Geschichte
Hitler-Bauten: Maly gegen „Entsorgung“

Der Umgang mit der Zeppelintribüne auf dem früheren Reichsparteitagsgelände in Nürnberg sorgt für heftige Diskussionen.

02.04.2015 | Stand 16.09.2023, 7:09 Uhr
Blick auf die Zeppelintribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände. Bislang ist nicht entschieden, wie mit dem maroden Bauwerk in Zukunft umgegangen wird. −Foto: dpa

Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) hat in der Debatte um die Zeppelintribüne auf dem früherenNS-Reichsparteitagsgeländevor einer „Entsorgung der deutschen Geschichte“ gewarnt. Die Tribüne sei das einzige fertiggestellte und bis heute erhaltene Propaganda-Bauwerk der Nazis. Forderungen nach einem kontrollierten Verfall der Zeppelintribüne lehnte er daher erneut ab. Die Tribüne werde auch künftig als „authentischer Lernort“ für eine Generation gebraucht, die Adolf Hitler nur aus Youtube-Videos kenne, sagte Maly am Mittwochabend.

Zwar sei auch er dagegen, die als Torso erhaltene Zeppelintribüne „als Kulisse genauso wieder aufzubauen, wie sie zu Zeiten der Reichsparteitage ausgesehen hat“, sagte er. „Aber alles wegzuräumen verbietet sich ebenfalls – das wäre eine Entsorgung der deutschen Geschichte“, warnte das Stadtoberhaupt. Die Stadt prüfe vielmehr eine Erhaltung im jetzigen Zustand. Es gehe allein darum, die marode NS-Tribüne „trittsicher“ zu machen, sagte er bei einer Veranstaltung.

Die Zeppelintribüne kontrolliert verfallen zu lassen, wie es seit einiger Zeit einige Architekten und Historiker fordern, sei für ihn ein unangemessener Umgang mit dem früheren Aufmarsch-Gelände der Nazis. „Um zu verhindern, dass Besucher durch herabfallende Steine in Gefahr geraten, müsste man das rund 90 000 Quadratmeter große Gelände einzäunen. Damit würde man das Gelände wieder mystifizieren. Genau das möchte ich nicht“, betonte Maly.

Dagegen riet der Jenaer Historik-Professor Norbert Frei von Millionen-Investitionen in einen „Haufen Steine“ ab, den heute kein Jugendlicher mehr beeindrucke. Das gelinge viel besser im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. Zudem bezweifele er, dass es bei den von der Stadt veranschlagten 75 Millionen Euro für die Generalsanierung des Komplexes bleibe. Stattdessen sollte die Stadt die Tribüne in ihrem jetzigen Zustand belassen und sich auf die nötigsten Sicherungsmaßnahmen beschränken. Es sei im Umgang mit Nazi-Hinterlassenschaften Zeit für ein Ende des „Erhaltungsfetischismus“, sagte Frei, der in Jena neuere und neueste Geschichte lehrt. (dpa)