Bühne
I woaß, was bei Eich dahoam los ist!

Martina Schwarzmann entwaffnet ihr Publikum mit Humor, den sie aus dem Staub des Alltags schöpft.

11.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:19 Uhr
Peter Geiger
Martina Schwarzmann kommt vordergründig so leicht daher wie Bayerisch Crème. −Foto: Peter Geiger /Peter Geiger

Nein: Man kann das eh nicht alles, was an einem solchen Abend von Martina Schwarzmann im Prüfeninger Schlossgarten thematisiert wird, unterbringen. Weshalb man sich als Rezensent schon von Anfang an aufs Essenzielle konzentrieren sollte. Abschweifen? Ha, das wäre Todsünde! Am besten, man setzt in Sachen Pointierung auf die Rezeptur der gelernten Köchin aus der Nähe von Fürstenfeldbruck, da, wo sich das Oberbayerische und das Schwäbische schon emulsiv vermischen und aus „halten“ eben „heben“ wird. Führt so sogleich ihre Vorgehensweise vor. Und zeigt ganz nebenbei, auf welche Reflexzonen sie abzielt, mit ihren scheinbar belanglosen Plaudereien, mit denen sie ihre zahlreichen Lieddarbietungen vorbereitet. Und worauf sie sich dann schließlich messerscharf einschießt, bei ihren rund 650 Gästen.

Um endlich zu demonstrieren, weshalb es ihr mit einer Leichtigkeit, die man sonst nur von Bayerisch Crème kennt, gelingt, die Leute so zu bearbeiten, dass über rund 110 Minuten Spieldauer alle hochkonzentriert sind. Außer, das Geschehen eskaliert gerade und alles lacht mal wieder.

Weil Martina Schwarzmann ganz genau weiß, was bei uns allen zuhause los ist. Woher sie ihre Kenntnisse bezieht? Naja, sie ist ja selbst Ehegattin und Mutter von vier Kindern. Stammtischgast und Punkkonzertebesucherin. Und auch Autofahrerin und Konsumentin („I kaaf ois beim Eikaffer ei!“). Weshalb sie über Intimkenntnisse verfügt, was alles schiefgehen kann. So tun beispielsweise der Susi, die gerade triumphierend den Verlust von zwei Kilo vermeldet hat, ihre Freundinnen vornerum schön hin. Und schmieren ihr Honig ums Maul, wenn sie sagen, dass ihr die neugekaufte Jeans „fei ganz guad steht“.

Kaum aber ist die Susi aufs Klo verschwunden, geht‘s los. Dass die Susi im Fasching auch als Rollbraten gehen könnte. Sie müsste sich nur noch Kartoffelsalat unter die Achseln schmieren. Ja, genau so funktioniert das, bei Martina Schwarzmann. Zuerst entwaffnet sie ihr Publikum. Dann nutzt sie diese Situation schamlos aus. Unser Lachen ist dann nur noch die letzte Bastion, die den argen Weg der Selbsterkenntnis erträglich macht. (mgn)