Interview
„Illner würde ich nie etwas antun“

Die ARD bittet zur Rotation: Anne Will folgt auf Günther Jauch, ihren Platz am Mittwoch nimmt Sandra Maischberger ein.

13.01.2016 | Stand 13.01.2016, 6:31 Uhr

Moderatorin Sandra Maischberger Foto: dpa

Für ARD-Talkerin Sandra Maischberger beginnt das Jahr mit deutlichen Veränderungen. Ihre Sendung bekommt einen neuen Titel, wechselt den Tag und wird sich auch inhaltlich neu ausrichten, nämlich mehr politische Themen als bisher transportieren, wie die 49-Jährige in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur sagte. Allerdings erwächst der Gesprächsrunde „Maischberger“ am späten Mittwochabend ein neuer Konkurrent: die Champions League im ZDF. Maischberger: „Das sehe ich jetzt schon mit Grauen.“

Ab 13. Januar sitzen laut Titel der Sendung keine Menschen mehr bei Maischberger. Statt „Menschen bei Maischberger“ heißt es nun ganz simpel „Maischberger“ - Wie kommt denn so etwas?

Dafür gibt es zwei Gründe: In den Ankündigungen der Zeitungen gibt es jetzt mehr Platz für die Namen der Gäste. Außerdem ist der Titel „Maischberger“ schlichter, gerader, einfacher: Es wird ja auch gefragt: „Hast du den Schmidt bei „Maischberger“ gesehen? Und nicht: Hast du den Schmidt bei „Menschen bei Maischberger“ gesehen?“

Aber wären Sie nicht eitel genug, den Vornamen noch im Titel unterzubringen? Es heißt ja auch „Maybrit Illner“.

Viel zu lang! Zählen Sie mal die Silben...

Sie rücken mit der Sendung von Dienstag auf Mittwoch: Tut sich denn inhaltlich etwas?

Was wir nicht machen werden: auf die Menschen zu verzichten. Mein Redaktionsteam zeichnet sich dadurch aus, dass es geschafft hat, im Chor mit anderen Talks immer wieder Gäste zu finden, die sonst nicht im TV auftreten. Da werden wir anknüpfen. Ansonsten wollen wir politischer und aktueller werden. Wir haben jetzt die Gelegenheit, nach einem Tag Talkpause in der ARD am Mittwochabend das wichtigste aktuelle Thema aufzugreifen. Das war mal anders, weil wir angesichts von vier oder fünf Talks immer versucht haben, ganz andere Themen aufzugreifen. Wenn wir jetzt politischer werden wollen, heißt das aber nicht, dass wir wieder alle fünf Generalsekretäre zusammentrommeln, sondern eine Mischung aus Bekannten und Unbekannten präsentieren wollen. Wir wollen auch experimentieren: mal vielleicht nur zwei Gäste einladen, mal eine ganze Interessensgruppe.

Mit dem Sendeplatzwechsel auf Mittwoch könnten Sie Ihrer ZDF-Kollegin Maybrit Illner, immer donnerstags zu sehen, vorweg ein Schnippchen schlagen...

Meiner Freundin Maybrit Illner würde ich nie etwas antun! Aber natürlich ist der Hintergedanke der ARD der, dass wir die zweite Wochenhälfte nicht dem ZDF überlassen wollen. Für uns macht der Wechsel viel Sinn: inhaltlich, auch wenn er von der Quote her ein Risiko sein mag. Aber es tut gut, mal gepiekst zu werden. Hinzu kommt, dass wir im Hause WDR nicht mehr von der Abteilung Unterhaltung, sondern von der Politik betreut werden.

Ärgerlich müsste für Sie doch sein, dass das ZDF mitunter mittwochs ziemlich üppig mit der Champions League auftrumpft.

Das sehe ich jetzt schon mit Grauen. Ich habe ja gesehen, wie meine Vorgängerin Anne Will an diesen Tagen gekämpft hat. Es wird hart werden. Wir haben aber die Möglichkeit, mittwochs Themenabende in Kombination mit den Fernsehfilmen zu gestalten. Der erste wird am 20. Januar mit dem Film „Operation Zucker. Jagdgesellschaft“ ausgestrahlt - darin geht es um Kinderprostitution. Das ist dann auch unser Thema.

Aber Sie hätten doch auch „Nein“ zu allem sagen können?

Hätte ich abgelehnt, wäre es meinem Sender schwer gefallen, mich zu zwingen. Aber nochmal: Das Risiko tut gut, deswegen habe ich freudig „Ja“ gesagt.

War die Nachfolge von Günther Jauch am Sonntagabend für Sie kein Thema?

Journalistisch reizvoll, quotentechnisch ein Geschenk, familiär sehr schwer.

Andere Moderatoren des Sonntagabend-Talks haben nicht ein Kind, sondern vier! Zum Beispiel Günther Jauch.

Wenn mich das Angebot erreicht hätte, hätte ich einen Konflikt ausstehen müssen. Beim Sonntagabend handelt es sich aber um einen Sendeplatz des NDR, nicht um einen des WDR, daher ist der Kelch an mir vorbeigegangen.

Sie haben kürzlich Ihren Vertrag bis Ende 2017 verlängert. Haben Sie schon den Überblick, was danach passiert?

Diesem Gedanken verschließe ich mich. Ich habe meinen Vertragshorizont und nicht mehr. Und ich habe ja noch meine Produktionsfirma, die 2015 neben dem Talk 40 Dokumentationen und Reportagen gedreht hat und die Sendung „Ich stelle mich“ für das WDR Fernsehen. Das ist so schlecht nicht! Am 10. Januar war das Dokudrama „Der gute Göring“ im Programm des Ersten, außerdem arbeiten wir gerade an einem Dokudrama über die Spioninnen Mata Hari und Elsbeth Schragmüller.

Zur Person

Sandra Maischberger, 1966 in München geboren und Absolventin der Deutschen Journalistenschule, wurde dem TV-Publikum ab 1990 an der Seite von Erich Böhme in der Sat.1-Runde „Talk im Turm“ bekannt. Seit 2003 talkt sie im Ersten. Maischberger wohnt in Berlin, ist verheiratet mit dem Kameramann Jan Kerhart und hat einen Sohn.