Denkmaltag in Schwandorf
Hunderte unternahmen Spaziergänge in die Vergangenheit

12.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:40 Uhr
Alfred Merl
Die Stadtführungen – hier über den Dächern der Stadt – waren stark frequentiert −Foto: Fotos: Alfred Merl

„KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“, war heuer der „Tag des offenen Denkmals“ überschrieben. Der Titel ruft Erinnerungen an die deutsche Krimiserie „Ein Fall für zwei“ wach, deren Erfolgsrezept neue Ermittlungsmethoden waren.

Auch bei Denkmalen gibt es viel zu ermitteln, denn sie sind Zeugen ihrer Erbauer und Bewohner, ihre Bausubstanz steckt voller Beweismittel.

So wäre nach der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“, die den Aktionstag bundesweit koordiniert, aufzuklären, „welche Spuren menschliches Handeln über die Jahrhunderte hinweg hinterlassen hat und welche Taten manchmal im und am Bau verübt worden sind“.

Ein weites Feld – doch Johannes Lohrer und sein Team vom Schwandorfer Tourismusbüro hatten sich dieser anspruchsvollen Aufgabe gestellt und neben den „Klassikern“ wie Stadt-, Museums-, Felsenkeller- und Kirchenführungen etliche Neuerungen ins Programm aufgenommen. Dazu gehörte die Sonderführung durchs Bahnhofsviertel mit der Erlöserkirche, die Sonderführung zu den Spuren des Künstlers Peter Mayer oder auch ein Vortag des ausgewiesenen Kenners der Schwandorfer Stadtgeschichte, Ludwig Weingärtner.

Weingärtner zeigte anhand von neun Objekten auf, was der Denkmalschutz durch archäologische Grabungen, Bauarbeiten und Archivforschung Neues hervorgebracht hat. Er benannte auch Objekte, wo der Denkmalschutz seiner Meinung nach versagt hat. So stellte er am Beispiel des Bauvorhabens Landesjugendamt die Frage: „Ist wirklich eine Stadtmauer gefunden worden? Warum zuerst denkmalrechtlich konserviert und dann durch Betonpfähle zerstört?“ Auch ging er auf das Leben und Wirken von Caroline Gräfin von Holnstein, „der schönen Caroline“ ein, die auf Schloss Fronberg geboren wurde und hier auch beigesetzt ist. Ihr berühmtes Portrait hängt nämlich jetzt nicht nur in der Schönheitengalerie in Schloss Nymphenburg, sondern auch im Stadtmuseum Schwandorf.

Alle Führungen und Veranstaltungen waren durchweg gut besucht, sagt Johannes Lohrer: „Besonders stark nachgefragt wurden Führungen durch das Felsenkeller-Labyrinth, die in den vergangenen beiden Jahren pausieren mussten und der historische Blasturm, in dem – ein Highlight für die jüngsten Besucher – an diesem Tage die Glocke geläutet werden durfte. In unmittelbarer Nähe, im Biergarten des Türmerhauses brachte sich Christian Rathey und sein Sohn Max spontan ein. Mit Steirischer und Tenorhorn spielten sie unter anderem Zwiefachenmelodien, die Konrad Max Kunz, der hier geboren wurde, im Jahr 1870 überliefert hat.

Der Leiter des Tourismusbüros, Johannes Lohrer, zeigte sich denn auch hochzufrieden mit dem Verlauf des Aktionstages: „Die Gästeführer der Stadt waren im Dauereinsatz, um ihre Stadt bestens zu präsentieren, das Wetter hat mitgespielt, wir hatten hunderte interessierte Besucher und haben sehr positive Rückmeldungen erhalten – was will man mehr?“