Menschen
Herzensbrecher in der Nachbarschaft

Serienstar Jan Hartmann wohnt in der Nähe unserer MZ-Redakteurin. Sie kannte ihn nicht – bis zu dieser Herz-Schmerz-Safari.

30.01.2017 | Stand 16.09.2023, 6:41 Uhr
Schauspieler Jan Hartmann vor dem Hochzeitsbild mit Ehefrau Julia. In seinen Fernsehrollen hat der 36-Jährige schon oft „Ja“ gesagt. Er spielt den Mann, der immer die Frauen abkriegt. −Foto: ig

Das Gespräch beginnt mit einem Geständnis. Ich habe Jan Hartmann noch nie gesehen. „Sturm der Liebe“, „Dahoam is Dahoam“ oder „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ – er hatte in jeder dieser Daily Soaps Hauptrollen. Auch auf dem „Traumschiff“ und in einem halben Dutzend Herzkino-Filme für das ZDF. Mir, dem Krimifan, ist das alles entgangen. Auch in der realen Welt sind wir uns noch nicht begegnet – obwohl er nur ein paar Kilometer von mir entfernt wohnt. „Ich bin der Gute, der am Ende das Mädchen kriegt“, stellt er sich vor und lächelt. Ein Glück.

Schauspieler, Musiker, Familienmensch. In dem Haus, in dem der Serienstar lebt, erzählen die Bilder an den Wänden Geschichten. „Music was my first love and it would be my last“, sagt Jan Hartmann. „Und natürlich auch meine Frau“, fügt er schnell hinzu. Im Treppenaufgang hängt ein riesiges Foto von der Hochzeit am Gardasee. Das Paar ist sich innig zugewandt. Das Klavier erfährt im Moment weniger Zuwendung. „Wenn ich Zeit hätte, dann schläft mein Sohn. Aber wenn ich im Hotel übernachte, dann bitte ich darum, mich in der Bar an den Flügel setzen und spielen zu dürfen“, erzählt der 36-Jährige. Für die Musik schmiss er die Schule und zog von Schleswig-Holstein nach Hamburg. In der Musical-Produktion „Buddy“ verdiente er seinen Lebensunterhalt und plante ein Studium für Filmmusik und Komposition. Doch es kam anders. Der damals 18-Jährige half aus, wenn Darsteller erkrankten. Er sang und tanzte und fiel bald einem Agenten auf, der ihn unter Vertrag nahm. Und kurz darauf griff RTL zu.

„Dahoam is Dahoam“

Folge 1804: Kathi rempelt im Lansinger Wirtshaus den Mann mit den stechend blauen Augen an. Der kippt sich sein Bier über die Klamotten. Kathis Blick sagt alles. Da bahnt sich etwas an. IT-Experte Nik ist die aktuelle Serienfigur von Jan Hartmann.

Der 36-Jährige hat kein Problem damit, wieder und wieder in die Rolle des charmanten Herzensbrechers zu schlüpfen. „Es ist eben das, was man jetzt in mir sieht. In ein paar Jahren spiele ich den glücklichen Familienvater und irgendwann vielleicht auch einen Kommissar. Im Tatort oder bei Kommissarin Lucas in Regensburg – da hätte ich schon sehr Lust drauf.“ Zunächst aber bleibt er in Lansing. „Ich mag die Figur, ich mag die Serie und ich mag das Team“, sagt der Schauspieler.

Dass „Dahoam is Dahoam“ in Dachau produziert wird, ist für Hartmann ein Glücksfall. Denn seit einigen Monaten ist er in der Nähe von Regensburg zu Hause. Der Liebe wegen. Der Gute, der immer das Mädchen kriegt, hatte 2014 in München die Regensburgerin Julia kennengelernt. Für ihn war klar, dass sie die Frau fürs Leben ist. Seit 15 Monaten gehört auch Nikolas zur Familie. Jan Hartmann hat sich nach der Geburt eine berufliche Auszeit genommen, bis er im Sommer 2016 bei „Die Bergretter“ für das ZDF drehte und wenig später bei „Dohaom ist Dohaom“ einstieg.Im Blog papahartmann.com berichtet er über das turbulente Familienleben.

„Sturm der Liebe“

Folge 2262: Ein See, die Berge. Traumhafter Rahmen für eine Hochzeit. Die Braut ist wunderschön in ihrem weißen Kleid, der Bräutigam fesch im dunklen Anzug. Und das Fernsehpublikum fiebert mit. Wird alles klappen? Gibt es eine Lüge, eine Intrige, einen Eklat?

Für Jan Hartmann sind Hochzeiten Routine. Die wievielte Hochzeit er da 2015 drehte, kann er nicht sagen. Er ist der Mann, in den sich die Frauen verlieben, folglich ist er auch der Schauspieler, der vor der Kamera besonders oft „Ja, ich will“ sagt. Vor Serien-Julia in „Sturm der Liebe“ hatte er auch schon Alice („Rote Rosen“) und Alisa („Folge deinem Herzen“) geheiratet.

