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Hilferuf auf Facebook: Kinder aus Regensburg fahren doch in den Urlaub

19.08.2022 | Stand 15.09.2023, 3:59 Uhr
Für die Kinder aus St. Leonhard (Archivbild) ist Urlaub keine Selbstverständlichkeit. Eine geplante Reise nach Kroatien entwickelte sich zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle. −Foto: Andrea Regner

Eine Wohngruppe der Jugendhilfeeinrichtung St. Leonhard freute sich seit Monaten auf einen Strandurlaub in Kroatien. Drei Tage vor Abfahrt stehen die Regensburger dann plötzlich ohne Unterkunft da. Der Vermieter hat das Ferienhaus doppelt belegt. Dann wird ein Hilferuf erhört.

Hinter Anton Gleixner liegen nervenaufreibende Stunden: Urlaubsstress. Der Regensburger Sozialarbeiter hat am Donnerstag eine folgenreiche E-Mail erhalten. Auf drei Zeilen stand da sinngemäß: „Leider steht Ihr Ferienhaus nicht mehr zur Verfügung, Sie erhalten Ihr Geld zurück, Danke für Ihr Verständnis.“ Drei Tage vor Abfahrt.

Gebucht hatte Gleixner die Reise allerdings schon im Oktober, Vignetten im Wert von 250 Euro hatte er auch schon besorgt. Gleixner arbeitet beim Sozialpädagogischen Zentrum St. Leonhard, und im Ferienhaus in Kroatien sollte eine Wohngruppe der Jugendhilfeeinrichtung für 14 Tage unterkommen. Neun Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 16 Jahren sollten endlich mal Strandurlaub machen können. Für viele von ihnen wäre es der erste Urlaub überhaupt.

Verständnis hatte Gleixner also keins für die Absage. Und erst auf Nachfrage stellte sich heraus: Das Ferien-Haus wurde doppelt belegt. Der Vermittler könne zwar eine andere Unterkunft anbieten, diese liege aber im Landesinneren. Bis zum Meer wären es 1,5 Stunden Fahrt, einen Pool gäbe es dort auch nicht mehr. Das kam für Gleixner nicht infrage. Den Kindern aber nun zu sagen, dass aus ihrem Urlaub nichts wird, wollte er auch nicht.

Also setzte er auf Facebook einen Hilferuf ab. „Es fühlt sich einfach nicht richtig an, dass diese Kinder die Leidtragenden sein sollen, dass ein Hausbesitzer in Kroatien einfach andere Gäste lieber aufnimmt und eine Ferienhausvermittler sich aus der Verantwortung nehmen will, dass wir jetzt drei Tage vor geplanten Urlaubsbeginn ohne Unterkunft sind“, schrieb Gleixner.

Und diese Zeilen haben sich schnell verbreitet: „Es kamen so viele Angebote rein, ich bin noch total überwältigt“, sagt Gleixner am Freitag zur MZ. Die gute Nachricht: Der Urlaub ist gerettet, Sonntagfrüh geht es los. Die Gruppe startet tatsächlich nach Kroatien. Dafür müssen die Kinder und ihre Betreuer nur etwas länger im Auto sitzen. „Wir haben jetzt ein Haus am Meer bekommen“, sagt Gleixner. Es sei zwar ein paar Hundert Euro teurer geworden, aber das sei es auf jeden Fall wert. Die Kinder seien „ausgeflippt“ vor Freude, dass es doch noch geklappt hat.

Dass so viele auf seinen Hilferuf auf Facebook reagiert haben, freut den Regensburger natürlich – auch, dass er sich jetzt wieder um die Kinder kümmern kann, als nach Urlaubsunterkünften zu suchen. „Da kamen Angebote mit Unterkünften an der Ostsee, der Nordsee oder in Kärnten rein. Das waren wirklich tolle Sachen“, sagt Gleixner. „Da müsste man eigentlich überall hinfahren. Die Unterkünfte hebe ich mir auf.“

− pd