Plantarfasziitis
Höllischer Schmerz in der Fußsohle

Eine Entzündung der Sehnenplatte kann schmerzhaft sein. Nur in ganz seltenen Fällen muss der Patient damit unters Messer.

17.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:27 Uhr
Sabine Meuter

Mit dem Fuß über einen Igelball zu rollen, dehnt die Plantarfaszie und schafft Linderung. Foto: Franziska Gabbert/dpa

Die meisten spüren es morgens nach dem Aufstehen – einen quälenden Schmerz in der Fußsohle, bei jedem Schritt. Nach kurzer Zeit lässt er nach. Doch am nächsten Morgen wiederholt sich die Tortur, und der Schmerz wird von Tag zu Tag heftiger. Wer das kennt, hat sich vielleicht die Sehnenplatte der Fußsohle entzündet. In der Fachsprache heißt die Krankheit Plantarfasziitis, nach dem lateinischen Wort für die Sehnenplatte: Plantarfaszie. Was sich kompliziert anhört, lässt sich aber meist ganz gut therapieren.

Eine Plantarfasziitis entsteht in der Regel, weil der Betroffene seine Fußsohle zu sehr belastet hat. Viele Sportler kennen den Schmerz, vor allem, wenn sie im Training laufen oder springen. „Aber auch andere, die etwa berufsbedingt viel stehen sowie hin- und hergehen, können erkranken“, erklärt Ramin Nazemi, Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin aus Essen. Auch Verletzungen an der Fußsohle können eine Plantarfasziitis auslösen. Man kann sie sich eigentlich in jedem Alter zuziehen. Die meisten betrifft es aber im vierten und fünften Lebensjahrzehnt – vermutlich aufgrund von Verschleiß.

Schmerzen in der Ferse oder Wade können ein Hinweis sein

Auch wenn sich die Erkrankung mit Fersenschmerzen bemerkbar macht: „Plantarfasziitis darf nicht mit Fersensporn verwechselt werden“, betont Nazemi, der auch Vorstandsvorsitzender bei orthonet-NRW ist. Fersensporn ist ein zusätzlicher, kleiner knöcherner Auswuchs an der Ferse und muss nicht zwingend Schmerzen verursachen.

„Eine länger bestehende Plantarfasziitis kann allerdings die Bildung eines Fersensporns zur Folge haben“, sagt Nazemi. Schmerzen an der hinteren Ferse, die meist auch in Richtung der Wade ausstrahlen, können auch ein Hinweis auf eine Schleimbeutelentzündung an der Achillessehne sein.

„Plantarfasziitis darf nicht mit Fersensporn verwechselt werden.“Ramin Nazemi, Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin

Wer Schmerzen an der Fußsohle verspürt, sollte deshalb nicht lange damit herumlaufen, sondern den Fuß gleich einem Hausarzt oder Orthopäden zeigen. Unter Schmerzen nimmt man sonst vielleicht eine Schonhaltung ein. „Das wiederum kann sich ungünstig etwa auf die Wirbelsäule und den Halteapparat insgesamt auswirken“, erklärt Annett Biedermann, die Präsidentin des Deutschen Verbands für Podologie (ZFD).

Zunächst tastet der Arzt den Fuß mit der Hand ab und röntgt ihn eventuell. Auch eine Ultraschalluntersuchung kommt infrage. Dabei versucht der Arzt herauszufinden, ob die Plantarfaszie dicker als gewöhnlich ist – normal ist bei Gesunden eine Dicke von bis zu vier Millimetern. Selten ist eine Magnetresonanztomographie (MRT) notwendig.

Verschiedene Therapiemöglichkeiten

Um eine Plantarfasziitis zu therapieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. „In erster Linie kommen konservative Therapien wie Dehnen der Plantarfaszie und der Fußmuskulatur in Betracht“, erklärt Biedermann. Nazemi rät, die Fußsohle auf einen Igelball zu stellen und den Ball mit der Fußsohle unter Druck in der Längsrichtung auf und ab zu rollen.

„Das dehnt die Plantarfaszie“, erläutert der Arzt. Wer keinen Igelball zur Hand hat, kann auch beide Fußballen auf eine Treppenstufe stellen. Das Körpergewicht muss nun vollständig auf die Fersen verlagert werden. Auch dadurch wird die Plantarfaszie gezielt gedehnt. Aber Vorsicht: Nicht mit den Fersen wippen.

Verschiedene Hilfsmaßnahmen, von Dehnübungen bis Therapie

„Individuell gefertigte orthopädische Schuheinlagen bringen oftmals eine erhebliche Schmerzlinderung bei Plantarfasziitis“, erklärt Biedermann. Aber auch wer Einlagen trägt, muss die Muskulatur mit Übungen dehnen. „Helfen können eventuell auch spezielle Faszien-Techniken und Massagen am Fuß“, sagt der Physiotherapeut Michael Preibsch. Er ist Vizevorsitzender des Deutschen Verbands für Physiotherapie (ZVK). Bei starken Schmerzen schreibt der Arzt auch ein Schmerzmittel auf.

Eine andere Behandlungsmöglichkeit ist die Stoßwellentherapie. „Dabei werden hochenergetische Schallwellen auf die schmerzende Stelle unterhalb des Fußes gerichtet“, erklärt Nazemi. So heilt das Gewebe im besten Fall schneller. Allerdings kann eine Stoßwellentherapie in einem akuten Stadium schmerzhaft sein. In den meisten Fällen lassen die Symptome nach acht bis zehn Wochen nach.

Im Kloster Strahlfeld (Landkreis Cham) ist Schwester Jubilata zu Hause. Sie weiß, wie man den Schmerz bekämpft – auch, wenn dazu erst mal der ein oder andere Schrei nötig ist.

Wenn die Schmerzen gar nicht aufhören, kann man gemeinsam mit dem Arzt eine Operation in Erwägung ziehen. Dabei macht der Arzt einen kleinen Schnitt am Innenrand der Ferse. Ziel der OP ist es, den auf dem Gewebe lastenden Druck zu verringern. Vier Wochen danach muss der Fuß mit gezielten Übungen gekräftigt und gedehnt werden. Sportler müssen für einige Zeit mit dem Training aussetzen und sollten erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt wieder anfangen.

Wer vorbeugend etwas gegen Plantarfasziitis tun möchte, sollte seine Füße regelmäßig dehnen und kräftigen. „Neben den genannten Dehnübungen hilft regelmäßiges Barfußlaufen in häuslicher Umgebung sowie Greifübungen für die Zehen“, sagt Nazemi. Sportler sollten das Training grundsätzlich nur langsam steigern, um Überlastungen vorzubeugen, rät Preibsch. „Wichtig ist auch, Faktoren wie Übergewicht, Überbelastung der Füße und falsches Schuhwerk zu vermeiden“, sagt Biedermann.

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Der Text ist eine Leseprobe aus der Sonntagszeitung, die die Mittelbayerische exklusiv für ePaper-Kunden auf den Markt gebracht hat. Ein Angebot für ein Testabo der Sonntagszeitung finden Siein unserem Aboshop.