Mit seiner realen Herzensdame Julia ging er ohne Gäste an Silvester aufs Standesamt. Erst nach der Geburt von Nikolas wurde groß am Gardasee gefeiert – und da durfte auch das Kamerateam des ARD-Boulevardmagazins „Brisant“ für einen fünfminütigen Beitrag dabei sein.

„Gute Zeiten, schlechte Zeiten“

Folge 2210: Als Christopher Bohlstädt die Schule verlässt, in der er endlich Lesen und Schreiben lernen soll, trifft ihn ein Schuss. Die Waffe war eigentlich gar nicht auf ihn gerichtet, der Schuss galt jemand anderem. Christopher Bohlstädt ist der erste Serientod den Jan Hartmann stirbt, eineinhalb Jahre nachdem er 1999 die Rolle bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ übernommen hatte.

Es war sein Durchbruch nach nur drei Castings. Von 0 auf 100 direkt zur Mutter aller Daily Soaps. Nach seinem Serien-Aus war der Neuanfang schwer. Er hatte Mühe die Miete zu bezahlen und geriet an schlechte Berater. „Wenn du so jung zu einem bekannten Gesicht wirst, dann trifft dich das hart“, sagt Hartmann. Aufgeben kam für ihn aber nicht in Frage. „In mir ist ein Urvertrauen, dass das, was man aus Überzeugung macht, immer zu etwas Neuem führt.“

„Herzflimmern“

Folge 231: Dr. Stefan Jung, ein Arzt, der in seinem jungen Leben schon viele Schicksalsschläge verkraften musste, verlässt die Seeklinik in Sonnenberg. Die Kollegen trifft seine Entscheidung hart. Wie soll es an der Klinik ohne ihn weitergehen? Jung lässt sich nicht umstimmen, er will zu seiner Tochter nach München, die er nach langer Suche gefunden hat.

Über ein Jahr spielte Jan Hartmann den Arzt, die Serie lief erfolgreich im ZDF. Ein, maximal zwei Jahre, dann ist die Geschichte einer Hauptfigur in einer Daily Soap aber auch auserzählt, sagt der Schauspieler. Dann sei er bereit für etwas Neues. Auch, weil Soaps aufgrund ihrer Konzeption den Schauspielern wenig Spielraum lassen. Pro Tag wird eine Folge gedreht. Die Schauspieler müssen auf den Punkt da sein. Sie müssen ihren Text beherrschen, ihre Mimik und Gestik. Sonst sind sie den Job schnell wieder los. „Da ist schon Druck dahinter“, sagt Hartmann. Da für die Schauspieler zudem selten Spielraum ist, sich in die Rollen einzubringen, kommt auch mal das Gefühl von Enttäuschung auf, räumt der 36-Jährige ein. „Wenn es nicht so klappt, wie ich es mir vorgestellt habe, dann muss ich mit einer Notlösung klarkommen. Für mehr reicht die Zeit bei solchen Produktionen aufgrund des hohen Pensums einfach nicht.“

Rosamunde Pilcher

„Die falsche Nonne“, 2012. Cornwall, ein Rundflug über die satten, grünen Wiesen, das Meer, die Klippen. Millionenen sitzen vor dem Fernseher, wenn das ZDF seine Rosamunde Pilcher-Verfilmungen zeigt. Jan Hartmann ist auch dann der Mann, der die Frauen abkriegt. In dieser Folge spielt er einen Architekten, der in einem Kloster auf die große Liebe trifft. Auch als attraktiver Lord war er schon für die ZDF-Reihe zu sehen. Er ist der Herzensbrecher, der auch noch den Adelsappeal mitbringt.

„Ich darf an wunderschönen Orten drehen, arbeite mit netten Menschen zusammen und bekomme dafür auch noch genügend Geld um meine Familie zu ernähren – das ist doch das Beste, was einem passieren kann“. Vor den Weihnachtsfeiertagen hat Jan Hartmann das Angebot für einen Fernsehfilm bekommen, eine nachfolgende Serie ist angedacht. Wieder eine Arztrolle, aber eine, die mehr hergibt als den Traumprinzen. „Diese Figur ist mit einem trockenen Humor ausgestattet und darf auch sarkastisch sein. Ich freue mich sehr, dass es nun in eine neue Richtung geht.“

Regensburg, letzte Klappe mit Jan Hartmann. Meine Herz-Schmerz-Safari ist zu Ende. Dabei gäbe es noch so viel mit dem Schauspieler zu sehen. „Unser Charly“, „Kreuzfahrt ins Glück“, „Inga Lindström“. Aber ich brauch jetzt erst mal einen Krimi.