Tipp
Kaffee und Kuchen im Fahrradkeller

Ein neuer Laden huldigt dem historischen Radsport. In der neuen Café-Werkstatt „Eddy would attack“ kommen auch nicht radaffine Stilisten auf ihre Kosten.

07.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:20 Uhr

Ralf Siegemund stilisiert im Eddy historische Rennräder zum Lebensgefühl. Fotos: Pelke

Räder an jeder Straßenecke: In der Stadt sind Drahtesel die neuen Statussymbole. Umso älter desto besser, lautet das Motto. Besonders angesagt sind historische Rennräder. Oliver Schwarzäugel und Ralf Siegemund haben nun in Nürnberg für Freunde der Nostalgie-Velos einen neuen Laden aufgemacht.

An der berühmt-berüchtigten Frauentormauer in Nürnberg tut sich etwas. Wo sonst nur rote Laternen für Abwechslung sorgen, haben zwei Radsport-Enthusiasten einen Tempel für die Rennrad-Kultur eröffnet. Benannt ist der neue Treffpunkt für „Vintage-Bicyclisten“ nach der belgischen Rennfahrer-Legende Eddy Merckx. Ins „Eddy would attack“ kommen die Gäste, um bei einem Kaffee über ihre historischen Schätze auf zwei Rädern zu plaudern.

Alte Werkstatt umgebaut

„Mir gefallen die alten Rennräder aus ästhetischen Gründen. Die alten Räder schauen einfach besser aus als die neuen Rennräder“, findet beispielsweise Alex und nippt an seinem Espresso. „Mir gefällt in dem Laden die Atmosphäre und der Stil. Die Location hier in der alten Industriewerkstatt findet man in Nürnberg sonst selten“, erklärt der Gast und zeigt auf die ausladende Fensterfront, die wie in einem echten New Yorker Basement auf Straßenniveau den Blick nach draußen auf die Frauentormauer freigibt. In einer Nische in der Stadtmauer stehen einige bunte Stühle und Tische für die Gäste bereit.

Die meisten Gäste machen es sich wie Alex in dem Fahrradkeller gemütlich. Langbänke, wie man sie noch aus dem Sportunterricht in der Grundschule kennt, dienen als Sitzmöbel. Radfreunde mögen es offensichtlich, nicht allzu weich zu sitzen. Der harte Rennradsattel lässt grüßen. Viele Gäste kommen mit dem eigenen Rennrad ins „Eddy“. In der einen Hand balancieren sie ihre Kaffeetasse, in der anderen Hand halten sie lässig das Radl fest. Für Reparaturen steht sogar eine Werkstatt zur Verfügung. „Wir machen hier alles und versuchen den Leuten mit ihren großen und kleinen Wehwehchen immer gleich zu helfen“, erklärt Schwarzäugel. „Wir stehen beide auf Retro-Rennräder und haben hier den idealen Ort für den ganzen Lifestyle rund um die alten Rennräder gefunden“, freut sich Schwarzäugel und zeigt auf die vielen Räder, die in dem Laden von den Wänden baumeln. „Wir richten in der Werkstatt alte Räder neu her. Das ist eigentlich unser Hauptgeschäft“, erklärt Schwarzäugel.

Aus der Portokasse können die Gäste die alten Schätze nicht bezahlen. Rund 500 Euro müssen Einsteiger für ein historisches Modell mindestens berappen. Grenzen nach oben gibt es in dem rennradverrückten Loft kaum. Für die silberne Rennmaschine mit dem blauen Lenkerband und dem wohlklingenden Titel „Fausto Coppi“ muss der Kunde schon 950 Euro auf den Tisch legen. Teuer finden das die beiden Betreiber nicht. „Die Räder halten locker noch 50 Jahre. Außerdem haben die Stahlrahmen-Räder einfach mehr Stil als diese neuen Tupperware aus Carbon“, sagt Siegemund und erklärt, dass sich rund um den Nostalgie-Radtrend ein ganzer Lebensstil entwickelt habe. Wichtig seien nicht nur die Räder. Auch die Accessoires wie Handschuhe und Radtrikots müssten passen. „Stahlrennräder sind wie Oldtimer. Die Leute sind einfach fasziniert von dem Design“, erklärt Siegemund, der selber eine stattliche Rennrad-Sammlung besitzt.

Auch Konzerte sind geplant

Das neue Rennrad-Café an der Nürnberger Frauentormauer direkt gegenüber vom Opernhaus soll für die Liebhaber der Vintage-Räder zum neuen Treffpunkt werden. Drumherum um den neuen Bike-Trend sollen Ausstellungen und Konzerte veranstaltet werden. Ganz nebenbei wollen Siegemund und Schwarzäugel mit ihrer neuen Café-Werkstatt ein vernachlässigtes Eck in der Altstadt beleben. „Die Gegend war hier bislang tot. Mit dem ,Eddy‘ wollen wir hier Leben und Stil reinbringen“, kündigt Siegemund an. Der Laden in der Frauentormauer 18 sei schon kurz nach seiner Eröffnung zu einem echten Geheimtipp nicht nur für Freunde des Vintage-Radrennsports geworden.