Reisen
Katrin Lux entdeckt ihre Heimat neu

Das Publikum kennt sie als Fanny von „Dahoam is Dahoam“. Nun hat die Schauspielerin ein Buch über das Mostviertel verfasst.

27.12.2016 | Stand 16.09.2023, 6:33 Uhr
Die zehnjährige Celine ist ein großer Fan von „Dahoam is Dahoam“ – so freute sie sich sehr, Schauspielerin Katrin Lux in Zirndorf zu treffen. −Foto: Budig

Die Metzgerstochter Katrin Ritt träumte schon als Kind davon, Schauspielerin zu werden. Mit 18 verließ sie die Heimat, das niederösterreichische Mostviertel. 18 Jahre später, als etablierter Serienstar, entdeckt Katrin Lux mit ihrem Mann ihre Heimat neu: In ihrem Buch „mild & wild“ beschreibt das Mostviertel zwischen Salzburg und Wien, seine Menschen, seine Gegenden. Ihr Buch hat Lux in Zirndorf vorgestellt. Das Publikum kennt sie aus dem Fernsehen. 2013 kam Katrin Lux zu„Dahoam is Dahoam“, ein bayerisches Dorfspiel im fiktiven Lansing, das in seiner Schlichtheit keinen Seufzer, keinen Augenaufschlag auslässt und wehmütige Sehnsucht nach Dietls frühen Serien, nach Münchner G’schicht’n weckt. „Dahoam“ is da, wo a jeder jeden kennt, duzt, in den Arm nimmt, wo mit einem tragischen Augenaufschlag, einem Lächeln alles erklärt, gelöst, gereinigt wird. So geht das, im Vorabendprogramm. Bis zu 1,3 Millionen Zuschauer in ganz Deutschland schalteten 2015 jede Episode aus Lansing ein. „Dahoam is Dahoam“ ist am Vorabend unangefochtener Marktführer in der deutschen Fernsehlandschaft.

Auch die Rolle ist Österreicherin

Fanny heißt die Köchin, bald auch Lebensgefährtin vom Brunnerwirt, die Lux spielt. Laut Drehbuch ist Fanny praktischerweise aus Niederösterreich nach Lansing zugezogen. In einer aktuellen Folge backt Fanny Plätzchen und verbietet Tochter sowie Lebensgefährte Gregor streng die vorweihnachtliche Nascherei. Doch dann erliegt sie abends, froschgrüne Kochjacke gegen rosafarbenen Spießerjoggie ausgetauscht, selber einem Naschflash und erfährt am eigenen Leib, wie es sich anfühlt, der Versuchung nicht widerstehen zu können.

Als Lux im Zirndorfer Bergclub auftaucht, trägt sie keine grüne Kochjacke und nur ein bisschen rosa. Der Bergclub liegt direkt beim Waldspielplatz „Achterplätzchen“ und hat nach hinten raus einen stattlichen Saal mit uriger Heimatbühne. Lux strahlt und findet gar nichts dabei, dass höchstens drei Dutzend Fans gekommen sind. „I fühl mi am wohlsten, im kleinen Rahmen. Wenn’s net so fui Leit sin und alles ganz intim is, gell“, strahlt sie.

Es könnte also ein lustiger Abend werden, wo man nachher seine Spottverse in die Tasten haut – doch dann bekommt Lux die Kurve, als es darum geht, von ihrem Buch und vom Mostviertel zu erzählen. Sie wohnt inzwischen mit ihrem Partner und ihrer Tochter aus erster Ehe in München. Das Mostviertel war ihr über die Jahre immer weiter entrückt. Bis sie wieder anfing, an freien Tagen nach Hause zu fahren und ihrem Mann die alte Heimat zu zeigen. Dem Zirndorfer Publikum erzählt sie anschaulich von ihren Entdeckungen zweier Mostviertel, mal mild und wild. Im milden Teil, sanfte Hügel, stattliche Höfe, wurde seit jeher Most ausgebaut, nicht aus Äpfeln, sondern aus kleinen, festen, herben Birnen. Eine Million Bäume gab es einmal, die kurze Zeit der Birnenblüte kann es mit jedem japanischen Kirschblütenfest locker aufnehmen. Doch irgendwann verloren die Leute die Lust am herben Bauerntrunk. Jahrzehnte später, nur mehr 300 000 Bäume sind geblieben, haben die Großbauern ihren Most wiederentdeckt. Inzwischen gilt der Birnenmost als Delikatesse.

Tiefe Wälder und wilde Täler

Nur wenige Kilometer weiter führen die Wege in tiefe Täler und unwegsames Gelände. Wölfe sollen hier noch hausen. Hier hatten im Mittelalter die Erzbarone das Sagen, die Gegend war Europas größter Eisenlieferant. Noch im 18 Jahrhundert wurden sechs Millionen Sensen hergestellt und hauptsächlich exportiert. Im wilden Teil des Mostviertels haben die Luxens zum Beispiel den Eibl Sepp besucht, einen Schmied vom alten Schlag. In den Tälern haben sich Bergbäche ihre eigene Gegend erkämpft. Fliegenfischer von überall her träumen hier den Traum weiter, den Cineasten aus Robert Redfords Montana-Film „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ kennen, mit dem Brad Pitts Weltkarriere begann.

Mehr Nachrichten aus der Region Nürnberg finden Siehier.