikum ertönt. Den tosenden Applaus der Zuschauer nimmt er fast verlegen an. Wenn das kein sympathischer Schluss ist.

Weitere Vorstellungen: Do., 30. Juli, bis Sa., 1. August, jeweils 20 Uhrim Turmtheater am Watmarkt;Karten: (09 41) 56 22 33