Natur
Insekten- Schutz kann so simpel sein

Wolfgang Seidl aus Lohberg legte ein Sandarium für bodennistende Wildbienenarten an. Das zu bauen, ist gar nicht so schwer.

18.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:16 Uhr
Maria Frisch
Auf der Rückseite des Holzbackofens im Lohberger Vereinsgarten hilft neuerdings ein Sandarium den Wildbienenarten. −Foto: Maria Frisch

Drei Viertel der 560 Wildbienenarten, die in Deutschland vorkommen, nisten im Boden und an sandigen Hängen. Wer den solitären Wespen und Co helfen will, kann mit einem Sandarium eine Nistgelegenheit schaffen. „Es ist eine gute Ergänzung zum verbreiteten Insektenhotel“, ließ sich auch OGV-Chef Wolfgang Seidl überzeugen. Der Naturliebhaber baute selbst im OGV-Vereinsgarten ein solches Sandbeet und freut sich über die Bewohner.

Den Anstoß, den Wildbienen unter die „Flügel“ zu greifen, erhielt Wolfgang Seidl von einer Fernsehsendung. Das Thema hat ihn dann schon einige Zeit beschäftigt, bis er hinter dem Backofen im Vereinsgarten eine Stelle ausfindig machte, die geeignet für das Vorhaben war. Der OGV-Chef hat vor einigen Wochen damit begonnen, darauf gelben Sand, vermischt mit Lehm wegen der größeren Stabilität aufzubringen. Als er mit den Vorbereitungen fertig war, entdeckte Erika Babl von der Zertifizierungskommission „Naturgarten“ die einfache, aber sehr zweckmäßige Insektenbehausung.

Nachahmungseffekt auslösen

Als „Insektenfachfrau“ gab sie Wolfgang Seidl noch einige Tipps, so dass er wieder Antrieb verspürte, die Anlage fertigzustellen. Zum Beispiel hat sie ihm geraten, das Areal mit Totholz einzusäumen, weil die Insekten daraus ihr Nistmaterial entnehmen. „Damit das Sandarium kein Katzenklo wird, habe ich auf Anraten von Erika Babl Brombeerranken auf der Fläche sowie der Einfassung verteilt. Eine Alternative wäre auch Rosenschnitt“, erzählt Wolfgang Seidl.

Die Kollegin aus Chammünster legte Wolfgang Seidl noch nahe, einzelne Schneckenhäuser als zusätzliche Brutzellen für Schneckenhausmauerbienen auf dem Sandbeet auszulegen. Ein blühendes Kräuterbeet in der Nähe kann das Nahrungsangebot für die Insekten erhöhen.

Ob, wann und von welchen erdnistenden Insekten ein Sandbeet angenommen wird, ist ausschließlich deren Sache. „Wir sollten nicht in Ungeduld verfallen, wenn die Wohnraumbelegung anders als erwartet abläuft“, hat sich Wolfgang Seidl auf Überraschungen eingestellt. Der Obst- und Gartenbauverein Lohberg war bisher stets bestrebt, einen Nachahmungseffekt auszulösen. Beim Angebot von Blühsamen sei das Vorhaben bereits gelungen. Nun möchte er auch seine jüngste Errungenschaft wärmstens für die Privatgärten empfehlen.

Unaufgeräumtes zulassen

„Die Insektenhotels sind keine Konkurrenz, weil die Bodenbrüter niemals in obere Stockwerke einziehen“, weiß Wolfgang Seidl inzwischen. Einige Baustoffe des Insektenhotels sind ohnehin nicht optimal, weil die Stängel von Schilf oder Staudenknöterich zu groß und somit allenfalls eine optische Ausgestaltung darstellen.

Standort: Maße: Material: Anlage:
Ein möglichst sonniger Platz im Garten.Mindestens 40 x 40cm und eine Tiefe von 40 cm, um den Wildbienen ausreichend Platz für ihre Niströhren zu bieten.Am besten ist der gelbe Mauersand (Grubensand) mit Lehm vermischt.Damit die Grube befüllen und als Hügel anhäufeln, mit einer Schräge nach außen. So kann Regenwasser ablaufen und die Oberfläche möglichst schnell trocknen. Totholz, wie Äste, Wurzeln oder aufgestellte Weinreben, auch als Sandbeeteinfassung, dienen als weiterer Nistplatz.

Das Beste wäre zweifellos der natürliche Lebensraum, für den jedermann etwas beitragen kann. „Wichtig wäre, die Stängel stehen zu lassen und nur die verwelkte Blüte zu köpfen, damit die Insekten hinein kriechen können“, appelliert Wolfgang Seidl für das „Unaufgeräumte“ im Garten. Nach dem Überwintern der Insekten kann man das Verdorrte genauso gut im Frühjahr abschneiden.

Wo die Natur keine oder zu wenige Behausungen hergibt, ist ein Sandarium eine Hilfestellung. Beliebt sind sonnige oder halbschattige Erdstellen mit nährstoffarmer Erde, die wenig bewachsen sind. Die Insekten graben einen Nistgang und legen dort ihr Ei mit ausreichend Pollenvorrat, konserviert je nach Art mit Harz, Pflanzenöl, Mörtel oder Blättern ab.

Diese Gänge können wenige Zentimeter, aber auch bis zu einem Meter tief sein. Für die Ansiedlung von Insekten brauche man wieder blütenreiche Wiesen und kleine Strukturen, die in der gegenwärtig oft ausgeräumten Landschaft ausgedünnt wurden. „Falls die Kehrtwende nicht geschafft wird, schreitet das Insektensterben weiter fort“, warnt die Naturgarten-Expertin Erika Babl.