Impfbereitschaft gegen die Schweinegrippe steigt

05.11.2009 | Stand 05.11.2009, 14:12 Uhr

Der Nittenauer Facharzt für Innere Medizin, Johann Hartl, hat seine eigenen Erfahrungen mit der Schweinegrippe-Impfung gemacht. „Derartige Nebenwirkungen habe ich bislang bei keiner anderen Impfung gesehen“, sagt Hartl.

Am Montag hat er sich selbst und seine sechs Arzthelferinnen mit Pandemrix geimpft. Alle haben, nach eigenen Aussagen, „starke“ Nebenwirkungen verspürt – stechende Schmerzen im Arm, Schüttelfrost und Schweißausbrüche sowie Übelkeit. Die Symptome dauerten zwei Tage an.

Das Gesundheitsamt Schwandorf weiß bislang nichts von heftig und häufig auftretenden Folgebeschwerden. Maximilian Kühnel, Leiter des Gesundheitsamtes, verfolgt die beispielsweise vom Paul-Ehrlich-Institut veröffentlichten Erfahrungsberichte.

Als Ursache für die heftigen Nebenwirkungen sieht Hartl nicht den Impfwirkstoff selbst an, sondern die Zusatzsubstanz, den so genannten Wirkstoffverstärker, sagt er. Es gebe andere Produkte auf dem Markt, die den reinen Wirkstoff beinhalteten. Dieser sei zwar teurer, aber es würden weniger häufig Nebenwirkungen auftreten.

Kühnel sieht das anders: „Der Impfstoff hat alle Zulassungsverfahren durchlaufen.“ Dank der Entwicklung mithilfe eines Musterimpfstoffes sei der Entwicklungsprozess auch so zügig verlaufen.

Nach neun Schweinegrippe-Toten in Deutschland ist die Impfbereitschaft inzwischen vielerorts auch deutlich gestiegen. Innerhalb weniger Tage habe sich die Einstellung der Bevölkerung zur Impfung gegen die Schweinegrippe komplett gedreht, sagte Uwe Köster von der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. In Münster (Nordrhein-Westfalen) ist das gelieferte Serum bereits komplett aufgebraucht.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnte davor, die Auswirkungen der Pandemie zu unterschätzen. Eine Impfung sei immer noch der beste Schutz, erklärte WHO-Sonderberater Keiji Fukuda am Donnerstag in Genf. „Die Pandemie ist das dominante Grippevirus in allen Ländern geworden“, sagte Fukuda. „Wir haben es nicht mit der (üblichen) saisonalen Grippe zu tun.“ Viele Symptome seien zwar ähnlich, aber häufig komme es auch zu schweren Erkrankungen und sogar Todesfällen. Besonders Schwangere und bereits unter anderen Krankheiten leidende Menschen seien gefährdet.

Die WHO betonte, dass die besonders schweren Erkrankungen und Todesfälle durch die Schweinegrippe vor allem bei Erwachsenen unter 50 Jahren aufgetreten sind. Dies stehe in starkem Widerspruch zu den normalen Grippewellen, bei denen die schweren Fälle zu 90 Prozent bei Menschen über 65 Jahren und älter auftreten.

Unterdessen wurde in Deutschland ein weiterer Impfstoff gegen die Schweinegrippe zugelassen. Das Präparat Celtura wird mittels Zellkulturen hergestellt statt wie die meisten anderen Grippe-Impfstoffe in Hühnereiern. Diese Technik ist laut Novartis in Europa bereits für einen Impfstoff (Optaflu) gegen die saisonale Grippe zugelassen. Der Impfstoff, der einen Wirkverstärker (Adjuvans) enthält, kann auch Menschen mit Hühnereiweißallergie gegeben werden.