Wirtschaft
Hofmanns Leben ist die Druckerei

Einen 7-Stunden-Tag mit 79 Jahren: Für Firmenchef Josef Hofmann ist das normal. Nun feierte er 50-jähriges Betriebsjubiläum.

10.08.2015 | Stand 16.09.2023, 7:02 Uhr
Sieglinde Geipel

Auch die Buchbinderei gehört in der Druckerei Hofmann zum Arbeitsbereich des Senior-Chefs.

Die Druckerei Hofmann in Regenstauf ist kaum vorstellbar ohne den Seniorchef, Josef Hofmann. Auch mit 79 Jahren ist er täglich von morgens 9 bis nachmittags 16 Uhr im Betrieb. Er leitet die Buchbinderei, erledigt Ausfahrten und verschiedene Verwaltungsaufgaben. Ein Leben ohne Druckerei kann er sich nicht vorstellen, wie er im Gespräch mit der MZ erzählt. Am 8. Juli 2015 wurde ihm in Straubing das Ehrenblatt für das 50-jährige Betriebsjubiläum von der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz überreicht. Auch wenn 2001 sein Sohn Rainer sich als Existenzgründer mit seiner eigenen Druckerei selbstständig machte, behielt Josef Hofmann den eigenen Betrieb, die Buchbinderei. Seit 64 Jahren gehört das Druckhandwerk zu seinem Leben– und die Arbeit macht ihm noch immer Freude.

Brennholz finanzierte die Lehre

Am 24. November 1935 in Hohenwarth im Bayerischen Wald geboren, war es nach Abschluss der Schule nicht einfach, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, erzählt er. Eigentlich wollte er Kaminkehrer werden, doch niemand suchte für diesen Beruf einen Lehrling. Sein vier Jahre älterer Bruder erlernte den Beruf des Schriftsetzers und auch er bekam bei der Druckerei Lohr in Cham die Chance, diesen Beruf zu erlernen. Dass er die Lehrstelle bekam, verdankte er vor allem seiner Mutter, die für den Betrieb Brennholz organisierte. Sie bekam das Holz von einer Spulenfabrik und so sparte der Meister sich die Ausgaben fürs Heizen und konnte dafür zwei Lehrlinge bezahlen. Hoch war das Lehrlingsgehalt damals nicht, weiß Hofmann. Im ersten Lehrjahr gab es 25, im zweiten 35 und im dritten 45 DM. Als Schriftsetzer musste er die Texte für Briefbögen, Rechnungen, Plakate usw. aus den Bleilettern aus dem Setzkasten zusammenstellen. Oft musste dafür erst eine Vorlage gestaltet werden. War das Schriftstück gesetzt, kam der Rahmen mit den Bleilettern in die Maschine, den Heidelberger Tiegel. Bei Plakaten konnte ein solcher Rahmen schon mal ein Gewicht von 60 Kilo haben, das konnte ein Setzer alleine nicht bewältigen.

Mit 19 Jahren hatte Josef Hofmann ausgelernt, doch sein Lehrherr konnte keinen Gehilfen bezahlen und so brauchte er eine neue Arbeitsstelle. Auf Vermittlung seiner Tante kam nach Darmstadt, danach nach Pfungstadt. Doch der Verdienst war mit 1,35 DM in der Stunde recht gering. Als Maschinensetzer wäre sein Lohn um etwa 20 Prozent gestiegen, deshalb ging es weiter nach Weinsberg, hier konnte er sich in zwei Jahren als Maschinensetzer ausbilden lassen.

Lange „Wanderjahre“

„Danach habe ich in Augsburg als Maschinensetzer für 1,75 DM in der Stunde eine Anstellung gefunden“, berichtet Hofmann. Auch wenn das für damalige Verhältnisse gut bezahlt war, wechselte Hofmann 1962 zur Druckerei Aumüller in Regensburg, hier lag der Stundenlohn schon bei 2 DM. Doch er konnte nicht lange bleiben. Nach seiner Heirat brauchte er nicht nur einen sicheren Verdienst, sondern vor allem eine Wohnung. Doch fanmd er nicht in Regensburg. So hieß es wieder umziehen, diesmal nach Trostberg bei Traunstein. Die dortige Druckerei suchte einen Maschinensetzer und hatte eine Wohnung. Nach einem familiären Schicksalsschlag, als Sohn Rudolf verstarb, verließen die Eheleute Trostberg.

Die nächste Station war eine Druckerei in Neckarsulm, die jedoch leider bald in Konkurs ging. Wieder stand ein Umzug an, diesmal in die Nähe von Crailsheim. Ausschlaggebend für die jeweilige Arbeitsstelle war stets, dass man auch eine Wohnung fand. Doch schließlich ging es wieder zurück nach Regensburg zur Druckerei Aumüller. Hofmann erwarb den Meistertitel und am 1. September 1965 wagte er zusammen mit seiner Frau Anna in Regensburg in der Chamer Straße den Schritt in die Selbstständigkeit. Hier stellte er seine erste Druckmaschine „Heidelberger Tiegel“ auf. „Ein geregelter Feierabend, eine Fünf-Tage-Woche oder ein freies Wochenende waren damals undenkbar“, erinnert sich Hofmann. Für den Aufbau eines Kundenstammes, das Einbringen von Aufträgen, das Ausfahren der fertigen Druckerzeugnisse mit dem Fahrrad sowie für die Büroarbeit war seine Frau zuständig. Außerdem galt es die Familie, zu der jetzt auch die Söhne, Uli 1962 und Rainer 1969 geboren, gehörten, zu versorgen. „Ich weiß gar nicht, wie das meine Frau damals alles geschafft hat?“ meint Hofmann.